Baumschnitt – aber richtig
Der Herbst – Jahreszeit der Bäume
Bäume sind etwas Großartiges, eine optische, ökologische und klimatische Bereicherung für eigentlich jeden Garten. Umso wichtiger ist es, ihnen gebührende Aufmerksamkeit zu schenken, und davon brauchen sie gerade im Herbst eine Extraportion: Nicht nur wegen ihres Laubes, das allmählich in Massen fällt, auch das Thema Schnitt gehört jetzt auf die Agenda.
Der Herbst ist ganz eindeutig die Jahreszeit der Bäume. Ist das letzte Blatt gefallen, können Besen und Laubsauger eingewintert werden; jetzt schlägt die Stunde von Astsäge und -schere. „Für das Schneiden von Bäumen sind die Monate November bis März meist ideal“, erklärt Gartengestalter Andreas Leucht.
Ruhephase nutzen
Sobald Bäume sich von ihren Blättern getrennt haben, treten sie nämlich in eine Art Ruhephase ein. Ihr Nährstoffbedarf sinkt, weil sie das Wachstum herunterfahren, und da nun keine Verdunstung mehr über die Blätter stattfindet, benötigen Bäume jetzt auch weniger Wasser.„In diesem Ruhezustand toleriert ein Baum einen solchen Eingriff besonders gut, weil er seine Kräfte nicht anderweitig benötigt“, fasst Andreas Leucht zusammen. Und auch aus gestalterischer Sicht ist es sinnvoll, sich nach dem Fallen des Laubes an den Baumschnitt zu machen:„Jetzt haben wir freie Sicht auf die Wuchsform des Baumes und können gleich erkennen, an welchen Stellen wir Hand anlegen müssen“, erklärt der Gartenprofi, der aber auch warnt:„Das soll aber bitte nicht heißen, dass jetzt alles ganz einfach ist und jedermann mal eben zu Astschere und -säge greifen kann. Abgesehen davon, dass so ein Baumschnitt je nach Höhe des Schnittkandidaten nicht ganz ungefährlich ist und spezielles Gerät erfordert, braucht es auch einiges an Fachwissen, um einen Baum richtig in Form zu bringen.“
Fachwissen gefragt
Jede Art hat ihre Eigenheiten, und die sollte man kennen, bevor es an den Schnitt geht. Das betrifft zum Beispiel das, was der Fachmann Habitus nennt, also die Wuchsform eines Baumes. Wie bildet er seine Krone aus, welche Silhouette hat diese, wie verzweigen sich die Äste? Gründe für einen Schnitt können die Verkleinerung oder Verdichtung der Krone oder das Entfernen von Ästen sein, die das Erscheinungsbild oder die Verkehrssicherheit gefährden. „In der Regel sollte ein Schnitt den natürlichen Habitus einer Art herausarbeiten“, so der Experte. Anders verhält es sich bei Formgehölzen oder Spalierbäumen. Bei ihnen dient der Schnitt der Verdichtung der Krone und der Erreichung der angestrebten Form. Auch einen solchen Schnitt sollte unbedingt ein Fachbetrieb übernehmen, denn auch wenn die Baumkrone kasten- oder schirmförmig sein soll, steht doch der Baum mit seinen Eigenarten im Mittelpunkt und nur der geübte Gärtner sieht, wie er die
gewünschte Form erzielt und gleichzeitig den Baum pflegt. Bei unsachgemäßem Schnitt gerät eine Baumkrone schnell aus der Form, ein Umstand, der meist nicht mehr behoben werden kann. Ein weiteres Argument für den Schnitt durch einen Profi: Nicht für alle Baumarten und Schnittvorhaben ist nach dem Laubabwurf die beste Zeit. Stark blutende Arten wie Walnuss, Kirsche oder Birke sollten bei umfangreichen Schnitten im Stark-astbereich eher im Sommer gestutzt werden, weil sich bei ihnen die Schnittstellen bei Kälte nicht rasch genug schließen und so unschöne Narben entstehen können. Regelmäßige Pflegeschnitte hingegen, die sich vor allem im Feinastbereich abspielen, können meist problemlos im Winter, auch bei mäßigem Frost, durchgeführt werden. „Fachleute wissen genau, was sie wann dem jeweiligen Gehölz zumuten können“, fasst Andreas Leucht zusammen.
Foto: Pronomen