Die Wunderwelt der Bäume

Führung in Höpkens Ruh mit Umweltbetrieb Bremen

Nur allein im vorderen Teil des Oberneulander Gartendenkmals Höpkens Ruh gibt es schon 19 Bäume, die Heiko Müller für Wert befand, genauer betrachtet zu werden. Während einer zweistündigen Führung des Umweltbetrieb Bremen im Rahmen der Reihe „Im Rhythmus der Jahreszeiten“ zeigte der Gärtnermeister und Fachagrarwirt „Persönlichkeiten der Bäume“. Heiko Müller stellte während der Führung imposante Exemplare einheimischer Bäume und ihre exotischen Nachbarn vor. Als Baumkontrolleur schärfte er den Blick für Problemfälle.

Die Führung startete am großen Tulpenbaum, der vermutlich im Park noch zu Lebzeiten von Beethoven angepflanzt wurde, mutmaßte Müller. Blattform und Blüten seien das Besondere des Tulpenbaums. Dem gegenüber stellte er als einheimischen Baum die Stieleiche, deren Name von ihren gestielten Früchten rührt. Müller vermutete, dass dieser Baum aus den Anfängen des Parks um 1800 stammt.
Die großen Löcher im Stamm, bedingt durch den Befall mit Schwefelporling, veranlassten Müller zur Erstellung eines Gutachtens, um die Sicherheit für Besucher weiterhin gewährleisten zu können. Als Fauna-Flora-Habitat beheimatet der Bremer Landschaftspark Höpkens Ruh bereits den unter Naturschutz stehenden Eremitenkäfer in einer Eichengruppe. In der Stieleiche wurde nun ein weiteres Vorkommen festgestellt. Auf die Stieleiche folgte die Gurkenmagnolie, die aufgrund ihrer Früchte so benannt wurde. Als sehr imposant und mit Sicherheit aus dem 19. Jahrhundert stammend, beschrieb Heiko Müller den durch große Blätter auffallenden Baum. Am Beispiel der schiefgewachsenen Hainbuche, deren Ast über den Fußweg wächst, und der am ersten Teich stehenden Lärche erklärte Müller die Begriffe „Zugholz“ und „Druckholz“, die Überlebensstrategien der Bäume darstellen. Auch die Rotbuche, so benannt nach ihrer Holzfärbung, passte ihren Wuchs der Statik an. „Das Bestreben der Bäume ist es, zum Licht zu wachsen“, sagte der Gärtnermeister.
Viele exotische Bäume, die vom regen Handel Bremer Kaufmannsleute zeugen, prägen das Bild des nach Art eines englischen Landschaftsgartens angelegten Park. Sie dokumentieren eine Zeit, in der sich Leben und Arbeit in der beengten Innenstadt abspielten und die Menschen zur Sommerfrische auf das Land fuhren.
Die nächste Station war das Kastanienwäldchen mit einer 200 Jahre alten Esskastanie. Mit Baumspenden konnten bereits neue Esskastanien nachgepflanzt werden. Vorbei führte der Weg am Ilex, dem Baum des Jahres 2021.
Der nächste Zugereiste, die Robinie, stammt aus den USA und ist als Pionierpflanze mit großer Produktivität bekannt. Als Neophyt, so Müller, sei sie Schädlingen weniger ausgesetzt und eigne sich aufgrund ihrer Toleranz gegenüber von Hitze und Trockenheit gut als Stadtbaum. Müller wies darauf hin, dass direkt an der Oberneulander Landstraße liegend ein Spitzahorn mit einer Linde„kuschelt“. Ihm gegenüber steht der Riesenmammutbaum, dessen gepolsterte Rinde wie eine „Thermohose“ funktioniere, welche im Ursprungsland damit Schutz vor Waldbränden garantiert.
Der vermutlich älteste Baum in Höpkens Ruh ist eine Stieleiche, deren Stammumfang etwa fünf Meter misst. „Hier sind die Eichen am Ende ihrer Lebenszeit angekommen“, sagte Müller und wies auf die vom Eremitenkäfer besiedelte Eichengruppe, die nach einem Gutachten mit Verspannungen und Stützkorsett gesichert wurden.
Der Schneeflöckchenstrauch zwischen erstem Teich und Landhaus Höpkens Ruh ist der größte in Deutschland, berichtet Heiko Müller. „Halisia carolina kommt aus Carolina/USA und erfreut sich bester Gesundheit.“
1873 vererbte Johann Höpken den Park der Stadt Bremen, seit 1937 liegt auch dessen Pflege in städtischer Hand.

Text und Foto: Sabine von der Decken