Die wilden Hühner
Hühner-AG der 5c des ÖG
Sie heißen Becky, Shadow, Erdwich, Kobold, Gundundula, Black Bomb oder auch Kevin und wohnen seit Juni am Ökumenischen Gymnasium: die Hühner der 5c.
Angefangen hat alles in der Klassenlehrerstunde. „Da sprechen wir einmal pro Woche über Persönliches und so habe ich natürlich auch von meinen Hühnern erzählt“, sagt Lehrerin Nicole Borchers. Privat begleiten sie die Hühner schon seit zwölf Jahren. Das begeisterte ihre Klasse so sehr, dass sie sich nichts sehnlicher wünschte, als die Hühner mal persönlich kennenzulernen. „Wir haben sogar angeboten, für sie zu kochen und den Rasen zu mähen“, sagt Daniel. Da kann man schon in Versuchung kommen … Aber Nicole Borchers hatte eine bessere Idee: Sie gründete die Hühner-AG.
Nach den Bienen sind nun die Hühner hinter die Sporthalle am ÖG gezogen.
Sieben sind es an der Zahl, darunter auch Becky. Sie ist ein Sulmtaler und gehört damit zu den gefährdeten Hühnerrassen. „Wir haben uns in den Klassenlehrerstunden natürlich mit dem Thema Hühner beschäftigt“, sagt Julia. Deswegen weiß sie, dass die Sulmtaler ursprünglich aus Österreich kommen und schon zu Kaiser Franz’ und Sissis Zeiten den Hof mit Eiern und Fleisch versorgten. Mit den ÖG-Eiern werden mal Nachbarn, mal Lehrer, mal Schüler versorgt. Interessant ist, dass jede Hühnerrasse andere Eier legt. Die schwarzgefiederte Shadow ist beispielsweise für kleine weiße Eier zuständig, Becky legt große braune. Ein paar Eier hat Nicole Borchers mit zu sich nach Hause genommen. Dort wurden sie von ihrem ältesten Huhn „adoptiert“ und mit Erfolg ausgebrütet. Natürlich nicht alle, aber drei Küken haben das Licht der Welt erblickt und werden nun nach den Sommerferien an die Schule ziehen.
Die Fünftklässler sind glücklich sich um die Hühner und Kevin, den Hahn kümmern zu dürfen. Jeden Tag sorgt sich ein anderes Team um das Federvieh, füttert, sammelt die Eier ein, füllt Wasser auf und gießt die Blumen und Kräuter. Kräuter seien wichtig, weil sie als natürliche Wurmprophylaxe für die Hühner fungieren, erläutert die Pädagogin. Rücke man dem Problem mit Chemie zu Leibe, seien die Eier fast einen Monat lang ungenießbar. Hintergrundwissen, das die 5c dank der langjährigen Erfahrung ihrer Lehrerin mitnehmen kann.
„Wenn wir hier sind, können wir so lange bleiben, wie wir wollen“, sagt Katharina. Ihr gefällt es, den Tieren einfach nur zuzusehen. Natürlich gab es auch schon einmal einen Hilferuf. Constantin hatte beobachtet, dass der Hahn unablässig krähte und festgestellt, dass er sich eine Kralle abgerissen hatte. Ein Telefonat mit der Fachfrau beruhigte ihn. Glücklicherweise hat sich nichts entzündet und Kevin geht es wieder gut. Die Kinder kommen auch außerhalb ihres „Dienstes“ zum Gehege und genießen das Treiben der Tiere. Gern auch mit den Eltern, die längst Feuer gefangen haben. Und bei dem einen oder anderen steht zumindest der Wunsch nach einem eigenen Leih-Huhn auf der Liste.
Text: Antje Scheinert, Foto: Brigitte von Engelbrechten