Das Herzstück des Wohnzimmers
Die neuen Sofas sind mobil, flexibel und modular
Ein zeitloser Design-Klassiker soll es sein. Gemütlich und bequem muss es sein. Es soll sich harmonisch einfügen in seine Umgebung und trotzdem einen Akzent setzen. Oder besser noch: All dies zusammen muss es bieten, unser Sofa. Nun, kein Problem. Moderne Polstermöbel erfüllen verschiedene Anforderungen gleichsam im Schlaf, sind stylishes Trendobjekt und superbequemer Lieblingsort zugleich.
Diese Vielfalt, sie ist gleichsam Programm im Portfolio der Hersteller. Die deutsche Polstermöbelindustrie hat – eben – vielfältige Lösungen im Angebot, sei es die üppige Sofalandschaft, das filigrane Ecksofa, das wandelbare Schlafsofa oder das flexible Modulkonzept, heißt es denn auch beim Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM). „Unsere Mitgliedsunternehmen stellen sich der Zukunft mit positiver Energie, denn der Markt fordert Offenheit in alle Richtungen“, so formuliert es Leo Lübke, Vorsitzender des Verbands der Deutschen Polstermöbelindustrie (VdDP) und Vizepräsident des VDM.
Das Trend-Zauberwort, es lautet: „Modul“. Module, die sich immer wieder neu anordnen und inszenieren lassen. Gerade bei Polstermöbeln sind modulare Konzepte verstärkt im Kommen, wie eine Verbandsumfrage ergeben hat. „Für die Generation Z sind Orts- und Wohnungswechsel Grundlage aller Überlegungen, sie sind leidenschaftliche Nomaden. Sie reisen mit leichtem Gepäck“, heißt es beim VDM. Und: „Je flexibler das Möbel, desto besser.“ Wer auf Flexibilität setzt, liegt also richtig. Und das gilt nicht
allein für die viel diskutierte Generation Z: „Im Fokus steht auch die immer größer werdende Zielgruppe der Best Ager, die dynamischer, agiler und jünger sind als jemals zuvor. Sie schätzen Qualität, mit der man mobil bleibt. Das Leben ändert sich ständig und wir nehmen unsere Lieblingsstücke mit.“
Zunehmend gefragt sind vor diesem Hintergrund modulare Sofas, deren Elemente sich immer wieder neu anordnen und auf vielfältige Weise nutzen lassen. Best Ager und andere Generationen setzen dabei zudem stark auf Nachhaltigkeit. Die Hersteller haben auch diesen Trend erkannt.
Viele Anbieter seien gegenwärtig „auf der Suche nach alternativen Materialien und nachwachsenden, ökologisch wertvollen Rohstoffen, die kreislauffähig sind“, so der VDM. Zudem sorgt Qualität für Langlebigkeit – auch darin liegt Nachhaltigkeit pur.
Flexibilität, Nachhaltigkeit – hinzu kommt Individualität, die sich gerade bei Modulsystemen besonders gut ausleben
lässt. „Viele Möbelkäufer wollen selbst der Gestalter sein“, heißt es beim Verband der Deutschen Möbelindustrie. Und weiter: „Konfiguratoren inspirieren uns und machen es möglich. Einen Stuhl in fünf Farben kann man sich vorstellen. Jetzt können wir ihn uns dreidimensional an den Tisch holen, Gestelle ändern, Proportionen ausprobieren. Das neue Sofa stellen wir uns vorher am eigenen Computer zusammen und probieren verschiedene Stoffe. Wir fühlen uns ermutigt, Neues zu versuchen.“
Das Modulare, das Flexible und das Individuelle bedeuten zugleich eine Abkehr von der Strenge vergangener Zeiten. Das Sofa auf ewig unverrückbar? Das war einmal, es passt nicht mehr zur Leichtigkeit der Gegenwart. „Amorphe Formen laden zum Relaxen ein, nichts ist streng, die klassischen Optiken von Sofalandschaften lösen sich auf. Luftige Flächen entstehen durch neue Anordnungen und neue Elemente“, so die Experten vom VDM. Wellness-Feeling und individuelle Entspannung im Rückzugsraum Wohnzimmer ist angesagt, Quality Time auf dem Sofa: „Verstellbare Sitze oder Kopfstützen, Liege- oder Drehfunktionen haben einen hohen Stellenwert.“
Und welche Farben liegen dabei im Trend? Die klassische Graupalette sowie Natur- und Erdtöne bleiben angesagt. Allerdings werden die Töne heller. Im Fokus steht nicht mehr Anthrazit oder Taupe allein, sondern lichtes Hell- und Mittelgrau – gefolgt von Offwhite und Beige-Nuancen.
Mit Cognac und Messing ist es ein eigenständiges Farbkonzept, warm und feminin wird die Optik durch die neuen gebrochenen Pastellfarben. Farbe zeigt hierbei eindeutig Beständigkeit und ist Ausdruck von Lässigkeit und Modernität. Kraft-volle Partner sind nach wie vor verschiedenste Grüntöne, die ergänzt werden durch Petrolblau oder edel wirkende Beerentöne.
Bei den Bezugsstoffen liegt – passend zum Leichten, Offenen, Flexiblen – weiches, haptisch höchst angenehmes Material im Trend. Bouclé ist angesagt – mit der charakteristisch groben Oberfläche. Ergänzt wird er durch unregelmäßige Strukturen, die weiche, runde Formen betonen. „Oft sind diese schweren, aber auch kuscheligen Materialien mehrfarbig oder auch meliert, damit die Dreidimensionalität herausgearbeitet wird“, heißt es beim VDM beispielsweise.
Der Hersteller Walter Knoll hat einen Polstersessel auf den Markt gebracht, der etliche Trend-Aspekte auf zugleich zeitlos harmonische Weise miteinander vereint. Der Shinzo Lounge Chair präsentiert die „Schnittmenge aus höchster Qualität, meisterlicher Handwerkskunst und zeitloser Ästhetik“, so der Hersteller. „Shinzo“, das bedeutet „Herz“ auf Japanisch. Das Herz des Sessels, der obere Rücken, ist im Entwurfsprozess durch Abwicklung – Zuschnitt und Materialspannung – entstanden, so das Unternehmen weiter. Und: „Die geometrische Freiform birgt eine seltene rationale Emotionalität.“ Shinzos charakteristische Vorderansicht, die signifikante Geometrie, die exakten Flächen und die vierfache Materialität aus Massivholz, Sattelleder, Stoff und Stahl ziehen die Blicke auf sich. Der Hersteller Rolf Benz hat zur Salone del Mobile Milano 2023 „Moyo“ herausgebracht, ein unkonventionelles – eben: individuelles – Retro-Sofa, extratief und ausschweifend zugleich, gedacht und konzipiert als „eine Hommage an die ebenso großzügigen wie lässigen Liegewiesen der 60er und 70er Jahre“. Hier stammt der Name aus dem afrikanischen Swahili, und er bedeutet – erraten! – „Herz“. Auch Flexibilität ist dabei ein Top-Thema: „Seine Elemente funktionieren als Solisten, aber auch im Ensemble, bei dem die Kassettensteppung immer formschlüssig ist“, betont der Hersteller. „Moyo“ ist als Einzel- und als Modulsofa erhältlich.
Flexibel, nachhaltig, modular – vor dem Kauf steht der Entscheidungsprozess. Und zu diesem Prozess gehört, wie Experten wieder und wieder erwähnen, das Ausprobieren. Polstermöbel „vor dem Kauf unbedingt und ausgiebig probesitzen“, heißt es beispielsweise bei der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel (DGM).
Es geht dabei um Bequemlichkeit und Funktionalität, um Komfort und sinnliche Eindrücke. Zum individuell spürbaren Komfort gehöre unter anderem das Gefühl auf der Haut, das beim Kontakt mit dem Oberflächenmaterial des Möbels entsteht. Und auch der Geruch und etwaige Gebrauchsgeräusche, die von dem Möbelstück ausgehen können, sollten genau wahrgenommen werden. „Am besten probiert auch die Partnerin oder der Partner beziehungsweise die ganze Familie neue Sitz- oder Polstermöbel aus, um sicherzustellen, dass etwa die Sitzhöhe, die Polsterung und die Lehnen allen späteren Nutzern eine komfortable Sitzposition ermöglichen – auch über mehrere Stunden hinweg“, sagt Jochen Winning, Geschäftsführer der DGM. So wird das Trendsofa auch wirklich zu einem Lieblingsort.
Text: Claudia Kuzaj, Foto: Cor