Abwechslungsreich und stimmig
Mit Plan zum Pflanzenglück
Ist ein Staudenbeet gut angelegt, strahlt es eine natürliche Selbstverständlichkeit aus. Farben, Wuchshöhen, Blühzeitpunkte – alles wirkt stimmig und so, als ob Mutter Natur selbst Hand angelegt hätte. Dabei steckt gerade hinter solch natürlich wirkenden Bildern meist ein professionelles Pflanzkonzept.
Ein Plan – das klingt alles andere als sinnlich und scheint so gar nicht zu Pflanzen zu passen, deren Charme ja immer auch darin besteht, dass sie in ihrer Entwicklung nicht vollkommen berechenbar, also eher für den Faktor Zufall im Garten zuständig sind. Warum also nicht einfach lospflanzen und schauen, was passiert?
Ganz einfach, weil das, was dabei herauskommt, meist nicht das ist, was der Gartenbesitzer erreichen wollte. Wer Staudenbeete, aber auch andere Pflanzungen anlegt, möchte möglichst lange Freude an ihnen haben, ein abwechslungsreiches und stimmiges Gartenbild erschaffen, vielleicht den Wechsel der Jahreszeiten sehen und auf jeden Fall stets auf gesunde, sich gut entwickelnde Pflanzen schauen können. All das funktioniert aber nur, wenn die Pflanzenauswahl passend zum Standort, den eigenen Vorlieben und mit Blick auf Bedürfnisse und Eigenheiten einer jeden Art getroffen wird. Da wird schnell klar: Um all das erreichen zu können, braucht es viel Wissen und Erfahrung, also am besten professionelle Unterstützung.
Und da kommt der Plan wieder ins Spiel, denn Gartenprofis pflanzen stets nach Plan. „Eine dauerhaft schöne und stimmige Gartenbepflanzung braucht ein Konzept“, bringt es dann auch Andreas Leucht auf den Punkt. Er ist Gartengestalter und hat sich auf Planung, Anlage und Pflege individueller privater Gärten spezialisiert.
Bevor er ein Pflanzkonzept entwickelt, sammelt Andreas Leucht erst einmal Informationen: „Wir loten die Wünsche der Gartenbesitzer in Bezug auf Farben und Formen, aber auch Texturen für den richtigen Raumklang aus und fragen, welche Atmosphäre die Pflanzung ausstrahlen soll. Danach geht es darum, was sich umsetzen lässt und was nicht.“
Die Wünsche der Gartenbesitzer in Einklang mit den Gegebenheiten zu bringen, ist letztendlich das eigentliche Kunststück bei der Pflanzplanung, denn ein gutes Konzept muss sich in die Praxis umsetzen lassen. „Wenn die Pflanzen nicht zum Standort und den Bodenverhältnissen passen, ist der schönste Plan wertlos“, bringt es Andreas Leucht auf den Punkt.
Was so nüchtern und pragmatisch klingt, ist für Andreas Leucht in Wahrheit eine hoch emotionale Sache: „Kein anderes Gestaltungselement für den Garten vermag es, bei seinem Betrachter derart viele positive Emotionen auszulösen wie die Pflanze. Sie steht für pralles Leben, bringt stetige Bewegung und Veränderung, aber auch unendliche Ruhe in den Garten, ist überraschend und verlässlich gleichermaßen. Pflanzen berühren den Betrachter und all das, was Menschen an ihren Gärten heute mehr denn je so lieben: ihre Bodenständigkeit, ihre Greifbarkeit, ihre Natürlichkeit“, lautet sein Plädoyer für mehr Fingerspitzengefühl bei der Pflanzenwahl.
Perspektiven aufzeigen
Ein guter Pflanzplan sollte nicht nur ehrlich sein und zum jeweiligen Standort passen, sondern auch so konzipiert sein, dass der Garten zu allen Jahreszeiten attraktiv ist und die Pflanzung harmonisch wirkt. In den Worten von Pflanzennarr Leucht klingt das so: „Nach einem langen Winter überziehen die ersten Blattknospen die Sträucher mit zartgrünem Hauch. Frühblüher vertreiben mit ihren Farben den grauen Winterblues. Im Frühsommer brennen Stauden ihr groß angelegtes Blütenfeuerwerk ab. Dann folgt die Farbexplosion des Herbstlaubs, und selbst im Winter hält die Natur Verlockungen in Gestalt raureifüberzuckerter Fruchtstände und des einen oder anderen Winterblühers bereit. Die Welt der Pflanzen ist ein eigenes Universum mit einer schier unendlichen Fülle an Formen, Farben, Gerüchen und Geschmäckern.“
Bei aller Poesie, die die feinfühlige Komposition eines Beetes versprühen kann, ist das Vorgehen bei seiner Planung ganz und gar pragmatisch: Gerüstpflanzen, die dem Garten eine Grundstruktur verleihen, werden zuerst in den Plan gezeichnet, dann folgen große und auffällige Leitstauden oder auch Gräser und Begleitstauden.
Doch es geht nicht allein darum, einzuzeichnen, welche Arten und Sorten man in welchen Stückzahlen pflanzen möchte. Das Pflanzkonzept sollte immer auch einen Blick in die Zukunft ermöglichen, also das Wachstum jeder Pflanze berücksichtigen. Als Beispiel nennt Andreas Leucht einen Haselnussstrauch: „Der hat, wenn wir ihn pflanzen, vielleicht nur einen Durchmesser von einem halben Meter. In ein paar Jahren kann der aber gut und gern vier Meter betragen. Also muss ich ihn auch in dieser Größe einplanen.“ Geschieht das nicht, wird oft zu dicht gepflanzt und es kommt zu einem Verdrängungswettkampf im Beet; konkurrenzstarke Sorten unterdrücken schwächere und das Gesamtkonzept ist dahin.
Bilder im Wandel
Bei dem Blick in die Zukunft muss auch berücksichtigt werden, dass jede Art unterschiedlich schnell wächst, sich die Proportionen innerhalb der Pflanzflächen im Laufe der Jahre also immer wieder verändern können. Ist die Bepflanzung schließlich angelegt, gehört eine durchdachte Pflege zum Pflichtprogramm, um nachhaltig Freude an seinen Pflanzkombinationen zu haben. „Hier geht es darum, jeder Pflanze durch pflegerische Maßnahmen zu einer optimalen Entwicklung zu verhelfen, aber auch, ein Auge darauf zu haben, ob sich alles wunschgemäß entwickelt, keine Art schwächelt oder zu expansiv wird. Wäre das der Fall, müsste man gegensteuern“, fasst Andreas Leucht zusammen.
Allen Plänen zum Trotz wohnt aber jeder Pflanzung glücklicherweise immer noch eine gewisse natürliche Unwägbarkeit inne, das weiß und schätzt auch Gartenprofi Andreas Leucht.