Eine gehörnte Mauerbiene
Landwirt Hajo Kaemena hat sich nicht nur durch seine Blühflächen für Wildbienen einen Namen gemacht. Er beobachtet diese Tierchen auch intensiv und sorgt dafür, dass sie nicht nur Nahrung, sondern auch Unterkünfte finden.
Oft hat er seine Kamera dabei. In der neuesten Ausgabe seiner „Blühpost“ – ein Newsletter, den er an seine Blühpaten versendet – beschreibt er, wie ihm diese Aufnahmen gelungen sind: „Gestern habe ich diese gehörnte Mauerbiene auf der Pflaumenblüte erwischt. Beobachten kann man sie gut, das Fotografieren ist ungleich schwerer. Eilig fliegen sie von Blüte zu Blüte, sind immer in schneller Bewegung. Bevor man da mal ein Exemplar scharf fokussiert hat, ist es meist schon längst auf der nächs-ten Blüte …“ Er bedient sich dabei der Serienfotografie, schießt also eine Unzahl von Bildern hintereinander ab und wählt dann das geeignete Bild aus. Wenn es denn gelungen ist.
Dieses kleine Insekt ist 12 bis 16 mm lang, wenn es denn ein Weibchen ist; das Männchen misst nur 10 bis 13 mm. Auf dem zweiten Bild sitzt ein Männchen, erkennbar an der weißen Bartbehaarung, am Eingang einer Brutröhre. Die Männchen schlüpfen ein paar Tage vor den Weibchen, hat er beobachtet: „Sie warten dann darauf, dass diese das Licht der Welt erblicken und fallen, kaum dass es so weit ist, zur Paarung über sie her. Wer nur ein paar Wochen lebt, darf halt keine Zeit verlieren. Je mehr wir uns mit den Wildbienen beschäftigen, um so mehr stellen wir fest, dass einiges in deren Leben doch weit unromantischer verläuft, als wir uns das anfangs vorgestellt haben.“
Die gehörnte Mauerbiene ist eine der Ersten, die im zeitigen Frühjahr unterwegs ist. Ihre Flugzeit ist von Ende Februar bis Anfang Juni. Kaemenas heimische Bäume und Sträucher blühen noch vor den ersten Kräutern in deren Blühflächen, daher sind sie sehr wertvoll für die kleinen Insekten. Dort blüht immer zuerst ein Pflaumenbaum zusammen mit einigen Weiden. Am frühen Nachmittag, als es schön sonnig, warm und windstill war, konnte man wunderbar die ersten Insekten bei der Pollen- und Nektarsuche beobachten. Die ersten Frühblüher und die ersten frühen Wildbienenarten sind aufeinander angewiesen, die einen könnten ohne die anderen nicht überleben.
Hajo Kaemena weiß, die fachliche Betreuung durch den Wildbienenexperten Rolf Witt aus Edewecht macht sein Artenschutzprojekt so besonders und dadurch langfristig wertvoll für die Wildbienen: Arten soll unser Fokus liegen, das unterscheidet unser Projekt von vielen anderen Blühflächen für Insekten. Die dauerhafte Betreuung und Beratung durch den ausgewiesenen Experten ist zeitaufwendig und dadurch nicht billig. Im vergangenen Jahr haben wir uns die Beratung gut 3.500 Euro kosten lassen. Wir sehen darin aber die Basis für eine wirklich wirksame Hilfe für die Wildbienen, alleine kämen wir da doch nicht weit.“
Text: Eberhard Matzke, Hajo Kaemena, Foto: Hajo Kaemena