Als die Wümme durch Rockwinkel floss
Rückspiegel
Durch Rockwinkel? Das kann nicht sein. Jedes Kind weiß doch, wo die Wümme unterwegs ist. Bestimmt nicht in Rockwinkel!
Und dennoch findet sich in der Karte des Dorfes Rockwinkel, die C.A. Heineken im Jahr 1805 veröffentlichte „Die kleine Wumme“ (die alte Schreibweise). Die floss parallel zum Achterdiek durch die Rockwinkeler Feldmark. Sie beginnt in seiner Zeichnung beim „Block Diek“ im Ellener Brok und fließt weiter zur Achterstraße, die damals bis Rockwinkel heran reichte.
Auf der weiter unten erwähnten Karte von 1798 fließt sie weiter, am heutigen Stadtwald vorbei, entlang der „Hemp Straße“ (Hemmstraße), bis sie sich schließlich bei Dammsiel in die große Wümme ergießt. Heute kennt man die Kleine Wümme als Gewässer, dessen Lauf im Rhododendronpark beginnt und ebenfalls am Stadtwald entlang und neben der Hemmstraße zum Dammsiel fließt.
C.A. Heineken war als Landvermesser unterwegs und lieferte sehr exaktes Kartenmaterial. Bereits 1796 veröffentlichte er eine Karte von Oberneuland, wobei er die beiden Dörfer Oberneuland und später Rockwinkel konsequent voneinander trennte. 1798 hatte er eine Karte des „Gebiethes der Reichs und Hanse Stadt Bremen“ aufgelegt. Die Umgebung, die Herzogtümer Oldenburg und Bremen, sowie die Grafschaft Hoya blieben weiß, wie Niemandsland. Selbst „Schwaghausen“, Hastedt, Hemelingen und Arbergen gehörten nicht zu Bremen, sondern zum „Gow Achim“. Das nur am Rande.
Das Gewässer, von dem die Rede ist, gibt es heute noch. Es beginnt jetzt am Achterdieksee, nennt sich Rockwinkeler Achterkampsfleet, fließt am Rande des Golfplatzes, am Rande vom Büro- und Wohnpark und am Rande des Achterdiekparks entlang und taucht zuletzt zwischen Mackensenweg und Im Achterkamp auf. Hier ist es nur noch ein Graben, bildet aber die Grenze zwischen Oberneuland und Horn-Lehe. Was nicht weiter beachtlich sein brauchte, wenn nicht gerade dieses Stückchen auf einer Karte der Kataster- und Vermessungsverwaltung aus dem Jahr 1990 (!) als „Alte Kleine Wümme“ gekennzeichnet wäre. Auf weiteren Karten jüngeren Datums taucht der Name letztlich nicht mehr auf.
Alle Zuflüsse zur Wümme haben einen eigenen Namen: Wörpe, Wieste, Rodau … Dies legt die Vermutung nahe, dass es sich hier vor Zeiten tatsächlich um einen Nebenarm der Wümme handelte. Das große Binnendelta des Flusses zwischen Ottersberg und Borgfeld war bis 1897 wesentlich weiter verzweigt, als wir es heute kennen.
Text und Foto: Eberhard Matzke