Imkern aus Leidenschaft

Hobbyimker aus der Region: Berufsmusiker Denis Goldfeld aus Oberneuland

In Deutschland gibt es mehr als 150.000 Imker, davon sind 95 Prozent Hobbyimker. Mehr als 4.000 Gemüsesorten werden in Europa durch die Bestäubung von Bienen befruchtet. Und um ein 500-Gramm-Glas Honig zu füllen, müssen Bienen 120.000 Kilometer weit fliegen – sie umrunden also dreimal die Erde.
Von den 1.018.000 Bienenvölker (Stand 2022), die es in Deutschland gibt, betreut der Oberneulander Berufsmusiker und Hobbyimker Denis Goldfeld zwei Bienenvölker und vier Ableger. „Sie fliegen schon wieder“, sagt der Geiger erfreut. 
Denn Mitte Januar hat die warme Witterung seine Bienenvölker bereits zur Nahrungssuche im Freien verleitet. Eigentlich aber ernähren sie sich in der Zeit noch von der vom Imker zusammengestellten Winternahrung, einem Zuckersirup, bestehend aus zwei Teilen Zucker und einem Teil Wasser. Das dient den Bienen als Ersatz für den Honig, den der Imker aus dem Bienenstock entnommen hat. Mit mindestens 20 Kilogramm Zuckersirup pro Volk bringt Denis Goldfeld seine Bienen gut durch den Winter. Die haben ihren Bestand für die Winterzeit von etwa 50.000 Bienen pro Volk auf ein Zehntel reduziert, um trotz Nahrungsknappheit als Volk überleben zu können. Zum Schutz vor Kälte bilden die 5.000 Bienen im Winter eine Traube um ihre Königin. Und das verbraucht viel Energie.
Bei der Lieferung von Nachschub an Winterfutter muss Goldfeld zügig arbeiten, denn zu der Zeit seien Bienen nicht so „chillig“ wie im Frühjahr und Sommer. 
Innerhalb von drei Tagen lagern die Bienen den Zuckersirup in den Rähmchen der Bienenbeute als Nahrungsvorrat ein. Den Bienen sei es egal, ob sie ihre Nahrung aus Zuckersirup oder Nektar produzieren, weiß der Hobbyimker. Ende Februar kontrolliert Goldfeld die Menge des Nahrungsangebots ein letztes Mal. Ein Verlust von Bienenvölkern durch ein mangelndes Nahrungsangebot sei seltener als durch den Befall mit Varroamilben. Aus diesem Grund muss der Imker ab Ende Juli/Anfang August die Entmilbung starten. Trotzdem verlor der Oberneulander Imker im ersten Jahr eines seiner zwei Völker durch die Milbe.
Durch die veränderten Wetterbedingungen sei die Biene im Herbst länger aktiv und brüte bis zum ersten Frost, erklärt der Musiker. Der war auf der Suche nach einem entspannenden Gegenpol zu seinem bewegten und anstrengenden Musikeralltag auf die Imkerei aufmerksam geworden. Den Anstoß dazu gab Sohn Nathan (13), der in der Oberschule Rockwinkel das Imkern kennenlernte. Mittlerweile imkert Denis Goldfeld gemeinsam mit seinen Kindern Nathan und Xenia (11). Es sei ein wundervolles Familienhobby, sagt Goldfeld, denn alle hätten etwas davon. Viel haben Denis, Nathan und Xenia in den vergangenen drei Jahren über Bienen und Honig gelernt.
Entscheidenden Anteil am erfolgreichen Imkern hatte Werner Willamowski, der ihnen als Bienenpate mit Rat und Tat zur Seite stand. Schon im ersten Jahr ernteten sie von ihren zwei Völkern die Rekordmenge von 140 Kilogramm Honig. Mittlerweile imkert Denis Goldfeld im dritten Jahr. Die Honigbeuten stehen in der Nähe von Obstbäumen und Lindenbäumen, die den charakteristischen Geschmack von Goldfelds Frühjahrs- und Sommertracht bilden. Jeder Deutsche verzehrt 800 Gramm Honig pro Jahr. Oft aber beinhalten die Supermarktgläser eine Mischung aus Honig aus EU- und Nicht-EU-Ländern. Weil Goldfelds wissen wollten, woher ihr Honig stammt, entschieden sie sich, Bienenstöcke in ihrem Garten aufzustellen. Ein besonderes Anliegen sei ihnen gewesen, natürlich zu imkern. Sie imkern mit einer Holzbeute, die nur mit Leinöl gestrichen ist, sodass ihr Honig einem Bioprodukt ziemlich nahekommt.
Im vergangenen Jahr baute der Musiker sich und seinen Bienen einen Unterstand. Denn Regen mögen Bienen nicht und reagieren aufbrausend und aggressiv, obwohl die heutigen Bienen eigentlich sehr gutmütig sind. „Die Biene ist ein fantastisches Tier“, sagt der Hobbyimker fasziniert. Ihn begeistert die klare Struktur in der Beute und das Bienenleben, das nach klaren Regeln funktioniert.
Imkern ist zu Anfang ein recht teures Hobby, sagt Denis Goldfeld. Für die Erstanschaffung müsse man mit 3.000 bis 4.000 Euro rechnen. Ein Bienenvolk auf zwei Zargen kostet 200 Euro.

Text und Foto: Sabine von der Decken

Zum Foto: Unterstand, Imkeranzüge und Smoker erleichtern den Imkern Nathan, Denis und Xenia (v.li.) die Arbeit mit den Bienenvölkern.