Von der Hand in den Mund
Der eigene Naschgarten
Ob Radieschen, Rotkohl oder Radicchio: Sie alle und noch viel mehr Frisches hält jeder Supermarkt rund ums Jahr für seine Kunden bereit – ganz unabhängig von der heimischen Saison. Doch immer mehr Gartenbesitzer wünschen sich einen Nutzgarten, in dem sie leckeres Obst und Gemüse selber anbauen und ernten können.
Immer mehr Menschen entwickeln wieder Appetit auf Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten. Ein Trend, den auch Garten-Experte Andreas Leucht beobachtet. Seine in der Regel trend- und designbewussten Kunden verlangen seit einiger Zeit wieder verstärkt nach Nutzgärten. „Natürlich nicht nur“, so Leucht. „Aber wir bekommen immer öfter den Auftrag, in die Ziergärten, die wir
anlegen, auch einen kleinen Nutzgarten zu integrieren.“
Damit hat Andreas Leucht auch gleich auf den Punkt gebracht, worin sich die neue Nutzgartenkultur von der vergangener Jahrzehnte unterscheidet: Viele seiner Kunden wünschen sich lediglich eine kleine Ernte aus dem eigenen Garten. Die Freude, Früchte beim Wachsen und Reifen zu beobachten, steht dabei im Mittelpunkt. Und Familien mit Kindern zeigen ihrem Nachwuchs ganz nebenbei, dass ein Salatkopf in der Erde und nicht im Supemarkt-regal wächst.
Ein weiterer wesentlicher Unterschied zu vergangenen Tagen: Da das wertvollste Gut der Gegenwart bekanntlich Zeit ist, lautet der Wunsch vieler Gartenbesitzer: Auch ein Nutzgarten muss pflegeleicht sein. Dabei hängt die Pflegeintensität des Nutzgartens einerseits von seiner Größe, andererseits aber auch von der gewählten Bepflanzung ab. Mehrjährige Kräuter fordern weniger Aufmerksamkeit als Gemüsesorten, und für den Einstieg in die Selbsternte reichen schon fünf Quadratmeter. Bestens geeignet für Einsteiger sind nach Leuchts Erfahrung solche Pflanzen, die schnell wachsen.
„Zuckererbsen oder Feuerbohnen beispielsweise sind auch ideal, wenn der Nutzgarten mit Kindern gemeinsam angelegt wird, weil sie einfach ganz schnell Erfolgserlebnisse liefern.“ Die meist knallroten Blüten der Feuerbohnen überstrahlen mit ihrer Schönheit übrigens so manche Zierpflanze. Ebenfalls ein Hingucker sind rote Mangoldsorten, die auch im Blumenbeet eine gute Figur machen und absolut pflegeleicht sind. Damit Neu-Nutzgarten-Besitzer auch langfristig bei der Stange bleiben, setzen Gartenprofis wie Andreas Leucht auf eine umfassende individuelle Beratung, bevor es ans Beete-Anlegen geht. Hierbei gilt es, Standortfragen zu klären und herauszufinden, wie viel Zeit die Gartenbesitzer tatsächlich in die Pflege ihres Nutzgartens investieren wollen. Außerdem geht es natürlich darum, den Nutzgarten möglichst harmonisch zu integrieren.
„Oft sind die Kunden überrascht, wie dekorativ ein Nutzgarten mit gut geplanten Beeteinfassungen oder individuell angefertigten Hochbeeten wirken kann“, weiß der Gärtner von Eden aus Erfahrung.
Eine beliebte Variante des modernen Nutzgartens ist der Naschgarten. Hier kann der Besitzer quasi von der Hand in den Mund genießen. Beerensträucher laden mit ihren süßen Früchten zum sofortigen Verzehr ein.
„Und für den kleinen Genuss zwischendurch reicht schon ein einzelner Strauch. Das lässt sich auch im kleinsten Garten oder in einem Kübel auf Terrasse oder Balkon verwirklichen“, betont der Experte. Ebenfalls eine Option für wenig Platz und ein knappes Zeitbudget: ein Apfel- oder Birnenspalier.
Wer einmal Freude an der eigenen Ernte gefunden hat, kann dann seinen Radius und sein Repertoire Schritt für Schritt er-weitern. „Wer selbst sät und erntet, bekommt auch wieder einen Sinn für die Saisonalität der einzelnen Obst- und Gemüsesorten, auf die man sich dann viel intensiver freut“, ist Andreas Leucht überzeugt.