Grundschulgebäude unter Denkmalschutz

Ach, erst jetzt? Manche Oberneulander mögen verwundert sein, dass die beiden alten Gebäude der Grundschule noch nicht unter Denkmalschutz standen. Tatsächlich bekamen sie diesen Status durch das Landesamt für Denkmalpflege endgültig im Jahr 2021. Zum einen das alte Gebäude der Grundschule selbst und dazu das schmucke Schulvorsteherhaus, in dem die Schulleitung, die Lehrerschaft und die Verwaltung arbeiten.

Das älteste Gebäude zwischen den beiden Schulhöfen, der einstöckige rote Backsteinbau, entstand 1877. Hinrich Schumacher, ein Bauunternehmer, hat ihn errichtet. Er orientierte sich an den Schulbauten der Umgebung, wie sie für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts üblich waren. Man sagt, es sei der älteste erhaltene Schulbau in Bremen überhaupt; es war jedoch nicht der erste an dieser Stelle.
Bereits 1848 gab es an diesem Ort eine dreiklassige Schule. Das wuchtige Portal mit seinen Ecktürmen übernahm Schumacher von diesem älteren Bau, dessen Raum für fast 500 Schüler nicht mehr ausreichte. Jahrzehntelang wurde hier unterrichtet, bis Ergänzungsbauten hinzukamen.
1982 wurde das Gebäude als Denkmal kartiert, stand aber noch nicht unter Denkmalschutz. Selbst das Lehrer- und das Schulleiterzimmer blieben in dem Altbau. Jahrelang kämpfte der Beirat verbissen um eine Sanierung und Erweiterung der Grundschule rings um das alte Haus. Das Treppenhaus im Inneren besteht ganz aus Holz. Das wollte man zum Glück erhalten. Zur Sicherheit der Kinder im Falle eines Brandes wurde deshalb im Jahr 2009 außen an der Seite zum Park eine stählerne Fluchttreppe angelegt. Das niedrige Treppengeländer drinnen wurde um ein Metallgeländer erhöht und neue Toiletten installiert.
Derzeit werden die Räume für Betreuungsstunden, Musik- und Werkunterricht genutzt.
Viel Wirbel gab es in all den Jahren um das sogenannte Schulvorsteherhaus, auch Hausmeisterhaus genannt. Ein ansprechendes Gebäude, das einem mit seinem Mansardenwalmdach und den drei großen Rundbögen im Eingangsbereich einfach gefallen muss. Der Architekt Josef W. Ostwald errichtete es in den Jahren 1914/15, als der Erste Weltkrieg seinen Lauf nahm.
Gedacht als Wohnung für den Schulvorsteher und für den Hausmeister. Beide waren seinerzeit verpflichtet, auf dem Schulgrundstück zu wohnen. Es ersetzte ein altes baufälliges Strohdachhaus. Die Residenzpflicht der Schulleiter ging in den 1950er Jahren zu Ende, aber die Hausmeister an den Schulen mussten zunächst dort wohnen bleiben. Bis deren Tätigkeit Ende der 1990er Jahre aus dem Bildungsressort ausgegliedert wurde. So auch in Oberneuland. Die Hausmeisterin zog aus, das Gebäude stand leer. Es war dem Verfall preisgegeben, denn das Baumaterial war nicht das Beste, der Zement wegen des Krieges damals von minderer Qualität. Im Zusammenhang mit den Sanierungsplänen für die Grundschule war von einem Abriss die Rede. Das wollten die Oberneulander nicht auf sich beruhen lassen.
Im Februar 2009 lag eine Unterschriften-liste gegen den Abriss aus, die dem Ortsamtsleiter und dem Beirat übergeben wurde. Parallel dazu prüfte das Landesamt für Denkmalpflege die Denkmalwürdigkeit beider Gebäude. Ende Dezember jenes Jahres kam die erlösende Nachricht: Immobilien Bremen legte die Pläne für den Neubau der Grundschule vor. Dabei bezogen die Architekten das historische Schulvorsteherhaus bewusst in die Planung mit ein. Es bekam einen würdigen Platz in dem Gebäude-Ensemble.
Es ist keineswegs so, dass historische Gebäude nur dann in die Denkmalliste aufgenommen werden, wenn sie noch in ihrem ursprünglichen Zustand sind. Auch sie müssen so gepflegt werden, dass sie in unserer Zeit den Einflüssen von innen und außen ohne Substanzverlust bestehen. Historische Schulgebäude müssen eben auch der modernen Nutzung angepasst sein. Dazu gehöre viel Achtsamkeit und Fingerspitzengefühl, sagt der Leiter des Landesamts Prof. Dr. Georg Skalecki. So ist es eben richtig und notwendig, dass am Schulgebäude die eiserne Fluchttreppe angebracht wurde und dass die Räume im Schulvorsteherhaus den Bedürfnissen der darin Beschäftigten angepasst wurden.

Text und Foto: Eberhard Matzke