Das Zuhause geniessen
Frühlingsgefühle und Naturmaterialien
Natur, Nachhaltigkeit, Multifunktionalität – die Wohn-Trends des Jahres 2022 zeigen, dass unser Zuhause mehr denn je zur Wohlfühl-Oase geworden ist. Unser Zuhause ist die Basis für alle weiteren Aktivitäten, alles geht von hier aus.
Denn hier verbringen wir jetzt die meiste Zeit – hier entspannen wir uns, hier kommen wir mit Familie und Freunden zusammen, hier arbeiten wir vielfach auch.
Unser Zuhause ist der Rückzugsort, an dem wir Kraft und Energie tanken, um die Herausforderungen der Zeit anzugehen. Ganz klar, dass sich dieser Fokus in den aktuellen Wohn-Trends widerspiegelt. Das OBERNEULAND MAGAZIN präsentiert die fünf Top-Trends der Saison.
Trend 1 – Nachhaltig wohnen
Nachhaltigkeit – ein Wort, das uns mittlerweile in nahezu allen Lebensbereichen begegnet. Warum sollte es beim Wohnen anders sein? Ressourcen schonen, Material sorgsam einsetzen, die Dinge bewusst genießen: All das ist nachhaltig. Gerade macht ein neu geschöpftes Kunstwort die Runde, das den Geist der Nachhaltigkeit für die Wohnwelt einfängt: „Furnearture“, gebildet aus Furniture
(Möbel) und near (nah). Gemeint sind damit Produkte möglichst lokaler und regionaler Herkunft – klimaschonend produziert, beispielsweise unter Verzicht auf lange Lieferwege. Ein Trend aus der Küchen- und Ernährungswelt, der nun auch in der Möbelindustrie zu Hause ist.
Nun kann nicht jedes Möbelstück in unserer unmittelbaren Nachbarschaft gefertigt werden. Doch es gibt Hersteller, die sorgsam auf Herkunft und Transportwege ihrer Materialien achten. Die Manufaktur Team 7 aus Österreich etwa fertigt nachhaltige Einrichtungssysteme, die ökologisches Bewusstsein und modernes Design vereinen – aus dem Naturmaterial Holz. „Meine Inspiration war es, handwerklich verarbeitetes Naturholz und durchdachte Funktionalität mit einem ökologischen Lebensstil und gemeinschaftlichem Erleben zu verbinden“, erklärt zum Beispiel Sebastian Desch sein Team-7-Küchenprogramm „echt.zeit“. Apropos Küche: „Conscious Kitchen“, das ist ein weiterer nachhaltiger Wohn-Trend, der in dieser Saison seinen Durchbruch erlebt. Worum gehts? Kurz gesagt darum, dass eine gewisse Einfachheit in unsere Küche zurückkehrt. Wir besinnen uns auf das, was rund um Herd und Backofen wirklich nötig ist, auf das, was wir hier wirklich brauchen. Gerade jetzt ist die Küche wieder zu einem Ort geworden, an dem wir mit Familie und Freunden zusammenkommen, an dem wir uns wohlfühlen und ein gutes Essen zubereiten und genießen – gemeinsam, am langen, schön gearbeiteten Holztisch. Das ist wichtig. Das platz- und zeitraubende „Show-Cooking“ mit all seinen selten wirklich gebrauchten Hochleistungsküchengeräten hingegen ist out. Küche wird wieder auf das Wesentliche reduziert: Genuss und Gemeinschaft – Purismus, der allen guttut.
Trend 2 – Hell und Pastell
Die Sand- und Naturtöne, sie erden und be-ruhigen uns. Naturnahe Pastelltöne wie Beige, Creme und Puder und eben helle Erdtöne, sie alle geben unseren Räumen ganz aus sich heraus eine wunderbar wirkungsvolle sanfte Anmutung. Da fühlen wir uns gleich so richtig wohl! Kurzum: Eine neue Sanftheit erobert unser Zuhause, eine Sanftheit, die – parallel zur Farbpalette – auch in organischen Formen ihren Ausdruck findet. Der Jalis Lounge Easychair des Herstellers Cor etwa steht dafür – Jalis Lounge ist die moderne Version eines Ruhesessels, wie es bei Cor heißt: Weiche Sitzpolster, sanft nach oben gefaltete Seitenlehnen, sachte gebogener Rücken. Zu haben auch in hell!
Das Bett Evisa des Herstellers Ligne Roset lässt uns ebenfalls eintauchen in die helle Farbwelt. Das von Philippe Nigro gezeichnete Bett lädt „dazu ein, sich wie in den Naturbecken der Wasserfälle des Waldes von Evisa auf Korsika zu entspannen“, heißt es bei Ligne Roset. „Herablaufende Wasserkaskaden scheinen die abgesteppten Rillen des Kopfteils inspiriert zu haben.“ Helle, neutrale Töne
lassen zudem auch Räume größer und einladender wirken. Wichtig ist dabei ein Blick fürs Detail. Die Oberflächen sollten nicht zu einheitlich ausfallen, dreidimensionale Strukturen lassen gerade helle Stoffe gleich ganz anders wirken. Stühle und Schranktüren aus dem eigentlich zeitlosen, aber gegenwärtig wieder sehr angesagten Wiener Geflecht und Hölzer mit ausdrucksvoller, gleichsam
„erzählender“ Maserung passen perfekt zum Hell-und-Pastell-Trend; lebendige Grün- und Blautöne setzen wirkungsvolle Kontraste.
Trend 3 – Die Farbe des Jahres
Das weltweit trendsetzende amerikanische Pantone-Institut hat erstmals einen komplett neu entwickelten Ton zur Farbe des Jahres gewählt. Als belebend fröhliche Mischung aus Blau, Rot und Violett soll Very Peri Mut geben und uns zugleich auch kreativ werden lassen. Mit dem Ton lassen sich starke und anregend wirkende Akzente im Haus setzen, das gilt für Wohnzimmer und Homeoffice ebenso wie für Diele und Flur. „Very Peri ist eine dynamische, kräftige Farbe und steht für den Übergang, den Wandel. Sie eignet sich auch hier gut als Akzentfarbe – gezielt für einzelne Wände oder für eine Fläche davon“, sagt beispielsweise Susanne Wätjen, Innenarchitektin, Farbexpertin und Studioleiterin von Ligne Roset am Wall. Und: „Besondere Lebendigkeit erhält Very Peri in Kombination mit weißen, beigen und hellgrauen Flächen und hellem Holz. Neben natürlichen Materialien kommt der Ton besonders gut zur Geltung.“
Eine frühlingshaft-fröhliche Anmutung wohnt Very Peri inne – und Frühlingsgefühle, die tun uns das ganze Jahr über gut! Der dänische Hersteller Montana – in einer kleinen Stadt auf der Insel Fünen zu finden – bringt über sein modulares System gerne mal Farbe ins Haus. So lassen sich sehr effektvolle Very-Peri-Akzente setzen, die im Raum ihre Wirkung entfalten, ihn dabei aber nicht beherrschen. Kraft und Dynamik, stilvoll bewusst eingesetzt.
Trend 4 – Raum für Holz
Holz verschönert den Raum und verbessert das Raumklima, es lässt uns atmen. Das Naturmaterial steigert unser Wohlbefinden, wir fühlen uns besser, wenn wir uns mit Holz umgeben. Das gilt für den Esstisch mit großer Holzplatte ebenso wie für Wohn- und Schlafzimmer …und es hört am Schreibtisch im Homeoffice noch lange nicht auf.
Holz bindet CO2 und es wächst nach, nachhaltiger geht es also kaum. Viele Designer lieben es, mit Holz zu arbeiten. Gern zeigen sie dabei, was in dem Material steckt. Maserungen, früher oft verborgen, werden heute mit gewissem Stolz präsentiert: Schaut her, das ist die Natur, sie macht aus jedem Holzmöbelstück ein Unikat! Klassiker wie Eiche und Nussbaum sind nach wie vor im Trend, hinzu kommen weitere heimische Hölzer wie beispielsweise Esche und Ahorn, Weißtanne und Rüster, das Holz der Feldulme.
Trend 5 – Multifunktionalität
Alles in einem – Multifunktionalität ist zunehmend auch in unserem Wohnumfeld gefragt. Und es ist eine Bereicherung! Denn die Übergänge sind fließend geworden, Flexibilität ist angesagt. Da wird das Homeoffice im Handumdrehen zum Wohnbereich – flexibel eben, ganz so, wie wir es gerade brauchen. Der Schreibtisch, der sich in einen Esstisch verwandeln lässt – warum nicht? Multifunktionalität geht oft Hand in Hand mit modularen Systemen, auf die manche Hersteller sich spezialisiert haben. So wie das familiengeführte dänische Unternehmen Montana Furniture. Modulare Systeme eröffnen Möglichkeiten, sie geben uns Freiheit – das ist hier die Philosophie. „So wie ein Bildhauer mit einem abstrakten Stein beginnt, habe ich mit einer abstrakten quadratischen Box begonnen.
Ich entfernte alle unnötigen Teile der Box, sodass sie schließlich abgerundete Kanten, keine Ecken und zurückgezogene Frontpartien aufwies, die Design-DNA von Montana“, so fasst es Montana-Gründer Peter J. Lassen zusammen. Flexibilität schafft Mehrzweckräume, Mehrzweckräume schaffen Flexibilität: Eben lagen noch Laptop und Smartphone auf dem Tisch, nun stehen da Gläser, Teller und Kerzen. Eben hatten wir einen Hocker neben dem Sofa stehen, nun brauchen wir ihn als Beistelltisch.
Der Trend zur Multifunktionalität zeigt sich zudem in kreativen Stauraumlösungen. Betten und Bänke können ganz schön viel Platz bieten – und Schrankraum sparen! Und warum nicht Regalraum vor dem Bett schaffen? Eine durch und durch praktische Lösung, die zudem den Raum mit einem echten Hingucker konturiert. Der Hersteller Müller Möbelwerkstätten aus Bockhorn zum Beispiel
präsentiert zu seinem Bett Maude – gestaltet von dem Schweizer Designer Michael Mettler – direkt angepasste Regalkästen, die Multifunktionalität auf sehr ausgeschlafene Weise in unser Schlafzimmer bringen.
Text: Claudia Kuzaj, Foto: Müller Möbelwerkstätten