Gemütlichkeit und Wärme
Öfen und Kamine: Der Treffpunkt an der Feuerstelle
Die Wärme? Das Licht? Das Knistern? Was genau ist das Faszinierende am Feuer? Was löst es in uns aus? „Dazu erzähle ich Ihnen eine kurze Geschichte“, antwortet der Kamin- und Ofenspezialist Lars Wehrhahn aus Achim.
Die Geschichte spielt auf einer Familienfeier, es ist Weihnachten. „Alle Kinder haben an ihren Handys herumgedrückt“, erinnert sich Wehrhahn. „Dann hat mein Vater den Kamin angemacht.“ Und: „Mit einem Mal saß die ganze Familie vor diesem offenen Feuer. Wir haben uns unterhalten, die Handys waren weg, jeder hat auch mal ein Stück Holz reingelegt.“ Also ist der Kamin für Wehrhahn „ein Ruhepol“: „Man setzt sich davor, man spricht miteinander. Für mich ein Zeichen, was der Kamin eigentlich ist – so etwas wie ein Treffpunkt an der Feuerstelle.“
„Ein Ofen ist Wohlbehagen im Wohnraum“, sagt Thomas Klein von Leymann Baustoffe in Langwedel. „Feuer und Wasser faszinieren die Menschen seit jeher“, so der Experte. Kaminöfen würden heute aber nicht mehr vornehmlich gekauft, um Räume zu beheizen, sondern: „Das Wohlbefinden steht im Vordergrund.“ Gemütlichkeit wie am Lagerfeuer – darum geht es auch Björn Dauskardt vom Familienunternehmen Ofenhaus Colnrade. „Die gemütliche und atmosphärische Wärme eines echten Feuers ist durch nichts zu ersetzen, nur sie macht einen Raum wirklich warm. Und diese Art von Wärme und Gemütlichkeit erreicht man nur mit einem Ofen.“
Der Treffpunkt an der Feuerstelle, er kann ganz unterschiedlich gestaltet werden. Kaminöfen – in der Regel aus Gusseisen oder Stahlblech – erlauben durch Glastüren den Blick auf den Brennraum. Mit Speckstein verkleidete Kaminöfen speichern die Wärme im Stein und können sie noch in den Raum abgeben, wenn das Feuer schon erloschen ist. Kaminöfen (auch: „Schwedenöfen“) werden meist nicht fest eingebaut.
Das sieht beim gemauerten Kamin anders aus. Der in die Wand gebaute offene Kamin ist aber nicht überall erlaubt. Ein klassischer Ofen wie der Kachelofen hat oftmals Türen aus Stahl oder Gusseisen. Die Kacheln ermöglichen es, die Wärme über einen längeren Zeitraum abzugeben – und das möglichst gleichmäßig, damit man sich auf dem Sofa nicht dauernd umziehen muss.
Als heißer Trend gelten Hängekamine, die ursprünglich aus Skandinavien kommen und sich nun bei uns mehr und mehr durchsetzen. So ein Kamin kann durchaus futuristisch wirken – wie ein glimmendes Ufo im Wohnzimmer. Ein (drehbarer) Hängekamin kann auch zentral im Raum installiert werden. Das Bücken zum Feuern, Schüren und Reinigen fällt flach. Da freut sich der Rücken!
Apropos Rücken. Vielfach seien heute Modelle gefragt, bei denen „das Feuerloch ein bisschen höher“ liege, so Kaminfachmann Thomas Klein von Leymann Baustoffe. Was liegt noch im Trend? „Viel Glas, viel Sicht aufs Feuer ist angesagt. Runde Öfen mit einer 180-Grad-Scheibe, dreiseitige Kamine, das ist so das, was im Moment sehr gefragt ist.“ Was die Materialien angeht, sei „Speckstein nach wie vor sehr beliebt“ – aber beispielsweise auch schwarz lackierte Stahlöfen.
Wie aber wird sie eigentlich gebaut, die gemütliche Feuerstelle im Haus – was braucht man dazu? Die Antwort auf diese Frage ist einfach: „Einen Schornstein“, sagt Lars Wehrhahn. Man stellt einen Kaminofen hin, dann wird ein Schornsteinanschluss gemacht, damit „die Rauchgase abziehen können“.
Gemauerte Kaminanlagen würden „immer an die Gegebenheiten vor Ort angepasst“ – und lassen sich um Sitzbänke ebenso ergänzen wie um raffiniert integrierte Fächer für das Brennholz. „Die Größe der Brennstelle wird an die Gegebenheiten angepasst“, sagt Wehrhahn. „Wir bauen mittlerweile fast alle Kamine als Speicherkamin“, so der Achimer Kaminexperte weiter. „Die Wärme wird gespeichert und langsam an den Raum abgegeben, das ergänzt die Heizung.“ In Neubauten würden heute – um einen weiteren Typus zu nennen – oftmals auch Gaskamine eingebaut. „Da hat man die Möglichkeit, sofort runterzudrosseln, wenn es einem zu warm wird.“ Gaskamine werden via Fernbedienung gesteuert; in ihnen brennt kein echtes Holz, sondern sogenanntes Keramikholz. Unterschied: nicht sichtbar. Nur das Knistern fehlt. Ähnlich ist es bei einem neuen Trend, dem Elektrokamin. „Die Flammen sahen so echt aus, dass ich gedacht habe, es ist ein Gaskamin“, erinnert sich Wehrhahn an seine erste Begegnung mit dem neuen Produkt, das vor allem für Kaminliebhaber ohne Zugang zu einem Schornstein eine Option sein kann. „Für diese Kunden ist das der Hammer.“
Wehrhahn ist aber eben auch ein Fan des offenen Feuers, doch das ist nicht überall gestattet. „Man darf zum Beispiel in Innenstädten keine offenen Kamine machen. Aber auf dem Land und auch in Bremens äußeren Bezirken wie Oberneuland, da kann man schon offene Kamine bauen.“
Welcher Ofentyp auch immer – bei der Entscheidung für einen Kamin spielt Fachberatung eine entscheidende Rolle. Thomas Klein zum Beispiel hat dafür extra einen Fragebogen entwickelt, den er mit seinen Kunden durchgeht. Welcher Kamin für welche Raumgröße, rundes oder eckiges Rauchrohr, welche Kachelfarbe – allerlei Details sind zu klären, bis die passgenaue individuelle Lösung gefunden ist.
Da gilt es, auch an vermeintliche Kleinigkeiten zu denken. Klein nennt ein Beispiel: „Beim ersten Einheizen sollte man wissen, dass alle Öfen mit einem Senothermlack versehen sind. Dieser Senothermlack, der brennt erst mal ein. Das heißt, der Ofen fängt an, aus dem Lack heraus weiß zu dampfen.“ Weißer Rauch? Wer informiert ist, der weiß: Anschließend kann es beginnen – das wohlige Vergnügen am gemütlichen Treffpunkt Feuerstelle. Öfen bringen Emotionen mit, so formuliert man es im Ofenhaus Colnrade. Warum ist das so? Dauskardt: „Feuer ist lebendig, es ist Bewegung und Wärme.“
Text: Claudia Kuzaj, Foto: Wehrhahn