Leben am Wasser
Die Wümme – blaue Ader unserer Region
Geradezu malerisch schlängelt sie sich durch unsere Region, die Wümme. Mal säumen saftige Weiden und Wiesen den Fluss und seine vielen Kurven, dann wieder Uferlandschaften voller seltener Pflanzen und Tiere. Deichwege und Ausflugsziele liegen an der Wümme, Gärten, Wege und Schleusen. Mit ihren vielen schönen Plätzen und den oft romantischen Winkeln und Ausblicken lockt sie Spaziergänger, Wanderer und Radfahrer an. Wieder andere erkunden die Wümme-Welt von der Wasserseite aus – zum Beispiel mit dem Kanu.
Nüchtern und sachlich geographisch betrachtet, handelt es sich bei der Wümme um den Hauptquellfluss der Lesum. Ein weiterer Quellfluss der Lesum ist die Hamme, die sich bei Ritterhude mit der Wümme vereinigt. Die Wümme, die als einer der saubersten Flüsse Norddeutschlands gilt, führt mehr Wasser als die Hamme und ist insgesamt etwa 120 Kilometer lang. Die Wümme, sie fließt durch fünf Landkreise Niedersachsens und verbindet Bremen und Niedersachsen auf vielfältige Art und Weise – Blockland, Borgfeld und das St.-Jürgens-Land,
Lilienthal, Fischerhude und Ottersberg, Oyten und Rotenburg zählen zur Welt an der Wümme. Nebenarme schlängeln sich durch Oberneuland.
Quelle der Wümme in der Lüneburger Heide
Diese Welt, sie nimmt ihren Anfang in der Lüneburger Heide, wo die Quelle der Wümme fließt. Sie liegt nahe der kleinen Ortschaft Niederhaverbeck im Heidekreis. „Das Einzugsgebiet der Wümme erstreckt sich über eine Fläche von 2.280 Quadratkilometern von der Lüneburger Heide bei Schneverdingen bis in die Wesermarsch bei Bremen“, heißt es bei der Stiftung NordWest Natur, die seit 2006 für die Betreuung der Naturschutzgebiete „Untere Wümme“ und „Borgfelder Wümmewiesen“ zuständig ist. Seit 2012 hat die Stiftung zudem auch die Betreuung der Landschaftsschutzgebiete in der Oberneulander Wümmeniederung inne.
Die Wümmelandschaft gilt als abwechslungsreich und vielfältig. „Von der Quelle bis zur Mündung verändert sich der landschaftliche Charakter des Flusses und seiner Umgebung erheblich“, heißt es denn auch auf der Website der Stiftung.
„Als kleiner Heidebach in ihrem Oberlauf beginnend, bildet die Wümme in ihrem Mittellauf ein vielfältig strukturiertes Tal, welches sich durch einen eiszeitlich geprägten Dünenrücken durch den Landkreis Rotenburg (Wümme) zieht.“ Und weiter: „Westlich der Ortschaft Ottersberg (Landkreis Verden) öffnet sich eine weite, flache Ebene, die der Fluss einst mit zahlreichen Nebenarmen durchströmte und ein Binnendelta formte.“ Durch Scheeßel, Rotenburg und Ottersberg gelangt der von Osten nach Westen fließende Fluß zu uns; in Ottersberg beginnt auch die so charakteristische Landschaft der Wümmewiesen. Sie bilden ein Vogelrastgebiet, das internationale Bedeutung (und internationalen Ruf) genießt. In der Winterzeit stehen viele dieser Wiesenflächen wochenlang unter Wasser, das kennen wir beispielsweise aus Borgfeld.
Drei Flussarme prägen die Wümmelandschaft
Drei Flussarme prägen die Wümmelandschaft bei (und um) Fischerhude. Mit Blick auf den Schutz der Natur in der Wiesenlandschaft ist der Nordarm von Anfang November bis Ende April für Kanu & Co. gesperrt, das Gleiche gilt für den Südarm des Flusses. Beim Nordarm kommt noch eine Wasserstandsbegrenzung dazu – in der Zeit von Mai bis Oktober darf der Fluss hier nur befahren werden, wenn der Wasserstand am Oberpegel (Hexenberg, unter der Brücke) 2,85 Meter nicht unterschreitet. Der Mittelarm der Wümme unterhalb von Fischerhude ist wegen seiner großen Bedeutung für den Naturschutz ganzjährig gesperrt.
Wo Niedersachsen und Bremen zusammenkommen, da kommt auch der Fluss wieder zusammen: Nordarm, Mittelarm und Südarm der Wümme vereinigen sich an der Nordostecke des Bremer Fluss-bereichs – sozusagen bei Lilienthal und Borgfeld – wieder zu einem Hauptlauf; und wunderschön geht´s dann auch weiter: Kuhsiel, „Zur Schleuse“, Höftdeich, Dammsiel, und, und, und. Ein Ort schöner als der andere – und erst die Sonnenuntergänge am Wasser…
Apropos Wasser. Kanuverleihstationen in der Wümme-Welt sind die „Kanu-Scheune“ in Lilienthal, „Land of Green“ und der Hammehafen in Worpswede sowie der Gasthof „Zur Kreuzkuhle“ in Gnarrenburg. Wer auf dem Fluss unterwegs ist, muss die eine oder andere Regel beachten. So gilt auf der Wümme ein Rechtsfahrgebot, der Bootsverkehr soll sich mittig rechts halten. An Schleusen, die selbst bedient werden müssen, finden sich Regularien auf Tafeln und Hinweisschildern. Der bremische Teil des Wümme-Nordarms darf in der Zeit zwischen 9 und 20 Uhr nur stromabwärts befahren werden. Zudem ist ein Blick in den Gezeitenkalender angezeigt, denn die Wümme ist ein tidenabhängiges Gewässer. Paddeln gegen die Tideströmung ist ohnehin ziemlich schwierig…
Ufergehölze, Schilfgürtel und Wasserflächen mit Röhricht- und Schwimmblattbewuchs dürfen nicht befahren werden. Denn hier wachsen nicht allein seltene Pflanzen, hier brüten auch etliche Tierarten. Die blaue Ader unserer Region, sie gibt vielen Tieren ein Zuhause. In den Borgfelder Wümmewiesen zum Beispiel tummeln sich Kiebitz und Wachtelkönig, Uferschnepfe und Großer Brachvogel, Bekassine und Tüpfelsumpfhuhn.
Idyllische Spaziergänge
Nicht allein von der Wasserseite lässt die Wümme-Welt sich erkunden, sondern eben auch von Land aus. Und das nicht allein beim idyllischen Spaziergang in Borgfeld, Fischerhude oder Rotenburg, sondern auch in ganz großem Stil per Rad. Der „Wümme-Radweg“ ist ein Radfernweg, der Bremen mit der Lüneburger Heide verbindet und sich dabei am Fluss-lauf orientiert. Zwei Routen gibt es, die Nord- und die Südroute; beide beginnen im Heidedorf Wilsede.
Die Nordroute (127 Kilometer) führt – eben – nördlich der Wümme unter anderem über Undeloh, Lauenbrück, Scheeßel, Rotenburg, Sottrum, Ottersberg, Fischerhude, Lilienthal und Ritterhude bis nach Vegesack. Die zehn Kilometer längere Südroute passiert südlich des Flusses beispielsweise Schneverdingen, Fintel, Scheeßel, Rotenburg, Ahausen, Hellwege, Bassen, Oyten, Oberneuland, Borgfeld und schließlich Burg im Bremer Norden. Oder umgekehrt, ganz nach den persönlichen Vorlieben. Auch so lässt sie sich jedenfalls erleben, die blaue Ader unserer Region.
Text: Claudia Kuzaj, Foto: Matthias Kahrs / Stiftung NordWest Natur