Entspannung vor dem Flammenspiel

Kamine und Öfen: Die wärmende und individuelle Art der Gemütlichkeit

Manche mögen’s heiß? Nein, nicht nur manche – sondern eigentlich alle. Für die einen ist es das Archaische, für die anderen das Gemütliche und eben das Warme. Fest steht: Das Feuer des Kamins, es bringt die Menschen zusammen. Denn es bringt Licht, Wärme und das wohlige Gefühl des Wohnlichen ins Haus. Vielen Kamin-Liebhabern geht es gar nicht in erster Linie um das Heizen – sondern eben noch mehr um die Gemütlichkeit, die mit dem Kaminfeuer und dem warmen Ofen ins Haus kommt.

Denn das Zuhause soll „nicht einfach eine Zufluchtsstätte, sondern vielmehr ein Wohlfühlort sein“, heißt es denn auch bei der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Kachelofenwirtschaft (AdK), die ein Zusammenschluss von Branchenunternehmen aus Handwerk, Industrie und Handel ist. Und gerade mit modernen Holzfeuerstätten lasse sich der weit verbreitete Wunsch nach Einzigartigkeit umsetzen. Die Arbeitsgemeinschaft verweist vor diesem Hintergrund auf Erkenntnisse des Verbands der Deutschen Möbelindustrie (VDM). Danach leben wir „in einer Zeit der Selbstbestimmung und Individualisierung“, so die AdK. Es könne heute nicht mehr von einem Einheitsstil gesprochen werden, wie es in den 70er- bis 90er-Jahren der Fall war: „Eigene Vorlieben stehen hoch im Kurs, Individualität wird immer stärker als Wohlfühlcharakter wahrgenommen.“ Die Studienergebnisse bestätigen, warum moderne Holzfeuerstätten im Trend liegen, heißt es weiter. „Kachelöfen, Heizkamine, Kaminöfen, Kachelherde oder Gaskamine gibt es nicht von der Stange. Durch ihre Einzigartigkeit unterstützen sie den eigenen Wohnstil.“ Wie unterschiedlich dieser ausfallen kann, das zeigten nicht zuletzt die Gewinner beim Branchen-Design-Wettbewerb „Ofenflamme“: Zu den prämierten Produkten zählten „ein Ofen im Bauhaus-Stil als moderner Kaminblock mit vielen rechten Winkeln, ein authentischer Kamin als klassischer Landhauskachelofen in Flaschengrün, ein fast schwebender, gemütlicher und moderner Ofen sowie ein Heizherd im Küchenblock als kommunikativer und wärmender Ort“. Fazit der Arbeitsgemeinschaft: „Größer könnten die Unterschiede kaum sein.“
„Hochwertige Kamine sind elegante Wärmemöbel, die in den Räumlichkeiten auch eine gute Figur machen, wenn sie nicht im Betrieb sind“, so sagt es Ole Dauskardt vom Familienunternehmen Ofenhaus Colnrade. „In der kalten Jahreszeit entfalten sie ihren einzigartigen Charakter. Der Feuerschein bietet ein gesundes Raumklima und schafft eine heimelige Atmosphäre.
Das Flammenspiel lässt uns den Alltag vergessen und man hat die Möglichkeit, abzuschalten und sich zu entspannen. Ein Ofen wird so zu einem Mitbewohner und einige unserer Kunden haben ihrer Feuerstätte auch tatsächlich einen Namen gegeben. Es sind wahre Persönlichkeiten.“ Das Flammenspiel, es hat auch für den Kamin- und Ofenspezialisten Lars Wehrhahn aus Achim eine ganz entscheidende Bedeutung, denn es steht für die Faszination am Feuer, es brennt gleichsam für diese Faszination. „Dem Flammenspiel zuschauen, das ist wie Fischen im Aquarium zusehen: Man kann die Seele baumeln lassen.“ Individualität und Gemütlichkeit – beim Thema Kamine und Öfen gehören diese Aspekte zusammen; durch die Schaffung des Gemütlichen drückt die Individualität sich aus. Gut also, dass es wirklich viele Möglichkeiten gibt, zum individuellen Wohlfühl-Zuhause zu kommen. Einer der heißen Top-Trends: Hängekamine, die eigentlich aus Skandinavien kommen und sich bei uns vermehrt durchsetzen. Ein futuristisches Element im Wohnzimmer, das Licht und Wärme spendet. Für Lars Wehrhahn kommt noch ein praktischer Aspekt hinzu: „Ein Hängekamin braucht viel weniger Platz.“ Er lasse sich „viel dezenter“ einfügen in Raum und Haus. Ein drehbarer Hängekamin habe zudem einen weiteren Vorteil, den Vorteil des Richtungswechsels: „Man dreht ihn einfach dahin, wo man sitzt“, so Wehrhahn.
Es geht aber natürlich auch deutlich klassischer, so zum Beispiel mit einem Kaminofen (auch: „Schwedenofen“). Kaminöfen – meist aus Gusseisen oder Stahlblech – erlauben durch Glastüren den Blick in den Brennraum. Mit Speckstein verkleidete Kaminöfen speichern Wärme im Stein und können sie noch in den Raum abgeben, wenn das knisternde Feuer schon erloschen ist. Da bleibt die gemütlich-wohlige Wärme in der ganz kalten Jahreszeit auch über Nacht … Kaminöfen werden meist nicht fest eingebaut.
Gemauerte Kamine schon. Der in die Wand gebaute offene Kamin ist allerdings nicht allerorten erlaubt. Ein klassischer Ofen wie der Kachelofen hat oft Türen aus Stahl oder Gusseisen. Auch die Kacheln ermöglichen es, die Wärme über einen längeren Zeitraum abzugeben – und das möglichst gleichmäßig, damit man sich auf dem gemütlichen Sofa nicht ständig umziehen muss … Die Ofenkeramik „nimmt die Wärme des Feuers auf, speichert sie in ihrem Inneren und strahlt sie über viele Stunden gleichmäßig an ihre Umgebung ab“, heißt es bei der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Kachelofenwirtschaft. „Diese milde Wärme ist mit Sonnenstrahlen auf der Haut vergleichbar: Die sanfte Strahlungswärme fördert das Wohlbefinden.“
Apropos Kacheln. Nicht allein durch Wärme, sondern auch durch Form und Farbe sorgt Ofenkeramik für die gewünschte besondere Ausstrahlung, so die Fachleute von der Arbeitsgemeinschaft. Manufakturen fertigen hochwertige Ofenkeramik „in traditioneller, handwerklicher Arbeit“, sprich: „In jeder einzelnen Kachel stecken das langjährige Know-how, die kreative Kunst und die Liebe zum Detail der Spezialisten. Ihre Basis sind Rezepturen aus den Naturmaterialien Ton, Schamotte und Wasser.“ In mehreren Arbeitsschritten entstehen die individuellen Schmuckstücke – die Herstellung der Rohlinge, das Glasieren und Brennen bei mehr als 1.000 °C.
Dank der Glasuren sind die Kacheln pflegeleicht, zudem schützt die Glasur wirkungsvoll vor Staub und Schmutz. Fachleute wie Ofen- und Luftheizungsbauer wissen, welche Glasur für welchen Kamin und für welchen Raum geeignet ist. Und sie haben ein mögliches Zusammenspiel der Keramik mit anderen Materialien im Blick – Lehm und Putz können da noch ins Spiel kommen, Edelstahl, Glas und Emaille ebenfalls.
Welcher Ofentyp für welchen Raum, welche Kachel und welche Glasur, welche Form des Rauchrohrs – bei der Entscheidung für einen Kamin spielt die Fachberatung eine entscheidende Rolle. Fragen wir doch gleich mal einen Experten. Von welchen Faktoren hängt es ab, ob ich mich für einen Kamin, einen Ofen oder einen Kaminofen entscheide? Dazu Ole Dauskardt vom Ofenhaus Colnrade: „Viele unterschiedliche Faktoren sind bei der Wahl einer Feuerstätte von Bedeutung. Hervorzuheben sind zwei wesentliche Aspekte. Einerseits sind der Aufstellort und die Räumlichkeiten in der Auswahl zu berücksichtigen. Hier entscheidet sich, welche Wärmeart am besten geeignet ist.“ Und: „Andererseits ist eine Feuerstelle immer ein Ausdruck persönlicher Gestaltung, hier gibt es die Möglichkeit, aus einer großen Vielfalt von Kaminofenmodellen zu wählen oder sich einen individuell gestalteten Kamin handwerklich anfertigen zu lassen.“
Und welche Trends und Neuheiten gibt es bei Kaminen und Öfen? Dauskardt spricht davon, dass der Fokus der Branche sich auf die „emissionsarme Verbrennung der nachhaltigen Ressource“ richte. Zudem fänden Holzpellets als Brennstoff „immer mehr Freunde“. Umweltbewusstes und nachhaltiges Heizen – danach fragen mehr und mehr Kunden. „Dafür sind besonders die Speicheröfen aus Schamotte oder Speckstein hervorragend geeignet.“
Welche Öfen sind besonders gefragt? „Ungebrochen ist der aktuelle Trend zu klaren, geraden Formen“, antwortet Dauskardt. „Spannend sind unter anderem neue Türformate in rund oder oval. Dadurch bekommen die Kaminöfen einen völlig neuen Ausdruck.“ Und einmal mehr kommt das Thema Individualität ins Spiel: „Im individuellen Ofenbau erlebt die Ofenkeramik nach längerer Zeit wieder einen Aufschwung. Neue Formen und Oberflächen treffen perfekt die Bedürfnisse der Kundschaft und entsprechen den modernen Entwürfen von Architekten.“
Ein weiterer Trend ist der Wunsch nach Komfort, nach bequemer und einfacher Bedienung. Gasfeuerstätten sind zunehmend gefragt, hat Experte Dauskardt beobachtet. „Und das Elektrofeuer ist in einigen Regionen im Kommen.“ Denn: „Ein Elektrokamin hat aus meiner Sicht gerade in Ballungsgebieten und Mehrfamilienhäusern einen Vorteil. Häufig besteht hier auch keine Möglichkeit, andere Feuerstätten zu betreiben, da keine Schornsteine vorhanden sind.“
Zurück zu den Gaskaminen. Sie sind „ganz stark im Trend“, so sieht es auch Experte Lars Wehrhahn aus Achim. „Damit können Sie auf Knopfdruck Feuer haben.“ Auch wenn das komplette Spektrum der Kamin-Klassiker nach wie vor gefragt ist – spürbar angesagt ist zudem auch eine „minimalistische, geradlinige“ Gestaltung. Modernes Kamin-Design, das gerne großzügig den Blick aufs Wesentliche freigibt: „Grundsätzlich wollen die Menschen gerne ganz viel Feuer sehen“, so Wehrhahn.
Denn eben das ist es ja, was die Faszination ausmacht – die Gemütlichkeit und Wärme, die das Flammenspiel ausstrahlt. „Kaum etwas entschleunigt so sehr wie der Blick ins Feuer in Verbindung mit der am Körper spürbaren milden Wärme“, heißt es bei der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Kachelofenwirtschaft. „Dazu kommt das behagliche Holzknistern in den Flammen: Es tut gut, das Feuer mit allen Sinnen zu erleben. Viele wissenschaftliche Studien belegen die beruhigende Wirkung des Feuers auf die Psyche.“ Und das gern im gemütlichen Freundeskreis oder mit der Familie. Bei aller Individualität: Die Freude am Flammenspiel bringt einfach alle zusammen.

Interview und Text: Claudia Kuzaj, Foto: Wehrhahn