Erntedank in Oberneuland

„Wir Landwirte in Oberneuland sind dankbar.”

Erntedank Sonntag, 04. Oktober 2020, 10 Uhr Gottesdienst, das Kirchenportal ist nicht wie jedes Jahr üppig mit Eichenlaub, Früchten und bunter Blumenpracht geschmückt. Die Erntekrone hängt bereits im Altarraum; wenn man ganz genau hinsieht, wurde sie nur etwas aufgehübscht. Erntekranz und Erntekrone binden durfte wegen der aktuellen Situation nicht stattfinden. Dennoch ließen es sich einige Oberneulander Landwirte nicht nehmen, ihre Kirche zum Erntedank Sonntag zu schmücken, wozu sie sich bereits am Samstag trafen.
„Erntedank sollte zuerst Danke heißen! Danke für die Gaben der Schöpfung! Danke für 30 Jahre Deutsche Einheit! Danke für das Leben!“ Und das brachte Pastor Frank Mühring mit seiner Gitarre und dem Lied „Danke für diesen guten Morgen“ sehr treffend zu Beginn des Erntedankgottesdienstes zum Ausdruck. „Erntedank ist in diesem Jahr kein ausgelassenes Freudenfest mit Ernteball. Die aktuelle Lage hat uns demütig gemacht, auch wir können nicht immer nur aus dem Vollen schöpfen. Es ist unsere Aufgabe, sparsam mit dem Vorhandenen umzugehen und gerecht zu teilen, denn teilen macht reich“, sagte Pastor Frank Mühring in seiner Predigt.
Dann ist es auch möglich, diese Frage der Zukunft zu beantworten: „Wie schaffen wir es, 7,6 Milliarden Menschen auf der ganzen Welt satt zu kriegen?“ Der Vorsitzende des Hollerländischen Landwirtschaftsvereins, Jürgen Drewes, stellte diese Frage und sagte weiter: „Wir Landwirte in Oberneuland sind dankbar, denn trotz dem dritten trockenen Sommer in Folge haben wir genügend Vorräte, entgegen der letzten Jahre gibt es sogar Rücklagen und unser Vieh kommt gut über den Winter. Die Niederschläge haben es nicht geschafft, das Grundwasser aufzufüllen, jedoch die Früchte vor dem Verdursten bewahrt, so rechnen wir mit einer guten Maisernte, das Getreide konnte bereits trocken eingefahren werden.“ Trotzdem dieses Jahr hat vieles verändert, weiß Drewes: „Es muss weitergehen, wir stecken den Kopf nicht in den Sand.“ Und er erinnert an die leeren Mehlregale im März: „Gemeinsam sollten wir Sorge tragen, dass wir hier herstellen, was unter unseren klimatischen Verhältnissen möglich ist. So erhalten wir die Landwirtschaft in Deutschland.“
Am Ende seiner Rede betont Drewes: „Wir Landwirte sind zufrieden mit den Preisen, dankbar, dass wir diese erzielen, anderen geht es viel schlechter“, und wünscht sich: „Bleiben Sie der Landwirtschaft verbunden.“
Für ein Highlight auf dem Kirchenvorplatz sorgten die Ackerschlepperfreunde Oberneuland. Einen besseren Bezug zu Erntedank kann man kaum herstellen. „Im Jahre 2006 wurde diese Interessengemeinschaft gegründet mit dem Ziel, historische Traktoren und landwirtschaftliche Geräte zu erhalten und zu pflegen. Oberneuland ist sehr landwirtschaftlich geprägt und so sind viele Landwirte mit dabei“, erzählt Ronald Grund. Auf die Frage, wie sie auf Ackerschlepper gekommen sind, antwortet Rolf Mittendorff: „Das haben wir uns mal beim Zusammensitzen ausgedacht“, dabei zeigt er stolz auf seinen blauen Eicher. Aus dem Jahre 1937 präsentiert das Ehepaar Volbert den ersten und ältesten Traktor Oberneulands. Die Besonderheit ist die Riemenscheibe auf der linken Seite, hiermit konnten alle Geräte mit Riemenantrieb genutzt werden.
Nach ihrem gemeinsamen Gottesdienstbesuch fuhren die Ackerschlepperfreunde in Kolonne durch Oberneuland. Auf dem Hof Mittendorff gab es zum Abschluss ein gemütliches Beisammensein, natürlich mit dem gebotenen Abstand.

Text und Foto: Susanne Wokurka