Erdbeeren – unsere liebsten Sommerfrüchte

Sie sind kälte-, wärme- und auch druckempfindlich, lassen sich schlecht transportieren und zum Lagern sind sie ungeeignet. Trotzdem ist die Erdbeere das Obst, das mit der größten Vorfreude und den meisten Kindheitserinnerungen verbunden wird.

Zehn Hektar von Hof Kaemena gehören ganz den süßen kleinen Früchten. In Oberneuland kann die jetzige Situation allemal auch etwas Positives haben. Denn es ist ein wenig wie die Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet eine Sorte der süßesten Frucht des Junis Fragaria Korona heißt. Die eigentliche Wortbedeutung „Krone“ entspricht da aber dem Genuss dieser Sorte. Und da der Oberneulander Landwirt Hajo Kaemena besonders auf Geschmack setzt, kommt er an dieser mittelfrühen Sorte mit süßem, aromatischem Fruchtfleisch nicht vorbei. Sie ist mit Fragaria Polka, F. Dar Royal, F. Flair und F. Malwina eine der Sorten, die auf den Oberneulander Erdbeerfeldern wächst.

Für das neue Erdbeerjahr 2020 setzte der Oberneulander Landwirt schon im Herbst je 250 Pflanzen von Fragaria Alegro, F. Limalexia und F. Sonsation in die Erde. Obwohl sie laut Züchterangaben nicht den höchsten Ertrag und auch nicht die größte Haltbarkeit aufweisen, entschied er sich, diese sehr aromatischen Sorten zu testen. „Was nützen Haltbarkeit und Ertrag, wenn sie nicht schmecken“, so seine Meinung.
Verschiedene Anbauformen, mehrere Sorten und eine 30-jährige Erfahrung ermöglichen Hajo Kaemena, die Ernte auf den Oberneulander Feldern bis in den August zu verlängern. Der Geschmack der Erdbeeren ist dabei abhängig sowohl von der Sorte als auch vom gebildeten Zuckergehalt. Und der liegt umso höher, je größer der Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht ist, erklärt Hajo Kaemena.
Wichtige Voraussetzung für eine frühe Ernte der kälteempfindlichen Pflanzen ist die Abdeckung mit einem wärmenden Vlies, das die Bodentemperatur erhöht. Vor Verschmutzung durch Sand schützt das zwischen die Reihen gestreute Stroh, vor hungrigen Krähen ein großflächig über das Feld gezogenes Vogelschutznetz. Erdbeeren im März seien nicht normal, sagt der Oberneulander Landwirt und weist auf die reguläre Erdbeerreife im Juni hin. Denn Erdbeeren brauchen für den richtigen Reifegrad und den intensiven, aromatischen Geschmack vor allem auch die Tageslängen des Juni. Gewächshauserdbeeren, so Kaemena, entwickeln aufgrund der geringeren Tageslänge nur wenig Geschmack. Wer auf Regionalität setzt, der müsse auch die regionalen Wetterkapriolen und die daraus resultierenden Erntezeiten akzeptieren, so seine Einstellung. Mehrfachfolienabdeckung ist daher für Kaemena keine Option. Und daher gibt es in Oberneuland keine Folientunnel, in denen besondere Frühsorten auf Substrat kultiviert und computergesteuert gewässert und gedüngt wachsen. In der Region gehört der Oberneulander Landwirt, der zu 100 Prozent auf Freilanderdbeeren setzt, zur Ausnahme. In Zeiten von Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein und Ökologie ist für ihn Folienanbau und die Verwendung großer Mengen an Plastik indiskutabel.

„Erdbeeren sind Sommerfrüchte.“ Pflückfrisch kommen die Oberneulander Erdbeeren vom Feld und werden auf kürzestem Weg ab morgens sieben Uhr zu den Verkaufsständen gebracht. Bis zur Reife aber bedürfen die Erdbeeren großer Aufmerksamkeit.„Erdbeeren im Garten sind einfach zu kultivieren; wenn man davon leben muss, wird es schwieriger“, stellt Kaemena nüchtern fest. Auf Hof Kaemena stellte die Trockenheit den Oberneulander Landwirt in diesem Jahr vor große Herausforderungen. Tagelang mussten die durstigen Pflanzen im April bewässert werden. Aber auch Erdbeerstecher, Fruchtfäule und Läuse können die Ernte bedrohen. Beim Befall mit Schädlingen hofft Kaemena erst einmal auf den Appetit der Marienkäfer, bevor er zu Pflanzenschutzmitteln greift. Die verwendet er ausschließlich in der Blütezeit und das nur in Maßen.

Ganz analog überprüft er regelmäßig durch Auszählung den aktuellen Schädlingsbefall. Bio sind die Oberneulander Sorten zwar nicht, aber nahe dran, erklärt der Landwirt. Eine Bodenverbesserung durch Tagetes als Vorkultur tut ein Übriges. Weil die Oberneulander Erdbeeren während der Fruchtreife nicht gespritzt werden, kann man sie auch ungewaschen essen. Darüber freuen sich besonders die Selbstpflücker, deren Saison wieder ab Juni beginnt. Bei der Reiheneinteilung, versichert Hajo Kaemena, werden in diesem Jahr die Abstandsregeln besonders berücksichtigt. Leider gibt es in diesem Jahr voraussichtlich keinen Kinderspielplatz. Auch Erdbeer-Yoga und das Kochevent mit Karo werden aller Voraussicht nach nicht stattfinden.

Text und Foto: Sabine von der Decken