Das Herz des Hauses
die Lifestyle-KücheN-Trends 2021
„Eine gute Küche ist das Fundament allen Glücks“, hat der einflussreiche französische Meisterkoch Auguste Escoffier (1846
bis 1935) einmal gesagt. Und wer wollte ihm da widersprechen? Zumal eine gute Kücheneinrichtung und -ausstattung wichtiger ist denn je. Denn wir alle verbringen inzwischen mehr Zeit zu Hause, und allerorten wird mehr gekocht. Das Fundament des Glücks
erlebt eine Renaissance.
Kochen und Essen, Kommunikation und Zusammenleben – das alles und noch viel mehr spielt sich in der Küche ab, sie ist zum Zentrum der Wohnung oder des Hauses geworden. Denn in der Küche, da schlägt das Herz des Hauses. „Für viele Menschen weltweit war die Küche schon immer der Mittelpunkt ihres Zuhauses – nicht erst seit Homeoffice und Homeschooling die neue Realität sind“, fasst es ein Sprecher des Herstellers SieMatic zusammen. „Die Küche ist schon längst viel mehr als nur ein Ort zum Kochen“, sagt Küchenexperte Manuel Wietzke von „Küchen Am Wall“. „Sie ist zum Erlebnisraum geworden, zum Ort des Austauschs und der Inspiration.“ Zum Kochen ist das Wohnen hinzugekommen, die Küche ist ein Multifunktionsraum und ein Genussort. Ein Platz, an dem heute deutlich mehr Zeit verbracht wird als früher – und zwar mit Vergnügen. Die Zeit, die in der Küche verbracht wird, ist „bei einigen unserer Kunden um ein Vielfaches gestiegen“, hat Kersten Renkwitz beobachtet, Inhaberin von „Küchen Am Wall“.
Die Lifestyle-Küche 2021 ist ein wohnlicher Ort und zugleich ein Platz, an dem smarte Technologie wirkungsvoll zum Einsatz kommt. Die moderne Küche hat einen offenen Charakter und kann buchstäblich über sich hinauswachsen. Fünf starke Trends definieren das Fundament des Glücks, das Herz des Hauses.
Küchentrend 1: Der offene Grundriss
Ganz klar: „Offene Raumkonzepte sind weiterhin sehr gefragt“, sagt Küchenexpertin Kersten Renkwitz. Bei Neubauten ist der sanfte Übergang zwischen Küche und Wohnbereich inzwischen praktisch eine planerische Selbstverständlichkeit. „Ich müsste wirklich überlegen, wann ich das letzte Mal eine Küche für einen Neubau geplant habe, welche nicht in einem offenen Wohnkonzept integriert war“, sagt Manuel Wietzke. Die Küche wird als Raum im Raum inszeniert, der Essbereich fügt sich harmonisch an, die Übergänge sind fließend. Das wirkt lässig und kommunikativ. Küchenzeilen und Kücheninseln fügen sich ein in einen offenen Ess- und Wohnbereich. Moderne Küchentechnologie sorgt dafür, dass Gerüche und Düfte dort bleiben, wo sie hingehören – über Topf und Teller. Frei stehende Elemente und Inseln fungieren zugleich als strukturgebende Raumteiler. Und wohin mit den Dingen, die störend herumstehen würden? Stauraum ist gefragt, der Nötiges, aber nicht durchweg Benötigtes elegant aus dem Blickfeld verschwinden lässt. Der gute alte Hauswirtschaftsraum lässt grüßen. Er feiert gerade ein Comeback – und ermöglicht dem offenen Grundriss so die nötige Offenheit und Leichtigkeit.
Gern werden auch Pocket-Door-Schränke eingesetzt. Sie machen Elemente der Küche im Handumdrehen verfügbar und lassen sie ebenso schnell wieder ins Verborgene gleiten. Kaffeebar und Küchengeräte verschwinden hinter diesen Schranktüren wie in einer Tasche. Apotheker- und Eckauszüge nutzen die Tiefe eines Schranks – und damit Platzreserven – optimal aus. Die offene Küche braucht in Anmutung und Ambiente eine gewisse Großzügigkeit. So bleibt der kombinierte, ineinanderfließende Koch-, Ess- und Wohnbereich wirklich das, was er sein soll: wohnlich.
Küchentrend 2: Dunkle Töne, hellere Akzente
Dunkel dominiert! „Die Küchenindustrie setzt stark auf dunkle Farben und Grautöne wie zum Beispiel Graphitgrau oder Steingrau“, sagt Kersten Renkwitz. „Gerne werden matte Fronten mit dunklen Furnieren – zum Beispiel aus einer schwarzen Eiche – oder Nussbaum-Hölzern kombiniert. Ebenso ein klarer Trend geht zu mattschwarzem Zubehör wie zum Beispiel Armaturen oder Griffe. Auch Elektrogeräte haben einen immer geringeren Edelstahlanteil und die Farbe Schwarz dominiert.“
Schwarz und Anthrazit wirken in Kombination mit beinahe allen Holzarten edel – und lassen helle Accessoires gleichsam leuchtend hervortreten. Apropos: Selten ist alles komplett aus einem Guss. Akzente durch Material-Kombinationen und Stilmix sind gewünscht und geben der Küche einen persönlichen Touch.
Küchenfront und Wandfarbe, Geräte und Arbeitsplatte sind inzwischen in der matten Farbpalette zu Haus. Schwarz samtmatt, Kieselgrau, Puder – einige der Töne aus der aktuellen Kollektion des Herstellers SieMatic. Allgemein ist eine gewisse Zurückhaltung angesagt, die Küche bleibt oft weitgehend grifflos und lässt sich mal mit mechanischer, mal mit elektrischer Unterstützung öffnen. Wenn es doch Griffe gibt, dann fügen sie sich höchst dezent ein. Oder es verbergen sich Mulden und Griffleisten in der Front. Insgesamt gewinnt die Küche durch diese Zurückhaltung ein ruhiges Erscheinungsbild. Und damit ölige oder mit Mehl bestäubte Finger – hier wird ja schließlich tüchtig gekocht und gebacken! – keine störenden Spuren hinterlassen, sind viele neue Küchen mit einer ausgesprochen hilfreichen Anti-Fingerprint-Versiegelung versehen. Das schont die Oberflächen. Und die Nerven. Die Armaturen? Schwarz, Gold, Kupfer.
Wenn es dann doch lieber farbig statt dunkel werden soll, kommen naturverbundene Farben ins Spiel, Beige- und Sandtöne etwa. Auch Pastelltöne sind ein Thema, insgesamt bleibt es jedoch eher gedeckt. Terrakotta setzt Akzente, abgetönte Rot- und Rosavarianten machen es ebenfalls. Und der Klassiker, die weiße Küche? Auch noch da! „Die weiße Küche, ob matt oder glänzend, ist gefragt und wird häufig realisiert“, sagt Manuel Wietzke.
Trend-Thema bei Arbeitsplatten und Wandverkleidungen ist auch Marmor – von der hellen Tönung bis zum dunklen Anthrazit. Zum Einsatz kommt allerdings meist Keramik oder Quarzit. Der Werkstoff Marmor selbst ist viel zu empfindlich für die Küche. Auf Säure aus Zitrusfrüchten, auf Essig, Wein und Öl reagiert er mit bleibenden Spuren. Das ist dann doch nicht so der gewünschte Effekt im Wohnbereich Küche.
Küchentrend 3: Zurück zur Natur!
Natur pur – das gilt nicht allein für die Zutaten, sondern auch für die Umgebung, in der sie zubereitet werden. Holzwerkstoffe und auch recycelte Materialien sind auch in der Küche im Kommen. Zudem ziehen – neben den obligatorischen Kräutern – auch Zimmerpflanzen ein: Urban Farming ist im Wohnbereich der Parallel-Trend zum Urban Gardening im Freien.
Holz hat´s! Das Naturmaterial schafft ein angenehmes Raumklima, in dem wir uns wohlfühlen; es ist optisch wie haptisch ein Vergnügen und es steht für Authentizität. Es macht die Küche zum sichtbaren Gegenpol zur digitalisierten Welt, ohne zeitgenössische Technologie zu verleugnen. Der Hersteller Team 7 zum Beispiel vereint in der „echt.zeit“-Küche des Team-7-Chefdesigners Sebastian Desch Elemente aus der Natur mit unsichtbar eingefügter Technik. Dreh- und Angelpunkt: die Kücheninsel, die Kommunikationszone und Work-Station miteinander verbindet. Die unterschiedlich hoch gestalteten Bereiche ermöglichen Küchenarbeit nach ergonomischen Gesichtspunkten. Der Spülenschrank wurde auf den Einsatz eines umweltschonenden Wasseraufbereitungssystems zugeschnitten – Nachhaltigkeit bis ins Detail.
Frische Lebensmittel werden hier natürlich auch ökologisch aufbewahrt: In speziell gefertigten Naturholzboxen halten sich Obst, Gemüse und Co. lange – dunkel, trocken, belüftet und umgeben von hygienischem Naturholz. Apropos Natur – Indoor Gardening ist auch in dieser Küche ein Thema. Die mattschwarze Lichtbrücke der „echt.zeit“-Küche liefert eine dem Tageslicht nachempfundene Beleuchtung. Angenehm für die Wohnatmosphäre, angenehm für die Küchenarbeit und angenehm für frische Kräuter, die in diesem Licht prächtig sprießen können.
Küchentrend 4: Clever und smart
Die Küche der Gegenwart „denkt“ mit. Clevere Einbaugeräte übernehmen Verantwortung, können zum Beispiel nahezu eigenständig backen. Geschirrspüler dosieren selbst und setzen sich selbstständig in Gang. Der Backofen verkündet, wann Braten, Lasagne oder Kuchen fertig sind. Künstliche Intelligenz verbindet sich mit Kochkunst. Ofenkameras erlauben die Überwachung des Garvorgangs via Smartphone, Türen lassen sich durch Sprachsteuerung öffnen. Geräte werden über Smartphone oder Tablet miteinander vernetzt, kontrolliert und gesteuert.
„Die Elektrogeräte werden immer ,smarter’ und lassen sich größtenteils in das Hausnetzwerk integrieren“, sagt Expertin Kersten Renkwitz von „Küchen Am Wall“. „Die Geräte sollen dem Benutzer Freude bereiten und einfach und intuitiv zu bedienen sein. Auch das Thema der Sprachsteuerung – zum Beispiel zum Öffnen und Schließen von Küchenmöbeln oder Einschalten und Dimmen der Beleuchtung – nimmt immer mehr Einzug in die Küchenplanung.“
Der Hersteller Gaggenau hat in diesem Jahr die Vario-Kühlgeräte der Serie 200 herausgebracht. Hochwertige Materialien in warmen Tönen, zeitloses Design, raffinierte technologische Details – das ist der Mix bei Kühlschrank, Kühl-Gefrier-Kombination und Gefrierschrank. Warmweiße LED-Beleuchtung im Innenraum betont die Farben frischer Lebensmittel. Höhenverstellbare Ablageflächen aus besonders lichtdurchlässigem Optiwhite-Glas lassen die weiche Beleuchtung im gesamten Innenraum erstrahlen.
Dunstabzug nach unten: Kochdünste und Gerüche gar nicht erst hochsteigen lassen, sondern dort absaugen, wo sie entstehen – das ist das innovative Prinzip des Herstellers Bora. Der Dunstabzug geschieht praktisch direkt auf dem Herd. Dünste haben gar keine Möglichkeit mehr, hochzusteigen und sich im Raum zu verteilen. Kochen „wie an der frischen Luft“, das ist das Versprechen des Herstellers. Obendrein gibt es keine womöglich störende Haube in Kopfhöhe, keinen Dampf im Blickfeld, keine beschlagenden Brillen.
Küchentrend 5: Die Küche wächst über sich hinaus
Gute Küchenmöbel sind funktional, aus hochwertigen Materialien gefertigt und langlebig – was liegt näher, als diese Vorteile auch außerhalb des Kochbereichs zu nutzen, zumal offene Grundrisse und fließende Übergänge ohnehin dazu verleiten? Die Küche als Raum im Raum setzt sich so auch in anderen Räumen fort – eben durch ihren Look, durch ihr Material und dessen Eigenschaften, die beispielsweise auch in Bad und Flur sinnvoll zum Tragen kommen können. Entscheidende Details wie Schubkästenführungen, Türscharniere, Fronten müssen bei Küchenmöbeln besondere Voraussetzungen erfüllen – etwa, was Feuchtigkeitsbeständigkeit und Haltbarkeit betrifft. Auch die Korpusstärken sind bei Küchenmöbeln anders als zum Beispiel bei herkömmlichen Wohnzimmermöbeln. Damit lassen sich Vorteile für verschiedene Räume im Haus erreichen – Stichwort Langlebigkeit.
„So ist es für mich nicht neu, auch Hauswirtschaftsräume, Ankleide, Garderoben, Schlafzimmer- oder auch Wohnmöbel zu designen“, sagt beispielsweise auch Experte Manuel Wietzke. „Einige Küchenmöbelhersteller bieten seit Kurzem auch Lösungen für Badezimmer – inklusive Waschtisch – an.“ Kersten Renkwitz: „Gerade bei offenen Wohnraumkonzepten bietet es sich umso mehr an, auch andere Möbel zusammen mit Ihrem Küchenberater zu planen, somit haben Sie durchgehende Qualität, Materialität und Farbgleichheit in Ihrem gesamten Raum.“ So gewinnt es mehr und mehr an Raum, das Fundament des Glücks, von dem der Meisterkoch Auguste Escoffier so geschwärmt hat.
Text: Claudia Kuzaj, Foto: Team 7