Lässig im grünen Wohnzimmer

Materialmix und klare Formen prägen die Gartenmöbel der Saison

„Hast Du einen Garten und eine Bibliothek, dann hast Du alles, was Du brauchst“, schrieb schon einige Jahrzehnte vor Christus der römische Philosoph und Staatsmann Marcus Tullius Cicero. Woran er nicht gedacht hatte, waren die passenden Gartenmöbel, um bequem sitzend die schöngeistige Literatur richtig genießen zu können. Wir haben Outdoorexperten nach den Neuheiten der Saison gefragt. Die lässiggemütlichen Stücke hätten Cicero ganz bestimmt auch gefallen!

„Gartenmöbel werden immer wohnlicher“, erklärt Robin Schewe, Geschäftsführer von casa di mobili in Worpswede. „Dieser Trend, den wir schon seit einiger Zeit beobachten, setzt sich in diesem Jahr weiter fort und verstärkt sich sogar.“ Outdoor- und Indoormöbel lassen sich immer weniger voneinander unterscheiden. „Die neuen Outdoormöbel sind genauso bequem wie die Möbel im Wohnzimmer“, sagt Schewe. Möglich machen das neue Herstellungstechniken und neue robuste Materialien wie beispielsweise Polyrattan. Mit den ersten Sonnenstrahlen zieht es die Menschen nach draußen. „Das schöne Wetter erhellt unsere Gemüter, erheitert uns“, so Schewe. Die Menschen leben mehr und mehr draußen. „Der Garten wird zum Ort von Entspannung und Muße, die Terrasse zum grünen Wohnzimmer unter freiem Himmel. Wir wohnen jetzt näher an der Natur“, sagt Susanne Wätjen, Innenarchitektin und Studioleiterin von Ligne Roset am Wall. Auf der Terrasse chillt man während der Woche mit der Familie in der Loungeecke, hier trifft man sich am Wochenende mit Freunden an der großen Esstischgruppe zum fröhlichen Grillabend. „So ist es im grünen Wohnzimmer auch weiterhin beliebt, beides zu haben, einen Loungebereich und den großen Esstisch mit den vielen Stühlen, an dem viele Menschen Platz haben“, erklärt Schewe. Und gruppiert man um den Outdoortisch auch unterschiedlichste Stühle – so wie es im Indoorbereich üblich ist? „Ja, allerdings mit einem Unterschied“, sagt Schewe. „Drinnen kombiniert man verschiedene Modelle miteinander, draußen ist es ein Modell – das dann aber in unterschiedlichen Farben.“

Apropos Farbe: Draußen wird es zwar nicht bunt, aber bunter. Grau in den unterschiedlichsten Schattierungen von hell bis dunkel ist als Outdoorfarbe zwar weiterhin beliebt, ebenso wie Ecru und Taupe, aber auch Farben wie Grün, Gelb und Altrosé nehmen im grünen Wohnzimmer zu – und das nicht nur bei den Polstern, sondern auch bei den Möbeln selbst. Alles, was unser Leben in den kälteren Monaten wohnlich und behaglich macht, nehmen wir während der Sommermonate nun quasi in unserer Wohnzimmer unter freiem Himmel mit. Dort haben wir die lässigen Loungemöbel, den großen Esstisch mit den bequemen Stühlen, aber auch das Daybed und die Outdoorküche. Seit den vergangenen zwei Sommern steige bei Letzterer die Nachfrage sogar nach ganzen Küchenzeilen, in die neben dem Grill auch der wetterbeständige Kühlschrank und die Spüle integriert sind, so Hersteller. „Das liegt vor allem daran, weil das Thema Grillen weiterhin boomt. Grillen macht Spaß. Grillen ist Hobby. Es ist dann einfach bequemer, alles draußen zu haben“, erklärt Rainer Ziegeler von Ziegeler Gartenmöbel-Experten aus Osterholz-Scharmbeck. Durch die passenden Accessoires wird es im grünen Wohnzimmer noch gemütlicher. „Formschöne Leuchten und der Outdoorteppich in Naturtönen sind hier die Must-haves der Saison“, erklärt Susanne Wätjen. „Outdoorkerzen oder das knisternde Feuer in der Feuerschale machen Abende auf der Terrasse besonders stimmungsvoll.“

Minimalistische, puristische und robuste Konstruktionen zeichnen modernes Gartenmöbeldesign aus. „Hier gibt es klare Formen, schlichte Silhouetten“, erklärt Susanne Wätjen. „Kombiniert werden diese dann mit weichen und bequemen Polsterauflagen, die einen hohen Sitz- und Liegekomfort haben.“

Ebenso wie bei den Indoormöbeln dominiert auch im grünen Wohnzimmer der Materialmix. Besonders beliebt ist die Kombination aus Edelstahl und Teakholz. Edelstahl ist pflegeleicht. „Holz strahlt Wärme aus, fühlt sich sinnlich und lebendig an. Der natürliche Charakter von Holz passt einfach in den Garten“, sagt Ziegeler. Teakholz, das schon seit Jahrhunderten als Baustoff verwendet wird, ist darüber hinaus silikat-, wachs- und ölhaltig. So nimmt es wenig Wasser auf und hält auch Temperaturwechseln Stand. Hier gibt es heute Hersteller, die ihre Möbel bereits aus recyceltem Teakholz bauen. „Nachhaltigkeit spielt eine immer größere Rolle. Nicht nur bei den Gartenmöbeln, sondern auch bei den Gartenaccessoires, wie beispielsweise den Windlichtern aus Treibholz“, sagt Schewe.

Bei seinem neuen Modell Denia hat der bayrische Möbelhersteller Weishäupl gleich drei Materialien miteinander gemixt. Das Gestell wurde aus Aluminium und Teakholz gefertigt, die Lehnen mit Textilkordeln bespannt. Neben Holz und Edelstahl sind Aluminium, HPL und Granit beliebte Outdoormaterialien. Aluminium ist durch seine Legierung extrem säure- und wetterfest. Dank seiner hohen Druck- und Biegewerte kann es besonders dünnwandig verarbeitet werden. „Dadurch werden die Möbel besonders leicht“, erklärt Schewe. HPL wiederum steht für „High Pressure Laminate“ und bezeichnet ein Verfahren, bei dem unter hohem Druck bei gleichzeitiger Hitzeeinwirkung viele in Melaminharz getränkte Papierschichten unlösbar miteinander verbunden werden. Das Ergebnis sind extrem harte und feste Kunststoffplatten mit porenlosen, sehr unempfindlichen Oberflächen. Granit, aus dem Tischplatten hergestellt werden, ist ein gewachsener, natürlicher Werkstoff. „Granit ist schon von Natur aus extrem fest und frostsicher“, erklärt Schewe. Sicherlich hätte auch Cicero zu seiner Lektüre an so einem Tisch gerne ein Glas Wein getrunken!

Text: Claudia Kuzaj, Foto: Sieger