Groß, farbig, komfortabel
Moderne Fenster und Türen
„Die Fenster sind die Augen der Häuser“, so hat es der französische Schriftsteller und Dandy Jules Amédée Barbey d´Aurevilly (1808 bis 1889) einmal formuliert – ein Satz von zeitloser Gültigkeit, wie auch ein Blick auf die aktuellen Fenster- und Türen-Trends beweist. Während die Augen der Häuser früher häufig klein waren, bevorzugen wir heute große Fensterflächen. Groß, komfortabel in der Bedienung, gern auch einmal farbig – das sind die drei Top-Trends bei Fenster und Türen. Der französische Dandy wäre begeistert.
Bis weit in die 80er Jahre hinein glichen Fenster oft kleinen Öffnungen in der Wand. Das hatte nicht allein ästhetisch-modische Gründe, sondern vor allem auch praktische, denn über die Fensteroberflächen ging viel Wärme verloren. Also hielt man sie lieber eher klein. Heute schätzen wir die Größe und Leichtigkeit des lichtdurchfluteten Raums, größere Fensterflächen gehören naturgemäß dazu. Zeitgenössische Technik eröffnet uns dabei neue Möglichkeiten.
Dank Wärmeschutzverglasung und moderner Rahmen nämlich sind Fenster der neuen Generation inzwischen zu Energiespar- und Hightech-Bauteilen geworden, die „in der Fassade mit der Kraft der Sonne über solare Gewinne großformatiger Fensterkonstruktionen für eine gute Energiebilanz sorgen“, wie es beim Verband Fenster und Fassade (VFF) heißt. „Sei es im Parterre oder in anderen Geschossen: Großflächige Fenster bieten den erweiterten Blick nach draußen und das Mehr an Tageslicht steigert Lebensqualität und Wohlbefinden in den eigenen vier Wänden“, erklärt VFF-Geschäftsführer Frank Lange.
Zum Plus an natürlichem Licht und der damit verbundenen Wohlfühl-Atmosphäre kommt auch noch Farbe ins Spiel. Das große Fenster als Blickfang, das ist die Idee – und eben deshalb setzen viele Eigentümer bei Neubau und auch bei einer Modernisierung auf farbige Fenster, auf den starken Akzent in der Fassade. Die Augen des Hauses werden betont. Unterschiedliche Rahmenmaterialien bieten etliche Optionen für den gestalterischen Einsatz von Farbe. „Angesichts der Vielfalt an Materialien für den Fensterrahmen und aufgrund der technischen Möglichkeiten gibt es praktisch für jeden Anspruch eine Lösung“, sagt der Fensterexperte Lange. Wählen lässt es sich beispielsweise zwischen einseitig farbigen und beidseitig farbigen Fenstern.
Eine Option bei Kunststofffenstern, die gern genutzt wird: Die Fensterprofile können mit einer farbigen Dekorbeschichtung versehen werden – sei es unifarben oder mit einer Holzstruktur. Eine andere Möglichkeit ist die farbige Beschichtung mit Acrylcolor für eine besonders glatte Oberfläche. Eine eher samtige Haptik hingegen bieten sogenannte Spektraloberflächen. „Egal, für welche Lösung man sich entscheidet, eines haben die Optionen für die Farbgebung gemeinsam: Sie sind langlebig und damit wertbeständig“, so Lange weiter.
Gleiches gelte für Holzfenster. Sie können prinzipiell deckend in fast allen gängigen Farbtönen lackiert – oder auch mit einer Lasur versehen werden. Bei Lasuren bleiben die Strukturen der Hölzer besser und klarer sichtbar. Auch farbige Deckschalen aus Aluminium sind eine Möglichkeit, um die gewünschte Farbe ins Spiel zu bringen. Aluminiumfenster und -türen sind ebenfalls farbig verfügbar. „Verbraucher legen bei Fenstern und Türen über die Farbgebung eben zunehmend Wert auf das gewisse Etwas“, hat Fensterexperte Lange beobachtet.
Mit dem Trend zu großen Fensterflächen Hand in Hand geht der Trend zu größerem Komfort. Umständliche Verrenkungen an unhandlichen Griffen und anstrengendes Kurbeln? Das war einmal! Die Entwicklung besonders leichtgängiger Tür- und Fensteröffnungen kommt uns heute zugute. Zum Beispiel mit dem Einbau leichtgängiger Schiebekonstruktionen oder entsprechender E-Motoren.
Doch nicht jedes Fenster muss tatsächlich auch geöffnet werden. Manchmal liegt in einer Festverglasung die sinnvollere Lösung: An Gebäudeteilen, an denen Tageslicht erwünscht ist, wo aber nicht klassisch gelüftet werden muss (oder ein Zugang über Türen nach draußen notwendig ist), werden Fenster eingebaut, die ohne Beschläge und Flügel auskommen. „Das spart daher Kosten und kann sich in gut zugänglichen Gebäudeteilen vor allem im Erdgeschoss anbieten“, heißt es beim Verband Fenster und Fassade.
Bleiben noch die Stichworte „Klimawandel“ und „Wetterextreme“. Für Festverglasungen wie für Flügelfenster gilt: Guter Sonnenschutz ist in Zeiten von häufigeren Hitzeperioden unerlässlich, gerade eben bei großen Fenstern. „Dafür liegen neben Rollladen auch Raffstores voll im Trend“, so die Experten vom VFF. Der Raffstore ist praktisch eine außen liegende Jalousie. Die Kästen für Raffstores sitzen in der Regel – vergleichbar mit Vorbau-Rollläden – oben vor dem Fenster und brauchen eine besondere Dämmung. Der Kasten kann entweder am Fensterrahmen oder auch am Fenstersturz angebracht werden. Der Raffstore gibt den Augen des Hauses dann den nötigen Schutz.
Hereinspaziert! Bei Haustüren ist natürliches Aussehen gefragt – sprich: Keramikoberflächen in Stein- oder Stahloptik sind ebenso angesagt wie der Marmor-Look im edlen Carrara-Stil. Denn solche Keramikoberflächen gelten als besonders kratzfest. Natur und Nachhaltigkeit pur verspricht die Tür aus Holz. Durch die Maserung und dank der warmen Farbe hat eine Haustür aus Holz eine besonders lebendige Wirkung, zudem sieht kein Exemplar aus wie das andere. Mit regelmäßiger Pflege erhalten sich die natürlichen Qualitäten des Holzes, heißt es beim VFF.
Wer es hingegen lieber besonders pflegeleicht hat, für den stehen Alternativen zur Verfügung. Haustüren mit täuschend echt wirkenden Dekorfolien in Altholzoptik oder anderen Designs etwa. „Mit der Wahl des Haustüren-Designs wird wie mit dem gesamten Eigenheim der eigenen Persönlichkeit Ausdruck verliehen“, so VFF-Geschäftsführer Lange.
Apropos Design: Fragen der Gestaltung spielen durchaus eine entscheidende Rolle. Soll die Haustür zum Beispiel im Gesamteindruck nicht zu wuchtig erscheinen, bieten sich gegliederte Oberflächen an. Schmale, leicht hervortretende Linien oder Verstärkungen kommen dann in Betracht, in der Fachsprache Lisenen genannt. Auch andere Strukturelemente wie Lichtausschnitte setzen wirkungsvolle Akzente.
Zur Optik kommt die Haptik – der Türgriff. „Hier sind in die Türfläche integrierte Griffschalen ebenso begehrt wie zum Beispiel mit Leuchtdioden versehene Griffe, die aus einer schon schönen Haustür einen echten Hingucker machen können, nicht nur nachts“, so die Fachleute vom VFF. Auffälliger und mit erkennbarem Willen zur Strukturierung der Türfläche: Vertikal angebrachte Griffe aus Edelstahl oder Holz, die parallel zur Längsseite des Rahmens angebracht sein können. „Sie sorgen auf Holz ebenso wie auf anderen Rahmenmaterialien für einen eleganten Eindruck. Wer es lieber etwas extravagant mag, für den kommen auch kurvig geschwungene Türgriffe infrage“, so die Experten des Verbands.
Text: Claudia Kuzaj, Foto: Kneer