Sicherheit fürs Haus

Einbrechern das Handwerk schwer machen

Mit dem Ende der Einschränkungen der letzten Jahre ist die Mobilität der Menschen wieder stark gestiegen – und damit auch die Gefahr von Wohnungseinbrüchen in Häuser und Wohnungen, wie es unter anderem bei der Fachorganisation Verband Fenster + Fassade (VFF) heißt. 

„Fast 66.000 Wohnungseinbrüche und -versuche registrierte die Polizei bundesweit im vergangenen Jahr, das waren über 20 Prozent mehr als 2021. Wohlgemerkt zählt die Polizei die Einbruchsversuche mit“, so der Verband weiter. Damit es beim Versuch bleibt, kommt es in Sachen Haus und Wohnung vor allem auf einen Aspekt an – auf die Sicherheit.
Für 26 Prozent der Deutschen ist ein Einbruch ein gewaltsamer Eingriff in die Unversehrtheit der Wohnung, eine ernstzunehmende Gefahr. Das hat das Marktforschungsinstitut YouGov im Auftrag des 1924 gegründeten Sicherheitstechnik-Anbieters Abus ermittelt. „Wenn man sich vorstellt, was einem bei einem Einbruch am meisten Sorgen macht, so ist das für 48 Prozent der Befragten nicht etwa der Verlust materieller Dinge, sondern der seelische Schaden, den Einbrecher anrichten können“, heißt es in einer Abus-Mitteilung.
Experten raten vielfach zu Dingen, die potenziellen Einbrechern die „Arbeit“ erschweren. Einbrecher möchten unerkannt bleiben. Alles, was Zeit kostet, schreckt sie ab. Der Anteil der Einbruchversuche an den tatsächlichen beziehungsweise intendierten Wohnungseinbrüchen sei laut Bundeskriminalamt in den vergangenen 30 Jahren von knapp 30 auf knapp 50 Prozent gestiegen, so der VFF. Also anteilig sind deutlich mehr Einbrüche gescheitert. „Das dürfte zu einem Gutteil auf technische Innovationen sowie auf Verhaltensänderungen der Menschen zurückzuführen sein“, sagt VFF-Geschäftsführer Frank Lange. Die Statistik lege nahe: Investitionen in bessere Technik lohnen sich, gepaart mit entsprechend umsichtigem Verhalten. „Innovationen verbinden daher bewusst verbesserte Mechanik mit Automatisierung“, sagen die Experten vom VFF.
Aber, so wiederum ein Ergebnis der Umfrage im Auftrag der Sicherheitsexperten von Abus: „Knapp die Hälfte der Deutschen nutzt keine Absicherungssysteme in Haus und Wohnung. Also weder spezielle Türsicherungen noch Überwachungskameras, Alarmanlagen oder Smart-Home-Systeme.“ Doch es sei ein Prozess des Umdenkens im Gange, erklären die Abus-Experten weiter: „So würden 39 Prozent der Befragten Türsicherungen besonders vertrauen, gefolgt von Alarmanlagen (37 Prozent) und Fenstersicherungen (30 Prozent). Folgerichtig plant immerhin ein Viertel der Befragten, in den kommenden zwölf Monaten in Absicherungssysteme zu investieren. Die Vorlieben bei den Sicherheitslösungen verteilen sich annähernd gleich auf Tür- und Fenstersicherungen, Überwachungskameras, Alarmanlagen und Smart-Home-Systeme.“

„Die Kriminalität sucht sich ihren Weg“

„Die Kriminalität sucht sich ihren Weg“, so Michael Bräuer, Leiter Öffentlichkeitsarbeit von Abus mit Blick auf die jüngste Kriminalstatistik. „Auch wenn in den vergangenen Jahren durch unter anderem Homeoffice die vordergründigen Einbruchzahlen rückläufig waren, so steigen diese jetzt wieder deutlich an – anders kann man ein Plus von über 20 Prozent nicht bezeichnen.“ Bräuer ergänzt: „Die Menschen haben in der Pandemie zudem oft in hochwertige Dinge wie E-Bikes oder Gasgrills investiert, die nun unzureichend gesichert sind. Daher haben es die Täter in den vergangenen Jahren auch immer wieder auf Wertsachen aus Kellern abgesehen.“

Türen und Fenster leisten Widerstand

Mehr Sicherheit durch bessere Fenster und Türen – darum eben geht es den Experten vom Verband Fenster + Fassade. „Damit es beim Versuch des Einbruchs bleibt oder auch dazu gar nicht erst kommt, hält die Fenster- und Türenbranche technisches Knowhow und Innovationen bereit“, so der VFF. Und: „Dafür gibt es klare Kriterien.“ Denn wie sicher Fenster und Türen sind, bestimmt die Widerstandsklasse (Resistance Class, RC). „Für den Privathaushalt sollte man sich heute mindestens für RC 2 entscheiden“, empfiehlt VFF-Geschäftsführer Frank Lange. Denn RC 1 biete nur geringen Grundschutz gegen Aufbruchversuche mit körperlicher Gewalt (vorwiegend Vandalismus) wie Gegentreten und Gegenspringen. „Ab Widerstandsklasse RC 2 leisten Fenster und Türen wirksamen Widerstand gegen Schraubendreher, Zange und Keile und senken so das Einbruchrisiko deutlich. Versuchen die Täter zusätzlich, mit einem zweiten Schraubenzieher und einem Kuhfuß sowie mit einfachem Bohrwerkzeug die Fenster und Türen zu öffnen, ist die Widerstandsklasse RC 3 empfehlenswert“, erläutert Lange. Bei den Eigenschaften der Fenster sollte nicht zuletzt an abschließbare Griffe, einen Anbohrschutz und einbruchhemmende Sicherheitsbeschläge wie Pilzkopfverriegelungen und passende Sicherheitsschließstücke gedacht werden, so der VFF. Solche Verriegelungen könnten das Aufhebeln des Fensters entscheidend erschweren. Abschließbare Griffe und so manche weitere Innovation bei den Beschlägen ließen sich gut am Fenster nachrüsten. Beispiel Türen: Mit mechanisch-automatischer Mehrfachverriegelung lassen sich Türen ohne Schlüsselbetätigung sicher verriegeln. Die sogenannte 3-Punkt-Verriegelung mit Automatikkraftkeilen fährt dann automatisch aus, wenn die Bewohner Haus oder Wohnung verlassen. Für noch mehr Sicherheit verhindern Rückdruck-gesicherte Sicherheitsschließpunkte ein Aushebeln. Solche Systeme bieten eine erhöhte Einbruchhemmung bis Widerstandsklasse RC3.

Mit Technik und Tricks Einbrecher täuschen

Auch Täuschungsmanöver können ein wirksamer und wertvoller Schutz gegen potenzielle Einbrecher sein. Das Vortäuschen von Anwesenheit spielt eine entscheidende Rolle – entweder durch Nachbarn, Freunde oder (smarte) Technik. Wenn es abends wieder früher dunkel wird, steigt das Einbruchsrisiko, heißt es bei den Experten von der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes. „Ebenso wichtig wie eine geeignete Sicherungstechnik ist ein sicherheitsbewusstes Verhalten. Auch ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis, bei dem miteinander vereinbart wird, gegenseitig ein Auge auf die Wohnung oder das Haus nebenan zu haben, schützt vor Einbrechern.“
Werden Rollos und Rollläden regelmäßig bewegt, Briefkästen geleert, wird Beleuchtung im und am Haus ein- und ausgeschaltet, dann sieht es aus, als wäre jemand da. Und das schreckt all jene ab, die bei ihrem Tun unentdeckt bleiben wollen. Rollläden, Licht und Überwachungskameras lassen sich mit smarter Technik steuern; die klassische Zeitschaltuhr kann ebenfalls zum Einsatz kommen. Besonders in der dunklen Jahreszeit sollte in den Morgen- und Abendstunden an Beleuchtung gedacht werden.

Mechanischen Schutz und Digitales kombinieren

Wer sein gut gesichertes Heim auch aus der Ferne im Blick haben will, kann auf das Miteinander von Mechanik, Automation und digitalen Neuerungen bauen, heißt es beim Verband Fenster + Fassade. Und weiter: „Denn zusätzlich zum mechanischen Einbruchschutz sind Alarm- oder Überwachungsanlagen mit Sensortechnik sinnvolle Ergänzungen für die Sicherheit. So können mit Sensoren ausgestattete Fenster einen Einbruchversuch direkt auf das Mobiltelefon melden. Ergänzt mit Kamerasystemen und einem Fingerprint-System wirken Abschreckung vor Einbrüchen und Vorsorge ineinander.“
Welche Lösung bietet einen optimalen Schutz? Und was empfiehlt die Polizei? Wer Haus oder Wohnung einbruchsicher machen will, steht unweigerlich vor Fragen wie diesen. Türen und Fenster, Keller und Dachboden, Alarmanlagen und smarte Technik – Orientierung und Tipps bietet unter anderem die Website der bundesweiten Öffentlichkeitskampagne „K-Einbruch“, die die Polizei gemeinsam mit Versicherungswirtschaft, Industrieverbänden und Unternehmen ins Leben gerufen hat. Die Schirmherrschaft hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) übernommen. Bahnradfahrerin Kristina Vogel, zweifache Olympiasiegerin und Bundespolizistin, ist Botschafterin der Kampagne. 
„Dass Präventionsmaßnahmen wirken und viele Einbrüche durch richtiges Verhalten und die richtige Sicherungstechnik verhindert werden, belegen die in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegenen Zahlen der Einbruchsversuche“, heißt es bei „K-Einbruch“. Kern der Kampagne ist der Internetauftritt www.k-einbruch.de. Er bietet unter anderem produktneutrale Informationen der Polizei zum Einbruchschutz, ein „interaktives Haus“ mit Tipps, wie man sein Zuhause sichert – sowie Informationen zur staatlichen Förderung von Einbruchschutz. 

Text: Claudia Kuzaj, Foto: Abus