Die Bienen & die Politik
Am Lehrbienenstand
„Du machst ja Bienen, ruf doch mal die Ruth Müller an“, so ähnlich kam die Aufforderung aus der Parteizentrale der SPD an Derik Eicke. Ruth Müller, das ist die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD im Bayerischen Landtag. Sie ist Imkerei- und agrar-
politische Sprecherin ihrer Partei dort und gehört dem Landwirtschaftsausschuss an.
Ruth Müller machte eigentlich Urlaub an der Nordsee. Doch sie wollte auch erfahren, wie es um die Imkerei und den Schutz der Bienen und Insekten hier in Norddeutschland bestellt ist. Das traf sich gut, denn Derik Eicke hatte bereits mit Sarah Ryglewski bei Hajo Kaemena ein Treffen vereinbart.
Dabei sollte zwar die tarifliche Bezahlung von Erntehelfern das Thema sein. Doch man ist ja flexibel. Derik Eicke muss man in Oberneuland nicht vorstellen, und die Bremer Bundestagsabgeordnete Sarah Ryglewski ist Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister der Finanzen.
Wo, wenn nicht in Oberneuland, kann man sich am besten über die Vielfalt der Bienen austauschen. Also fand sich die kleine Delegation zunächst am Lehrbienenstand ein. Schnell kam es zu einem lebhaften Erfahrungsaustausch der bayrischen Abgeordneten mit August-Wilhelm Schinkel, dem Vorsitzenden des Imkervereins. Welche Schädlinge, welche Krankheiten bedrohen die Bienen hier, welche am Fuße der Alpen? Welchen Einfluss hat das Klima hier und dort? Welche regionalen Gesetze und Verordnungen sind hier und da zu beachten?
Wie sieht die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft aus?
Da waren sehr kompetente Gesprächspartner im Gange. Und selbstverständlich besuchte man sämtliche Stationen des Lehrbienenstandes.
Anschließend waren bei Bea und Hajo Kaemena natürlich die Wildbienen das Thema. Mit Hilfe von zahlreichen Patenschaften und der Beratung durch einen Biologen hat der Landwirt 1,7 Hektar seines Landes auf sieben Flächen zu Blühwiesen umgestaltet. Im vorderen Bereich richtet er eine von diesen für wissbegierige Besucher her. Ein Fußweg aus Häcksel zieht sich in Schlangenlinien durch die Wiese. Bänke und ein Pavillon werden hier noch entstehen. Hajo Kaemena bietet den Bienen nicht nur Nahrung mit speziellen Samenmischungen an. Er sorgt auch durch Sandaufschüttungen, totes Holz und Gestrüpp für deren Nistmöglichkeiten. Direkt neben der Wiese liegt eines seiner Erdbeerfelder. Hier muss er schon mal dafür sorgen, dass sich die Wildblumen und -kräuter dort nicht ausbreiten. Jäten reicht da nicht aus, ein biologisch vertretbares Pflanzenschutzmittel muss auch schon mal rein.
Beide Politikerinnen zeigten sich höchst beeindruckt, das schlug sich in den anschließenden Diskussionen nieder. Gewiss hat es Ruth Müller nicht bereut, dafür ihren Urlaub unterbrochen zu haben.
Text und Foto: Eberhard Matzke