Der Beirat gibt sich kämpferisch

Mühlenfeld-Bebauung

Selten hat ein Thema die Menschen in Oberneuland so bewegt wie die geplante Bebauung des Mühlenfelds. Kein Wunder. Ist doch der freie Blick über das Feld zur Mühle das Symbol für Oberneuland schlechthin. Die Planungen sind weit fortgeschritten, die Diskussionen jedoch noch nicht zu Ende. Am 2. März konnten alle interessierten Menschen per Internet an einem Livestream der CDU „Wo stehen wir bei der Mühlenfeld-Bebauung?“ teilnehmen.

Simon Zeimke ist Vorsitzender der CDU in Oberneuland. Er unterhielt sich mit Beiratssprecherin Tamina Kreyenhop. Sie ist waschechte Oberneulanderin, fühlt sich auch persönlich betroffen und wusste eine Menge dazu zu sagen.

Wie kam es zur geplanten Bebauung?
Bereits vor 40 Jahren, so Tamina Kreyenhop, kam erstmals der Gedanke zur Sprache, auf der rechten Seite Wohnungen zu errichten. Die Grundstücke gehörten einer Erbengemeinschaft. Von ihnen kam der Antrieb zur Bebauung, nicht von der Stadt. Heute lebt keiner von ihnen noch in Oberneuland, die Grundstücke wurden von einem Investor, der Gebr. Rausch Wohnbau, erworben. Ein Unternehmen, das in ganz Bremen Neubauten errichtet. 2007 legte die Baudeputation einen ersten Flächennutzungsplan vor. Die landwirtschaftlichen Flächen sollten in Bauland umgewandelt werden. Von 70 Wohneinheiten war die Rede. Der Beirat verweigerte seine Zustimmung. Das gesamte Ensemble sollte erhalten bleiben. Danach war erst einmal Ruhe, die Planung und der Bau der Tunnel hatten Vorrang.
Sechs Jahre später lehnten Oberneulander Bürger in einer Zukunftswerkstatt das Projekt mehrheitlich komplett ab. 2018 wurde es ernst: Der Senat legte einen Bebauungsplan mit anfangs 210 Wohneinheiten vor, der dann bei einer Einwohnerversammlung als städtebaulicher Entwurf sogar auf 247 Wohneinheiten erweitert wurde. Der Beirat war in einer Zwickmühle: Hätte er den gesamten Entwurf abgelehnt, konnte die Baudeputation womöglich beschließen, ihn ohne Bürgerbeteiligung durchzuführen. So wie es bei der Errichtung des Büroparks geschah. Daher bestand die CDU im Beirat nur darauf, keine Reihenhäuser zuzulassen, das sei nicht Oberneulander Stil, einen breiten Grünzug mit Sicht zur Mühle anzulegen und Häuser zum freien Verkauf anzubieten.
Gleichzeitig wurde bekannt, dass das Amt für Denkmalpflege in die Planungen überhaupt nicht einbezogen war. Nach einem persönlichen Besuch von Siegfried Fliegner, dem damaligen Beiratssprecher, mit Tamina Kreyenhop konnten auch von dort Einwände vorgebracht werden. Die Mühle und das Kornfeld sollen eine denkmalgeschützte Einheit bleiben.

Wo steht der Prozess und wie geht es weiter?
Im Oktober letzten Jahres wurde ein neuer Bebauungsplan (2371) vorgelegt. Er sieht 208 Wohneinheiten vor und berücksichtigt eine größere Grünfläche mit einer besseren Sicht zur Mühle (vgl. Oberneuland Magazin 12/20-01/21). Vor allem wird von der CDU bemängelt, dass die Stadt nicht auf Reihenhäuser verzichten will. Man erwartet Einfamilien- und Doppelhäuser. Ganz besonders aber bemängelt die Partei Reihenhausblöcke, die an der Rockwinkeler Landstraße geplant sind. Sie seien in ihrer Ausdehnung zu breit, zu wuchtig und mit drei Etagen plus Dach auch zu hoch. Sie müssten aufgelockerter sein, und mit einer Etage weniger könne man vielleicht noch die Mühle sehen. Am besten aber wären eben keine Reihenhäuser. Nicht außer acht lassen darf man die Infrastruktur. Kindergärten wird es zwar bald ausreichend geben, ein neuer entsteht beim BHC, aber die Grundschule müsste erweitert werden. Das wiederum geht mit dem geplanten Umzug der Feuerwehr einher. Dazu fehlen die Mittel. Und Haushaltsmittel, die Oberneuland beantragt, werden von der Stadt in der Regel abgelehnt, meint Tamina Kreyenhop.
Alle wissen, dass Bremen mehr Wohnraum benötigt, um die Abwanderung ins niedersächsische Umland zu bremsen. Allerdings werden das hier kaum Wohnungen, die dringend gebraucht werden. Denn, so Simon Zeimke, das wird keine Wohltätigkeitsaktion, es werden hochpreisige Häuser und Wohnungen sein. Nur 25 % der Bauten werden öffentlich gefördert. Das sind zwei Blöcke nahe der Eisenbahn. Was noch fehlt, sind ein Verkehrsgutachten (die Frage der Buslinie 33 kommt wieder ins Spiel), ein Lärmschutzgutachten und ein Gutachten über die Be- und Entwässerung.

Wie können sich Bürgerinnen und Bürger in den Prozess einbringen?
Der Beirat hat dem Plan in der jetzigen Form nicht zugestimmt. Im August wird sich die Baudeputation der Bürgerschaft wieder mit dem Plan befassen. Danach wird ein weiterer Bebauungsplan vorgelegt. Tamina Kreyenhop hofft, dass engagierte Bürger und der Verein Pro Mühlenfeld schon im Vorfeld aktiv werden und direkt an die Deputation herantreten. Es habe eine wesentliche Bedeutung, jetzt dem Beirat den Rücken zu stärken. Der neue Bebauungsplan wird wohl Anfang Herbst im Ortsamt ausgelegt und auf dessen Homepage veröffentlicht. Jeder Bürger hat dann die Möglichkeit, innerhalb von zwei(!) Wochen seine Einwände vorzubringen. Sie müssen beim Ortsamt eingereicht werden. Jeder Einwand ist von den Behörden zu berücksichtigen. Tamina Kreyenhop: „Der Beirat kann nur so aktiv werden wie die Bürger aktiv sind.“ Das Ganze geht dann wieder an die Baudeputation. Verhindern allerdings lässt sich die Bebauung des Mühlenfelds nicht mehr.
Das Gespräch von Simon Zeimke mit Tamina Kreyenhop kann jederzeit im Internet angesehen werden. Bei YouTube unter https://youtu.be/eRD13QBjJz0 oder bei Facebook unter https://fb.me/e/7bSq276Uk

Text und Foto: Eberhard Matzke