Mehr Nachhaltigkeit in Bremens Landwirtschaft

Weidehaltung traditionellste Form der Rindviehhaltung

Für eine nachhaltige und struktursichernde Erhaltung und Entwicklung der Bremer Milchvieh- und Weidehaltung wurde von Dr. Maike Schaefer, Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau, in Kooperation mit der Landwirtschaftskammer das Projekt „Entwicklungsstrategie für die Milchvieh- und Weidehaltung in Bremen“ ins Leben gerufen. Zentraler Baustein war die von der Universität Göttingen unter Projektleitung der Landwirtschaftskammer erfolgte Befragung der Bremer Landwirte. 90 Prozent aller Rinder haltenden Betriebe beteiligten sich an der Umfrage und gaben Auskunft über allgemeine Betriebsdaten, Grünlandnutzung und Futterbau, Weidehaltung und -prämie, Tierbesatz und Fütterung, Biodiversität und Naturschutz, Klimawandel sowie Entscheidungskriterien. Das gemeinsame Projekt von Landwirtschaft und Politik ist ein wichtiger Schritt, um die Weidehaltungsform wieder verstärkt in den Vordergrund zu rücken. Ziel der Befragung ist es, Entwicklungsstrategien zu erarbeiten und Maßnahmen zur nachhaltigen Erhaltung und Ausweitung der Weidehaltung aufzuzeigen. Denn mehr Rinder auf der Weide zu halten sei unter Berücksichtigung von Klima- und Umweltfragen, Tierschutz und Biodiversität, aber auch der regionalen Lebensmittelerzeugung, des Erhalts der familiengeführten Betriebe sowie der Pflege der Kulturlandschaft von großer Bedeutung, so Schaefer.

Als traditionellste Form der Rindviehhaltung bezeichnete Ralf Hagens, Präsident der Landwirtschaftskammer Bremen, die Weidehaltung. Der Oberneulander Landwirt Jürgen Drewes sieht für Betriebe mit mehr als 100 Milchkühen Schwierigkeiten in der Umsetzung, da die Tiere in unterschiedlichen Leistungsgruppen gehalten werden müssen. Zudem, so Drewes, sei nicht an jedem Hof ausreichend Weidefläche vorhanden, sodass sich der „Weidegang“ dann nur noch auf einen Auslauf beschränke. „Für Jungvieh ist es eine gute Sache“, sagt er. Milchkühen könne man da die Möglichkeit geben, „Wind und Wetter auf den Rücken“ zu kriegen, eine 100-prozentige Weidemöglichkeit aber nicht. Folglich ist bei melkenden Betrieben eine Vollweidung nur schwer möglich, so seine Beurteilung. In der Mutterkuhhaltung allerdings könne die Weideprämie voll ausgeschöpft werden. Drewes‘ Tiere kommen aber auch ohne Prämie nach draußen, denn ihm geht es um das Wohl der Tiere. „Ich stehe voll hinter der Weidehaltung“, sagt der Oberneulander Landwirt. Christian Kluge, Geschäftsführer des Bremischen Bauernverbandes, betonte die Bedeutung, die die Aussagen der Landwirte für nachhaltige und struktursichernde Erhaltung und Entwicklung der Bremer Milchvieh- und Weidehaltung hätten. Um Konsens zu schaffen, sei die Zusammenarbeit von Politik und Landwirtschaft dafür ein wichtiger Schritt gewesen. Die Befragung stelle ein Echtzeitbild dar, das dazu diene, die Landwirtschaft erhalten zu können und ein Zukunftsbild zu entwickeln. Milchvieh- und Weidehaltung aber sei nur ein Baustein. Er bezeichnete die geleistete Arbeit als einen sehr konstruktiven Prozess. Einen großen Anteil bei der Befragung nahmen Junglandwirte ein, deren Zukunft in hohem Maße von der aktuellen Entwicklung betroffen ist. „Jetzt müssen konkrete Handlungsempfehlungen erarbeitet werden“, kündigt Kluge an. Das von der Politik ausgesendete Signal in Form der Befragung wurde von den Landwirten sehr positiv aufgenommen.

Text und Foto: Sabine von der Decken