Weideprämie für mehr Tierwohl

Glückliche Bauern & Kühe

Seit 1. März kann in Bremen der Antrag auf „Weideprämie“ gestellt werden, deren Ziel es ist, durch Vorgabe der Weidehaltung von täglich mindestens sechs Stunden zwischen dem 16. Mai und dem 15. Oktober Weidegang mit freiem Zugang zu einer Tränkevorrichtung die Tierschutzbedingungen für Milchkühe zu verbessern.

In Zusammenarbeit von Bremischem Landwirtschaftsverband, der Landwirtschaftskammer Bremen, dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Landesverband Bremen (BUND) sowie dem NABU Bremen und der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau, Dr. Maike Schaefer, wurden Anreize für Landwirte geschaffen, ein tiergerechtes Haltungsverfahren im Hinblick auf eine nachhaltige landwirtschaftliche Produktion einzuführen bzw. beizubehalten, die natürlichen Produktionsgrundlagen zu sichern sowie Tierschutz in der Nutztierhaltung und die Biodiversität zu verbessern.
„Wir sind froh über die Weideprämie“, sagt Hilmer Garbade, Präsident des Bremischen Landwirtschaftsverbands, voller Überzeugung. Er macht im Gespräch aber auch deutlich, dass nicht nur Weidehaltung die Bedürfnisse von Kühen erfülle. Aufgrund der bedarfsgerechten Fütterung, vorhandener Beschattung, Kühlung, Beregnung und Lüftung seien Kühe auch in einem Boxenlaufstall sehr gut aufgehoben. Drei- bis viermal pro Tag suchen die Kühe je nach Bedarf den Melkroboter auf. „Stallhaltung ist für Landwirte durchaus von Vorteil und für die Kuh nicht von Nachteil“, macht Garbade deutlich und weist darauf hin, dass die Kühe in den meisten Betrieben in modernen Boxenlaufställen gehalten werden.
Hilmer Garbade plädiert dafür, Treibewege so anzulegen, dass die Kühe freien Zugang zum Stall haben, um ihnen die Wahl zwischen Weidegang und Stallklima zu lassen.
„Weide kostet tendenziell Milchleistung, weil die Fütterung eine andere ist“, betont der Bauernpräsident. Kühe seien Gewohnheitstiere und fräßen gerne immer die gleiche Mischung. „Aber sie gehen auch gerne auf die Weide und fressen frisches Gras.“ Solange es nicht kalt und nass ist, ist Weidehaltung eine gute Entscheidung.
Damit die Rechnung aber aufgeht, ist Weidehaltung und die damit verbundene Weideprämie ein gutes Signal. Denn Weidehaltung ist mit einem höheren Arbeitsaufwand für den Landwirt verbunden und erschwere die Nutzung eines Melkroboters. Nicht jeder Betrieb habe eine direkt am Stall gelegene Weide.
Da, wo Weidehaltung bereits besteht, sollte sie beibehalten, wo sie aufgegeben worden ist, wiederbelebt werden, so der Rat des Präsidenten des Bremischen Landwirtschaftsverbands. Bei Rückumstellung, die mit Kosten für Einzäunung, Anlage von Treibewegen, Installation von Tränken sowie der verminderten Milchleistung verbunden ist, plädiert Garbade für eine Aufwandsbeihilfe. “Aber wir sind froh, dass Kühe auf der Wiese als Imageträger der Landwirtschaft gefördert werden.“
Problematisch in der Realisation sei allerdings, dass Kühe nur in kompletten Tiergruppen (weibliche Rinder mit Kalbung, weibliche Rinder ohne Kalbung ab 6 Monate, männliche Rinder ab 6 Monate, Rinder bis 6 Monate) auf der Weide gehalten werden dürfen. Aufgrund der starren Altersgruppeneinteilung rufe die Weideprämie einigen Unmut hervor.
Für den einen oder anderen Betrieb sei es zudem schwierig, Weidegang für Kühe, die kurz vor der Geburt des nächsten Kalbs stehen, umzusetzen. Denn diese „Trockenstehphase“ von sechs bis acht Wochen sei eine recht sensible Zeit, in der die Kühe eine andere, kontrollierte Fütterung benötigen.
In Bremen gibt es noch 150 landwirtschaftliche Betriebe, von denen 50 Prozent im Vollerwerb bewirtschaftet werden. Einige Anträge für die Weideprämie liegen bereits vor, aber es seien auch noch einige Fragen offen.
Garbade geht davon aus, dass alle Halter von Mutterkuhherden die Prämie beantragen werden. Auf Anregung des Bremischen Landwirtschaftsverbands wurde festgelegt, dass der Betriebssitz in Bremen zu liegen hat, die Weideflächen aber durchaus im Niedersächsischen liegen können.

Text und Foto: Sabine v.d. Decken