Der gute Geschmack unserer Region

Hofladen-Radtour – Teil 1

Regionale Produkte liegen im Trend – und das nicht ohne Grund. Sie sind mit Liebe gemacht, durch kurze Lieferwege bieten sie Nachhaltigkeit pur und sie tragen den Charakter der Region in sich. Regionale Lebensmittel stehen für Wertschätzung, Handwerkskunst und Leidenschaft, Leidenschaft für Gutes! Die Hofläden unserer Region bereiten Charakter und Vielfalt der regionalen Produkte eine Bühne.
Was also gibt es Schöneres, als hier einmal auf Entdeckungsreise zu gehen? Also, los gehts mit unserer kulinarisch-köstlichen Radtour von Hofladen zu Hofladen, bei der sich unser Fahrradkörbchen wieder und wieder mit vielen leckeren Dingen füllt.
Lesen Sie in dieser Ausgabe des OBERNEULAND MAGAZINS Teil 1 der Tour.
Gute Fahrt – und guten Appetit!

Mettwurst mit Hupe – Manfred Kothe und sein Hofverkaufswagen in Oberneuland

Die Oberneulander Landwirte kaufen beim ihm am liebsten Mettwurst und Knipp. „Wenn es denen schmeckt, dann muss es gut sein“, sagt Manfred Kothe lächelnd. Und auch Leberwurst, Kümmel- und Pfeffersülze gehören zu den Dingen, die Manfred Kothe besonders oft über die Verkaufstheke reicht. Man merkt, dass das selbst gemacht ist, sagen seine Kunden dann zu ihm. Vor zwei Jahren hat Manfred Kothe zusammen mit seiner Partnerin Melanie seinen kleinen Hofladen, besser gesagt: seinen Hofverkaufswagen auf seinem Oberneulander Hof Auf der Alten Weide 24 eröffnet.
Auf die Idee dazu brachten ihn die vielen Spaziergänger, die an seinem Hof vorbeikamen – die einen aus Richtung Landhaus Höpkens Ruh, die anderen vom Deich. Sahen sie seine Hühner, fragten sie immer, ob sie hier frische Eier kaufen könnten. Zehn Hühner, nur für den Eigenbedarf, hatten Manfred Kothe und seine Partnerin damals. Heute sind es 80. „So ist es bei der letzten Volkszählung herausgekommen“, sagt Manfred Kothe. Weiße, Braune, Grünleger und schwedische Blumenhühner gehören zur Hühnerfamilie. Auch zwei Esel und drei Rinder leben auf dem Oberneulander Hof. „Die heißen Schaschlik, Steak und Roulade“, sagt Manfred Kothe lächelnd. Schlachten darf er sie aber nicht. „Die Rinder gehören meiner Frau“, sagt Kothe.
Manfred Kothes Partnerin Melanie arbeitet auf einem Hof in Oyten. Von dort bekommt das Paar die hausgemachten Wurst-Spezialitäten, die es nun in seinem Verkaufsladen anbietet. Daneben gibt es natürlich frische Hofeier, selbst gemachten Kartoffelsalat und selbst gemachte Hühnersuppe. „Ein altes Familienrezept von meiner Frau“, verrät Manfred Kothe. „Auch der Eierstich ist selbst gemacht.“
Viele Stammkunden hat Manfred Kothe mittlerweile schon. Oft wird er beispielsweise am Sonntag angerufen und gebeten, eine Schlachtplatte mit Mettwurst, Kümmelsülze und Leberwurst für eine Familienfeier am Dienstag zusammenzustellen. Andere Kunden kommen auf ihren Spaziergängen im Grünen bei Manfred Kothe vorbei.
Warum steht eine Hupe auf dem Tresen? „Weil ich nicht immer im Verkaufswagen bin“, erklärt Manfred Kothe.
„Auf dem Hof gibt es noch viel anderes zu tun. Wer etwas kaufen möchte, muss hupen. Dann komme ich.“ Ist er auf seinem vier Hektar großem Hof zu weit entfernt, um die Hupe zu hören, kann der Kunde Kothe übers Handy anrufen.
Seine Telefonnummer steht auf einem Schild im Hofwagen geschrieben. Zu einem Verkaufswagen hätten sich Kothe und seine Partnerin entschieden, weil es das Einfachste war. „Bauliche Maßnahmen später wieder zu ändern, ist immer schwierig. Wir mussten ja erst einmal schauen, ob der Hofladen angenommen wird.“ – „Entschuldigung“, sagt eine Spaziergängerin, die aus Richtung Landhaus Höpkens Ruh nun am Hof vorbeikommt. „Ist die Wurst hausgemacht?“ – „Ja“, antwortet Manfred Kothe. „Dann kommen wir auf unserem Rückweg vom Deich wieder vorbei.“
Manfred Kothe, Auf der Alten Weide 24, 28355 Bremen-Oberneuland

Genüsse mit Geschichten – Gaby Nentwig und der Hofladen Meyerdierks in Lilienthal

Als Gaby Nentwig von ihrer damaligen Chefin Helga Meyerdierks gefragt wurde, ob sie sich vorstellen könne, Meyerdierks-Hofladen in Lilienthal zu übernehmen, hat sie sofort „Ja“ gesagt. „Ich musste nur noch meinen Mann fragen“, sagt sie lächelnd. Das war vor acht Jahren. Drei Jahre hatte die gelernte Kauffrau zuvor bereits im Hofladen gearbeitet, kannte jedes regionale Produkt und jede Geschichte dahinter genau. „Ich wollte mich beruflich verändern und habe mich beim Hofladen ganz klassisch beworben“, erklärt Gaby Nentwig, wie sie zu ihrer Arbeit dort kam. Schon immer sei es ihr Traum gewesen, selbstständig zu sein. Mit kleinen Kindern war das zunächst nicht möglich.
Als die Hofladengründerin Helga Meyerdierks Gaby Nentwig die Übernahme anbot, war es möglich. Denn ihre Kinder waren zu dieser Zeit schon größer. Zwei Jahre später fing auch ihr Mann an, im Hofladen zu arbeiten. Sechs Mitarbeiter, die aus ganz unterschiedlichen Berufen kommen, hat das Paar. Bei ihren Mitarbeitern sei es natürlich wichtig, dass sie kompetent seien, aber noch wichtiger ist es ihr, dass sie Leidenschaft mitbringen – Leidenschaft für die regionalen Produkte, die hier verkauft werden. „Hinter jedem Produkt steht eine Geschichte, die Geschichte eines Landwirts und dafür muss man sich begeistern können. Und das können meine Mitarbeiter.“
220 Quadratmeter groß ist der Hofladen an der Moorhauser Landstraße; in dem Bauernhaus öffnet sich eine kulinarische Welt: Die köstliche, duftende, wohlschmeckende Vielfalt der Region, sie wird sichtbar in den Regalen, Weidenkörben und Tresen. Deftige Eintöpfe, kräftige Brühen, Weine, Liköre, Marmeladen, Wurst, Käse, Kaffee, Schokolade! Viele Produkte sind Eigenprodukte des Hofladens – wie beispielsweise die hausgemachten Wurstspezialitäten, die selbst gemachte glutenfreie Hühnersuppe und die selbst gekochten Marmeladen. Unter den Marmeladen ist die Sorte Erdbeere besonders beliebt. „Die Erdbeeren dazu kommen aus der Region“, sagt Gaby Nentwig. Auch Brot und Brötchen gibt es im Hofladen zu kaufen – darunter auch selbst gebackenes Kürbisbrot. Schon unzählige Male ist Gaby Nentwig gerade nach diesem Rezept gefragt worden. „Dazu hatten wir schon Anrufe aus Hamburg und München“, sagt die Hofladen-Chefin lächelnd. Welche genauen Zutaten in den Teig kommen, verrät sie nicht. Denn gerade die eigenen Rezepte gehörten ja zu den Besonderheiten des Hofladens. „Es ist ein altes Familienrezept von der Gründerin des Hofladens.“
Als Verkostungen noch möglich waren, war das Kürbisbrot das Produkt, das kleine Kinder als Erstes im Hofladen kennenlernten. Auf niedriger Höhe stand damals ein Tablett mit Marmeladen und kleinen Kürbisbrotquadraten … Dort, wo Brot und Brötchen verkauft werden, duftet es auch nach selbst gebackenem Kuchen nach Landfrauenart. „Unser Apfel-Schmand-Kuchen schafft es jeden Tag in den Tresen. Der ist Kundenliebling.“ Die anderen Sorten variieren. Immer wieder gibt es hier auch neue Rezepte wie aktuell ein Himbeerkuchen mit dem schönen Namen „Blumenwiese“. „Da sind echte Blüten drauf.“ Das Rezept hat die Kreativabteilung des Hofladens selbst entwickelt. „Das gibt es nur bei uns.“ Immer wieder haben Gaby Nentwig und ihre Mitarbeiter Ideen für neue Rezepte. Dann wird gekocht, gebacken, experimentiert – so lange, bis die Rezeptur allen schmeckt. Bei den Marmeladen ist so gerade die neue Sorte „Kaffeetraum“ hinzugekommen. „Wir haben uns gefragt, wie schmecken unsere Kirsche und unser Kaffee zusammen? So ist die Idee entstanden.“
Viele Kunden kommen wegen der großen Auswahl an regionalem Fleisch und regionaler Wurst in den Hofladen. Alle zwei Wochen gibt es frisches Rind, einmal wöchentlich Schwein und mehrmals in der Woche Geflügel. Alle Landwirte und deren Höfe kennt Gaby Nentwig persönlich, arbeitet schon seit vielen Jahren mit ihnen zusammen. Rind kommt aus der Region Osterholz-Scharmbeck, Schwein aus Hambergen, Hähnchen aus Rhade. „Unsere Kunden interessieren sich dafür, wo das Fleisch herkommt, wollen wissen, wie die Tiere gehalten werden. Das war bei uns schon immer so.“
Es kommen aber nicht nur Fleischliebhaber, sondern auch reine Gemüsekunden in den Hofladen. „Weil es regional ist“, erklärt Gaby Nentwig. Viele Stammkunden hat sie; durch das große Neubaugebiet in der Nachbarschaft kommen auch viele Familien mit kleinen Kindern in den Hofladen. „Wir haben auch Kunden aus Bremen-Nord und Stuhr. Da sind wir Ausflugsziel. Diese Kunden rufen meistens schon vorher an und fragen, ob wir das haben, was sie kaufen möchten.“
Und das genau ist das Schöne an der Arbeit im Hofladen? „Hier kann ich das machen, was ich liebe. Ich arbeite mit schönen und hochwertigen Lebensmitteln. Gleichzeitig kann ich beim Neudekorieren des Angebots immer wieder so kreativ sein.“
Meyerdierks Hofladen, Moorhauser Landstraße 33, 28865 Lilienthal

Tante Emma am Deich – Selbstgemachtes und Regionales bei Sandra Malcherek und ihrem Hofladen Stein

„Ein bisschen ist es hier wie in einem Tante-Emma-Laden“, erzählt Sandra Malcherek vom Hofladen Stein. Ruhig und beschaulich geht es in ihrem kleinen Lädchen zu, das so idyllisch im Grünen gelegen ist – genau zwischen Lehester Deich und Blockland. Obwohl das ihr Arbeitsplatz ist, fühle sich das Leben hier so entschleunigt an, sagt Sandra Malcherek und lächelt.
Ihr Pferd Lumpi war es, das Sandra Malcherek und den Hofladen zusammenbrachte. Denn Lumpi lebte in der Pferdepension gleich nebenan – auf dem Hof Stein bei Familie Garbade. Zu dieser Zeit lag auch der Hofladen in den Händen der Garbades. Aus zeitlichen Gründen überlegte die Familie jedoch, das kleine Geschäft in andere Hände zu legen. Sandra Malcherek hörte davon und entschied sich, den Hofladen zu übernehmen. Denn in den im Stil einer ländlichen Bauernstube eingerichteten Laden mit seinen vielen regionalen Produkten hatte sich die Borgfelderin längst verliebt.
Eier aus Mahndorf, Wurst aus Tarmstedt, Kartoffeln aus Worpswede gibt es beispielsweise bei Sandra Malcherek zu kaufen. „Hier ist alles regional“, erzählt sie. „Nur der Kaffee kommt von weiter her, aus den Bergen. Wir haben mal am Tegernsee Urlaub gemacht und ihn quasi als Souvenir mitgebracht“, sagt sie lächelnd. In den Regalen und auf dem schönen Bauerntisch bietet Sandra Malcherek auch viele selbst gemachte Köstlichkeiten an – wie Marmeladen in den Sorten Erdbeere, Kirsche, Johannisbeere. „Außer lokalen, direkt vom Erzeuger stammenden Produkten darf Hausgemachtes nicht fehlen.“
Leidenschaftlich gerne gekocht hat sie schon immer, erzählt die gelernte Schifffahrtskauffrau, die später als Stylistin für Modeproduktionen arbeitete. Das sei auch einer der Gründe gewesen, sich für den Hofladen zu entscheiden. Durch das Geschäft am Deich sei ihre Kochleidenschaft dann noch größer geworden, habe ihr noch mehr Spaß gemacht.
So macht sie auch das Apfelkompott selbst, den köstlich-duftenden Kuchen im Glas und den Sirup in den Varianten Ingwer, Johannisbeere oder Rhabarber. Den fruchtig-frischen Sirup von Sandra Malcherek gibt es mittlerweile sogar in ganz Deutschland zu kaufen – von Sylt bis nach Bayern. Ein Mitarbeiter eines Handelskontors entdeckte den Sirup vor einigen Jahren bei Sandra Malcherek und fragte sie, ob sie nicht Lust hätte, mehr davon zu produzieren. Sie hatte. Mittlerweile ist die Nachfrage so groß, dass sie sich ein bis zweimal im Monat in einer Profiküche einmietet, um dann dort jeweils 600 Flaschen herzustellen. Der Sirup aus Malchereks Manufaktur ist vielseitig verwendbar: als Begleiter in Suppen, Currys oder Dressings – erfrischend in Sekt oder Mineralwasser, wärmend in heißem Wasser oder Tee.
Kommen erstmals Kunden in den kleinen Laden, äußern sich viele begeistert. „Ist das hier niedlich und süß“, hört Sandra Malcherek dann oft. „Schnell kommt man hier ins Gespräch, lacht und redet zusammen“, sagt sie – eben genau wie in einem echten Tante-Emma-Laden.
Der Hofladen hat dreimal in der Woche geöffnet, die frischen und regionalen Produkte gibt es an den Verkaufsautomaten rund um die Uhr zu kaufen.
Hofladen Stein, Am Lehester Deich 159, 28357 Bremen

Der Rinder-Spezialist – Jan Geerken und der Hofladen „hemmlisch“ im Blockland

Informiert Jan Geerken seine Newsletter-Abonnenten, dass es wieder frisches Rindfleisch gibt, dauert es nur eine bis eineinhalb Minuten, bis das Filet ausverkauft ist. Jan Geerken ist Rinderzüchter im Blockland, vermarktet das Fleisch direkt über seinen Hofladen. Ist beispielsweise das Filet einer Charge ausverkauft, ist die Auswahl an Rindfleisch aber dennoch weiterhin sehr groß. Denn bei „hemmlisch“ gibt es alles zu kaufen, was sich aus Rind machen lässt. Von Bratwurst über Bolognese bis zu Burgerpatties – von Roastbeef über Rouladen bis zu Spider-Steaks. „Wir wollen möglichst das ganze Tier verwenden“, erklärt Geerken. Für ihn liegt darin auch eine Wertschätzung den Tieren gegenüber, nichts wird achtlos behandelt. So finden sich in den großen Kühlschränken des Hofladens auch Beinscheiben, Ochsenschwanz und Suppenknochen.
26 Jahre ist Geerken alt und hat in Osnabrück Landwirtschaft studiert. Als er 2019 mit dem Studium fertig war, entschloss er sich, auf seinem Hof im Blockland Rinder zu züchten – zuvor hatte es hier Milchviehhaltung gegeben. Geerken entschied sich für die Rasse der Angus-Rinder. „Wegen der guten Fleischqualität“, sagt er. Das Fleisch gilt als besonders zart und saftig, es ist schön marmoriert. Die Nachfrage nach hochwertigem Fleisch aus der Region steigt kontinuierlich. Mit Blick darauf hat Geerken regelmäßig auch Wild im Angebot – Lieferant ist ein Jäger, den Geerken sehr gut kennt: sein Vater.
150 Tiere leben auf dem 95 Hektar großen Hof, darunter 40 Kälber. Die meisten von ihnen stehen an diesem Morgen geschützt im Stall, einige wenige sind draußen. „Auf unserer Sonnenterrasse“, sagt Geerken lächelnd. Und inmitten der großen Rinderherde blickt unserer Kamera auch eine einzelne Milchkuh freundlich entgegen. „Die Lieblingskuh von meinem Vater“, erklärt Geerken. „Sie ist jetzt Rentnerin.“ Die Ställe mit den Tieren stehen Geerkens Hofladen-Kunden immer offen. „Das ist Teil unserer Philosophie“, erklärt der Jung-Landwirt. Neben dieser Transparenz gehören auch die kurzen Wege und eben der gute Geschmack des Fleisches dazu. Wann immer es das Wetter möglich macht, stehen Geerkens Tiere auf den saftig grünen Wiesen des Blocklands, das tut ihnen gut. Und obendrein erfreuen sie die dort vorbeifahrenden Radfahrer.
Viele Stammkunden zählt der kleine Hofladen an der Blocklander Hemmstraße 37 schon – und die kommen aus allen Bremer Stadtteilen. Denn der Hofladen ist sehr gut zu erreichen. Die Hemmstraße hat ihm den Namen gegeben – in Kombination mit dem himmlischen Geschmack wurde „hemmlisch“ daraus. „Es ist schön, immer wieder in bekannte Gesichter zu schauen“, sagt Geerken in seinem Hofladen. Das direkte Gespräch mit seinen Kunden, ihre Rückmeldungen – das sind Dinge, die Geerken an seiner Arbeit besonders liebt. In der Natur zu sein, zu sehen, wie sich die Tiere entwickeln, welche Charaktere sie haben, das liebt er ebenso. Diese Sorgfalt und Hinwendung wiederum spüren und schätzen Geerkens Kunden. Und so bestellen sie gleich, wenn der Newsletter wieder kommt.
Zweimal in der Woche hat der Hofladen geöffnet – dienstags und sonnabends. Vorbestellungen sind im Online-Hofladen unter www.hemmlisch.de möglich.
„hemmlisch“ – Familie Geerken, Blocklander Hemmstraße 37, 28357 Bremen

Text und Foto: Claudia Kuzaj