Der Tanz im Glas

Oberneulander Crémant

Die Oberneulanderinnen Nadine Pilarczyk und Jana Schumacher haben sich einen Traum erfüllt, er ist rosé, prickelnd und aufregend. Die zwei Freundinnen haben einen Crémant kreiert.

Der Anfang klingt wie ein Klischee: Über Freunde aus der Schulzeit haben sich Jana Schumacher und Nadine Pilarczyk kennengelernt. Sie waren sich sympathisch, mochten gern prickelnde Getränke und dann kam Corona. „Wie viele im ersten Lockdown haben wir die ein oder andere Flasche zum Container gebracht“, sagt Jana Schumacher. Die 38-Jährige kümmert sich als ehemalige Marketingleiterin eines Industrieunternehmens jetzt schwerpunktmäßig um Marketing und Vertrieb von Bourrée.
„Wir haben uns durch die verschiedensten Rosé-Schaumweine getrunken und festgestellt, dass keiner so hundertprozentig unserer war. Irgendwann kamen wir auf die Idee, dass wir eigentlich selbst einen kreieren müssten“, sagt Nadine Pilarzcyk, die von Anfang an so angefixt war, dass sie das Thema immer wieder zur Sprache brachte. „Sie hat uns echt gepusht“, bestätigt ihre Freundin.
Aber von der Idee bis zur Realisierung mussten die beiden nebenberuflich viel recherchieren. Erst haben sie sich eingelesen, dann in Frankreich, teils per Videokonferenzen, teils durch analoge Besuche, die Methoden der Schaumweinherstellung, die Weingüter und eventuelle Partner kennengelernt. „Wir hatten tatsächlich einen interessanten, auch sehr bekannten Partner an der Hand, aber uns wurde bewusst, dass wir nur eine weitere Marke aus deren Haus wären – ohne eigene Signatur“, erinnern sich die beiden an einen Dämpfer.
Wieder ruhte die Idee, bis Nadine Pilarzcyk erneut auf Weitermachen bestand. Aufgeben war einfach keine Option. Schließlich hatten die beiden Freundinnen schon unzählige Stunden in das Projekt gesteckt. Allein die Namenssuche. „Wir möchten, dass unser Schaumwein für bewusste Lebensfreude steht. Wir sind Frauen, die etwas erreicht haben, die sich Qualität leisten können und wertschätzen. Und wir können auch mit einem zwinkernden Auge selbstironisch auf uns blicken.“ So entstand der doppeldeutige Name Bourrée. „Die Bourrée ist ein fröhlicher französischer Tanz und gleichzeitig ist bourrée die weibliche französische Form von betrunken“, erklärt Jana Schumacher lachend. Somit ein perfekter Name für das Getränk. Zudem sollte der Frankreich-Bezug nicht fehlen, denn dort haben sie sich die Herstellungsweise abgeschaut.
Durch einen Zufall bekamen sie einen Tipp, es doch mal mit deutschen Winzern zu versuchen. „Dann haben wir in Deutschland das Feld aufgerollt“, sagen sie, und sind in einem kleinen Ort an der Nahe fündig geworden.“ Bei dem kleinen Weingut passte einfach alles. „Die Experten haben verstanden, was wir uns wünschen und sie haben sich die Zeit genommen, damit wir unseren Geschmack in der Flasche wiederfinden“, erklärt Jana Schumacher.
„Bourrée ist ein Cuvée aus Pinot Noir und Pinot Meunier, lag 15 Monate auf der Hefe und ist in Deutschland in traditioneller Flaschengärung entstanden“, sagt die 36-jährige Nadine Pilarzcyk. „Nadine ist unsere Weinkennerin und Expertin des guten Geschmacks. Sie verwaltet auch unser Budget“, sagt Jana Schumacher. Als Bankerin hat sie die Finanzen im Blick und bremst und pusht, wie es die Situation verlangt. „Wir sind schon sehr stolz darauf, dass wir unser Projekt selbst finanzieren“, geben die Freundinnen zu.
Es war ein tolles Gefühl, als sie die erste eigene Bourrée-Flasche im Juli 2022 in der Hand hielten. „Mit Bourrée ist immer etwas los im Mund, er ist aufregend, mit einer feinen, schönen Perlage und durch den Schwarzriesling erst fruchtig und dann im Nachgang am Gaumen etwas herber“, beschreibt die Marketingchefin das Geschmackserlebnis. Das gilt es nun zu verbreiten. „Die ersten Flaschen konnten wir schon gut über unseren Online-Shop vertreiben, aber unser Ziel sind natürlich Partnerschaften mit Weinhändlern und der Gastronomie“, stellt Jana Schumacher klar. Mittlerweile haben Pilarzcyk und Schumacher zwei Lager.
Zur Fisch & Feines in der Messehalle kamen die beiden ganz spontan im November vergangenen Jahres. „Wir waren Nachrücker und mussten innerhalb von 24 Stunden einen Stand auf die Beine stellen. Jana hat uns sowie das Produkt gekonnt in Szene gesetzt, ich habe mich um die Schankerlaubnis gekümmert und am Ende war die Messe schlichtweg ein echter Erfolg“, beschreibt Nadine Pilarzyk die Premiere.
„Seitdem sind wir auf verschiedenen Veranstaltungen anzutreffen, haben am Valentinstag mit ‚Kochen mit Karo’ zu ‚Love France’, einem Dreigang-Menü mit Bourrée-Begleitung und im Hofladen in der Hartwigstraße zu Pommes & Bourrée eingeladen.“
Flexibilität, Spontanität und Engagement zahlen sich aus. Besonders stolz ist das Duo, dass der Bourrée es schon bis Potsdam geschafft hat. „Wir arbeiten zwar viel mehr als zuvor, aber es macht Spaß und es ist toll zu sehen, dass wir mit unserer Meinung, dass unser Crémant wirklich gut ist, nicht allein stehen.“
Wie geht es weiter? „Wir hoffen, dass unser Bourrée Blancs de Blancs schon auf dem Markt ist, wenn dieser Artikel erscheint. Wir haben noch viele Ideen, aber machen alles Schritt für Schritt.“

Text und Foto: Antje Scheinert