Eine Straße im Umbruch

Bautätigkeit in der Straße Im Holze

Zu viel Lärm! Zu viel Verkehr für die enge Anliegerstraße! Zu gefährlich für Fahrradfahrer! Eine zu hohe Belastung für den Straßenbelag und Sorge um die alten Bäume! Nirgendwo in Oberneuland herrscht momentan mehr Bautätigkeit als in der Straße Im Holze. Die Anwohner sind durch die zahlreichen Bauvorhaben und das damit verbundene Verkehrsaufkommen durch schwere Baufahrzeuge beunruhigt.

Seit Anfang des Jahres wird in der Straße Im Holze in mehreren Bereichen gebaut bzw. werden für neue Bauvorhaben ältere Häuser abgetragen, Häuser saniert oder Boden bewegt und Vorbereitungen für Grundstücksteilungen vorgenommen. Das aufwendigste Bauvorhaben befindet sich auf Höhe der ehemaligen Hausnummer 24. Für die Bebauung eines 3,5 Hektar großen Areals wurde ein Haus abgetragen und an gleicher Stelle eine Zufahrt für die acht neuen, dahinter liegenden Grundstücke angelegt. Wir berichteten bereits in der Februar-Ausgabe des Oberneuland Magazin über das ehemalige Anwesen der Familie Jürgens, das demnächst unter dem Namen „Avalon“ durch das Maklerunternehmen Robert C. Spies vermarktet wird.
Zurzeit ist die Baufirma Borgerding bzw. deren Gartenbauunternehmen dabei, das Grundstück vom Wildwuchs zu befreien, Flächen zu säubern, zu ebnen und an einigen Stellen Rasen einzusäen, nachdem es komplett eingezäunt und gesichert wurde. Der Transport der dafür nötigen Maschinen und der Abtransport des entfernten Materials per Container hat einige Anwohner förmlich „aufgeschreckt“ und Fragen zum Ablauf der Arbeiten aufkommen lassen.
Um die Anwohner und interessierte Bürgerinnen und Bürger frühzeitig zu informieren und die Gelegenheit zur Erörterung zu geben, hatte Ortsamtsleiter Matthias Kook am 26.04. zu einer öffentlichen Einwohnerversammlung zur Beteiligung an der Bauleitplanung eingeladen. Die Resonanz war groß und so kamen zahlreiche Interessierte in der Oberschule Rockwinkel zusammen. Anwesend waren auch Michael Heese und Markus Borgerding sowie Sebastian Latal von der PLM Invest GmbH, die Eigentümer des Areals ist.
Vorgestellt wurde die Bauleitplanung für das Grundstück zwischen Im Holze, Barlachweg und Rockwinkeler Heerstraße durch ein Team der BPW Stadtplanung Bremen. Hierbei wurde auf Basis des geltenden Bebauungsplans das Konzept für ein reines Wohngebiet mit Einzel- und Doppelhausbebauung in offener Bauweise präsentiert, das mehrere Gutachten, insbesondere zum Erhalt des alten Baumbestands, aber auch zum Schutz der sieben ansässigen Fledermausarten sowie der dort lebenden Insekten und Brutvögel beinhaltet. Bei der Planung der Grundstücksgrößen wurde auf ein relativ altes Baurecht zurückgegriffen, das Grundstücksgrößen von mindestens 1.500 Quadratmeter vorsieht. Der momentane Stand berücksichtigt die Gestaltung von Freiflächen, den Erhalt eines ausgewiesenen kleinen Waldes und eines historischen Pavillons sowie einer bereits vorhandenen Klinkerstraße, die sich über das Areal schlängelt. Die Höhenfeststellung lässt eine Bebauung mit zwei Vollgeschoßen und einer maximalen Höhe von ca. zwölf Metern zu.
Im Detail wird die Planung in einigen Monaten öffentlich ausliegen Die Ausführungen von BPW Stadtplanung lassen auch bei den anwesenden Anwohnern keine Zweifel aufkommen, dass bei dem Entwurf sehr viel Rücksicht auf den Erhalt eines historischen Areals genommen wurde, das auch mit der neuen Bebauung zu Oberneuland passt.
Wären da nur nicht das starke Verkehrsaufkommen und der Lärm! Und die Sorge um die Straßenbäume und den Straßenbelag! Hinzu kommt, dass die Straße Im Holze an einigen Stellen gerade mal vier Meter breit ist, es kaum Ausweichflächen gibt und als reine Anliegerstraße ausgewiesen ist. Zudem ist sie in den Morgen- und Mittagsstunden für viele Schülerinnen und Schüler des ÖG ein beliebter Schulweg. „Durch das erhöhte Verkehrsaufkommen kann es zu gefährlichen Situationen für die Kinder und Jugendlichen kommen“, befürchten einige der Anwohner.
Markus Borgerding schlägt daraufhin vor, das Grundstück durch die Baufahrzeuge nur in einem Zeitfenster nach acht Uhr und nicht in den Mittagsstunden anfahren zu lassen. Auch könnten kleinere Lkw eingesetzt werden, um den Straßenbelag und die Baumwurzeln zu schonen, was aber zur Folge hätte, dass mehr Verkehr herrsche als weniger. Auch Michael Heese wünscht sich Anregungen der Anlieger, um Wünsche berücksichtigen zu können und eine gute Nachbarschaft zu gewährleisten.
Vielmehr richtet sich die Kritik der Anwesenden aber an die Stadt Bremen, die es versäumt hat, vorausschauend zu agieren und mehrere Zuwegungen für ein 35.000 Quadratmeter großes Grundstück, das sich über einen langen Zeitraum praktisch in einer „Insellage“ befunden hat, sicherzustellen. Und dies nicht nur für die Zeit der Bauphase, sondern auch als Zufahrten für die späteren Bewohner.
Ein früherer Bebauungsplan, der das Areal noch als „Soltmanns Park“ betitelt, hätte weitere Zufahrten über die Rockwinkeler Heerstraße und den Barlachweg ermöglicht. Im Jahr 2022 ist dies durch Grundstücksverkäufe und die Ausweisung einer Privatstraße nicht mehr umzusetzen. Und so wird es aller Voraussicht nach bei der bisherigen Wegeplanung für „Avalon“ bleiben. „Man könne schließlich niemanden für eine Grundstückszufahrt enteignen“, so Matthias Kook.

Text und Fotos: Meike Müller