Die Mühle bleibt sichtbar!
Bebauung Mühlenfeld
Fast konnte man den Stein fallen hören, der so einigen Oberneulandern bei der jüngsten Beiratssitzung vom Herzen fiel. Claudia Schulze von der Baubehörde stellte den neuen Plan für die Bebauung des Mühlenfeldes an der Rockwinkeler Landstraße vor.
Natürlich hätte man sich zusammentun können, Geld sammeln und das Feld kaufen, meint Mirko Ranz. Und sagt gleich, dass dies natürlich Quatsch sei und er es angesichts der städtebaulichen Fehler, die Bremen schon im vergangenen Jahrtausend begangen habe, unterstütze und verstehe, dass attraktive Baugebiete ausgeschrieben werden.
Er war als Anwohner auf der Beiratssitzung und schwieg auch nicht, als dem Publikum das Wort erteilt wurde. „Ich bin selbst mit meinen Eltern in den Speckgürtel gezogen, weil sie in der Stadt keine Möglichkeit gefunden hatten, ein Haus zu bauen“, erinnert er sich. Dennoch, und auch da ist er ehrlich, wäre es ihm natürlich viel lieber gewesen, dass dieses neue Viertel nicht direkt vor seiner Nase wächst. „Die Infrastruktur bereitet mir Sorgen.“ Damit spricht der Vater von zwei schulpflichtigen Kindern vielen Anwohnern aus dem Herzen.
Claudia Schulze präsentierte in der Schule Rockwinkel die neuen Pläne dem Beirat und dem Publikum. Während im August 2018 ein Raunen des Entsetzens im Gemeindesaal erscholl, hörte man jetzt eher ein Aufatmen. Zu eng, kein Blick mehr auf die Mühle, Anbindung an den Mühlenweg und keine seitens der BSAG: Das waren die Kritikpunkte vor zwei Jahren. „Wir haben uns die Wünsche zu Herzen genommen“, sagt Claudia Schulze, die das Projekt von Josepha Weth übernommen hat.
Jetzt wurde das Feld optisch in zwei Hälften geteilt: Nord und Süd, ein breiter Grünzug von 40 bis 60 Metern lässt den Blick zur Mühle offen. In der Nordhälfte beginnt der geförderte Wohnungsbau am Bahnhof, Mehrfamilienhäuser sind an der Mühle geplant, und Reihenhäuser als Wohnhöfe schließen sich an, in der Südhälfte sind Doppelhaushälften und Einfamilienhäuser angesiedelt.
Statt knapp 250 Wohneinheiten sind in der zweiten Version 198 Wohneinheiten vorgesehen. 39 verteilen sich auf die Mehrfamilienhäuser an der Rockwinkeler Landstraße, 44 in denen an der Mühle, 36 Reihenhäuser, 16 Doppelhäuser und 14 Einzelhäuser sind geplant, dazu kommen 49 Wohnungen im geförderten Wohnungsbau.
„Je nachdem, wie die Bewohnerstruktur sein wird, könnten da morgens zu Stoßzeiten gut 200 Autos mehr auf die Rockwinkeler Landstraße wollen“, befürchtet Mirko Ranz. „Wenn sich dann noch Besuch zu Geburtstagen oder anderen Feierlichkeiten ankündigt, wird es eng mit den Parkplätzen.“ Das ist auch Claudia Schulze bewusst und sie erklärt, dass ein Verkehrsgutachten beauftragt ist, auf dessen Grundlage dann ein Konzept erstellt werden kann. Wobei die BSAG bis dato kein Signal Richtung Bushaltestelle an der Rockwinkeler Landstraße gegeben hat. Ähnlich verhält es sich mit einem geplanten Spielplatz an der Mühle. Damit dieser öffentlich genutzt werden könne, sei Schulze mit dem Sozialressort im Austausch, eine definitive Zusage gebe es aber noch nicht.
Nicht berücksichtigt wurde die Kita- und Schulsituation, da blieb die Planerin eine Erklärung schuldig. „Ich habe zwar das Gefühl, dass sich Frau Schulze wirklich einsetzt, aber trotzdem befürchte ich, dass sich im Endeffekt jeder hinter seinem Ressort versteckt und nicht ganzheitlich agiert wird“, sagt Mirko Ranz und hofft auf einen starken Beirat. Der nimmt seine Aufgabe an und verspricht, bei den Themen Verkehr, Schule und ÖPNV hartnäckig zu bleiben.
Text: Antje Scheinert, Pläne: Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau