Stufen-Kunst

Treppen im Garten

Treppen. Klingt nach purer Funktionalität, nach einer Notwendigkeit, die man braucht, wenn es Höhenunterschiede zu überwinden gibt. Und im Garten heißt Treppe auch noch: unebenes Grundstück, also schwieriges Terrain. Aber es lohnt sich definitiv, sich einmal näher mit Stufenanlagen zu beschäftigen, denn dabei merkt man schnell, wie viel Ästhetik in gut gemachter Funktionalität stecken kann.
Treppen sind nicht gleich Treppen und im Garten übernehmen sie auch weit mehr Funktionen, als bloß Höhenunterschiede zu überwinden.

Treppen brauchen Planung
Wer ein Grundstück besitzt, bei dem das angezeigt ist, sollte – am besten zusammen mit einem Gartenprofi – etwas Mühe in die Planung seiner Treppen investieren, denn sie entscheiden maßgeblich mit darüber, ob man sich langfristig mit seinem Garten wohlfühlt und ihn sich zu Fuß erschließen kann und will. Gartengestalter Andreas Leucht beschreibt es so: „Treppen haben auch gestalterische Aufgaben. Sie gliedern einen Garten und schaffen Gartenräume in verschiedenen Höhen, können Sichtachsen öffnen oder schließen und aufgrund der vielfältigen Bauweisen die Gestaltungsabsicht unterstreichen.“
In diesem Satz stecken komplexe Planungsaufgaben, zu denen sich bei der Umsetzung auch noch bautechnische Herausforderungen gesellen, denn verglichen mit der anderen Möglichkeit, einen Höhenunterschied zu überbrücken – einer Rampe – ist die Treppe die baulich weitaus größere Herausforderung. Dennoch ist sie für ihn in den allermeisten Fällen erste Wahl: „Eine Treppe ist immer die hochwertigere, edlere, aber auch kostspieligere Form der Höhenüberwindung im Vergleich zu einer Rampenanlage. Diese benötigt deutlich mehr Platz als eine Treppe. Wenn der betreffende Weg nicht unbedingt befahrbar sein muss, raten wir immer zu Stufen.“ Und er ergänzt:„Zu steile Rampen können schnell rutschig werden. Auch Menschen mit Einschränkungen können zumeist besser ein paar einzelne Stufen überwinden als einen zu steilen Weg.“

Gestufte Hingucker
In ästhetischer Hinsicht sind Treppen ohnehin die Sieger, sofern sie sorgfältig geplant sind. Andreas Leucht denkt sie immer als Teil eines gestalterischen Gesamtkonzepts: „Treppen kommen ja selten allein daher, stehen immer in räumlichem und optischem Bezug zu anderen Gestaltungselementen.“ Da können schon ein paar Stufen zum Designstatement werden oder für den gestalterischen Brückenschlag zwischen Garten und Wohnhaus sorgen. Selbst Architekturelement, sollten sie dennoch immer fest im Garten verwurzelt sein, besonders reizvoll ist, ihre Interaktion mit Pflanzen bei der Planung zu berücksichtigen. So können spielerisch über die Seiten der Stufen fallende Gräser deren Geradlinigkeit auflockern und ihnen damit einiges an Schwere nehmen. Einen ähnlichen Effekt bringen genügsame Bodendecker wie Thymian.

Schön sicher
Auch Licht ist ein häufiger Begleiter von Stufen. Das hat in erster Linie funktionale Gründe, schließlich soll der Gang über die Treppe auch im Dunkeln sicher sein. Wie man das erreicht, fasst der Experte zusammen: „Treppen sollten beleuchtet sein, ohne dass die Lichtquellen blenden. Das geht am besten mit kleinen LED-Strahlern, die die Stufen anleuchten.“ Lichtbänder können für eine zusätzliche Inszenierung der Treppe sorgen.
Und apropos sicher: Beim Material achtet der Gestalter darauf, dass man die Stufen auch bei Feuchtigkeit gefahrlos begehen kann, weshalb sie Holz nur eingeschränkt empfehlen. „Die gängigsten Materialien sind Beton und Naturstein, auch Metall kann eine Option sein, hat aber eine sehr technische Anmutung“, so Leucht. Damit schlägt er auch gleich den Bogen zurück zur Ästhetik, die bei allen praktischen Überlegungen für die Gestaltung einer Treppe im Garten immer auch eine wichtige Rolle spielt. Als Teil des gestalterischen Gesamtkonzepts können Treppen ebenso als logische Verlängerung von Wegen konzipiert werden wie als das genaue Gegenteil: solitäre Blickfänge oder gewollte Unterbrechungen eines Rhythmus‘. So können Blockstufen aus Naturstein einen Weg aus einfachem Betonsteinkleinpflaster enorm aufwerten oder Stufen auch ganz ohne die Anbindung an einen Weg einfach zwei Rasenterrassen miteinander verbinden. Aufmerksamkeit ist ihnen in beiden Fällen sicher.

Ein bisschen Bautechnik
Die genannten Blockstufen, also massive, monolithische Quader, die jeweils eine Stufe bilden, sind „die einfachste und haltbarste Methode, um Stufen zu bauen“, fasst es der Gartenplaner zusammen. Eine andere Art, Stufen auszubilden, ist die Kombination aus Tritt- und Setzstufen. Dabei setzt sich die eigentliche Stufe aus zwei Elementen zusammen: Ihre Auftrittsfläche wird auf einem senkrecht stehenden Element, der sogenannten Setzung, gelagert. Vorteil: Für die Ausführung der Treppe können die gleichen Platten wie für den Weg verwendet werden, sodass Weg und Treppe optisch nahtlos ineinander übergehen. Allerdings ist die Ausführung etwas anspruchsvoller und die Konstruktion nicht ganz so unverwüstlich wie bei einer Blockstufe.

Auch das Drumherum ist wichtig
In den allermeisten Fällen besteht eine Treppe nicht nur aus Stufen. Zu ihr gehören oft auch Wangen, also eine seitliche Konstruktion, in die die Stufen eingebettet sind, und je nach Länge der Treppe unterbricht das eine oder andere Podest die Stufenfolge. Beide Elemente können den Charakter einer Treppe maßgeblich mitprägen. Die Wangen grenzen die Treppe gegen das umgebende Terrain ab, verstärken also ihren architektonischen Charakter, können aber gleichzeitig auch ihre Einbindung in das Gesamtkonzept des Gartens vorantreiben.
Podeste haben ebenso praktische wie ästhetische Funktionen: Sie ermöglichen Verschnaufpausen auf dem Weg nach oben, laden zum Innehalten und damit zum absichtsvollen Blick in den Garten ein. Idealerweise sind sie so dimensioniert, dass sie einen Wechsel des Antrittsbeins ermöglichen; bei längeren Treppenläufen sorgt das für weniger Ermüdung beim Aufstieg. Optisch sind Podeste willkommene Gliederungselemente, um den immer gleichen Rhythmus der Stufen zu unterbrechen. Außerdem erleichtern sie Richtungswechsel in der Wegführung.

Unbedingt rechnen
Beim Thema Podest zeigt sich übrigens genau wie bei den Stufen, dass die ideale Treppe auch eine Sache von Mathematik ist. Wirkung und Komfort einer Treppe hängen maßgeblich von ihren Abmessungen ab: „Wenn das Gelände keine anderen Vorgaben macht, arbeiten wir mit Stufenhöhen von 14 bis 16 Zentimetern“, erklärt Andreas Leucht. Das ermöglicht einen angenehmen Aufstieg.“ Die ideale Tiefe einer Stufe ergibt sich laut Lehrbuch aus ihrer Höhe: Je niedriger die Stufe, desto tiefer sollte der Auftritt sein. Was die Breite der Stufen angeht, müssen die Planer wiederum sowohl funktionale als auch ästhetische Geschichtspunkte im Blick haben. „Hier kommt es sehr auf die Rolle an, die die jeweilige Treppe im Garten übernehmen soll“, fasst es der Gartenplaner zusammen. „Bildet sie einen ganz pragmatischen, unauffälligen und eher wenig genutzten Verbindungsweg, reicht es, sie gut schulterbreit auszuführen. Häufig genutzte oder im Zentrum der Aufmerksamkeit stehende Treppen sollten deutlich breiter sein. Je nach Breite können sie regelrecht opulent und enorm repräsentativ wirken, was sehr reizvoll sein kann.“
Ob nun schmal oder breit, aus Naturstein oder Metall, gerade oder abgewinkelt: Treppen sind auf Grundstücken mit Gefälle ein nahezu unverzichtbares und auf jeden Fall beachtenswertes Gestaltungselement, über das man sich mal schreitend, mal springend, mal schlendernd durch den Garten bewegen kann.