Mit Leidenschaft + Talent
Lisa Lomakin ist Deutsche Meisterin im Skateboarden
Das Skateboarding – seit 2020 olympisch – hat in den letzten Jahren einen starken Aufschwung erlebt: In der Vergangenheit noch als männlich dominierte und sogar rebellische Sportart betrachtet, lösen sich die traditionellen Stereotypen der Skateboard-Kultur langsam auf.
Immer mehr Mädchen und Frauen haben das Skateboarden für sich entdeckt und sind zu aktiven Teilnehmerinnen der Skateboard-Szene geworden – darunter auch die 13-jährige Oberneulanderin Lisa Lomakin, die sich Anfang Juli in Leipzig den Titel „Deutsche Meisterin“ im Skateboarden sicherte.
Mit 11 Jahren gestartet und direkt die Bühne betreten
Seit zwei Jahren ist Lisa Lomakin erst auf dem Board und man spürt ihre unglaubliche Leidenschaft für den Sport, wenn sie von ihren Anfängen berichtet. Den Startschuss machte ihr damals 9-jähriger Bruder Max, der mit dem ebenfalls skatenden Vater, Denis Lomakin, täglich durch die Skateparks tourte. „Einfach nur zum Spaß“ kam Lisa dann ein paar Mal mit und fand schnell Interesse daran, auch selbst auf dem Board zu stehen und sich auszuprobieren. Aus dem Hobby entwickelte sich rasant ein gezieltes Training und eine große Portion Ehrgeiz, um auch an Wettkämpfen teilzunehmen. Ihren ersten Contest gewann die junge Skaterin 2022, nach knapp über einem Jahr Training. Heute berichtet sie von insgesamt sechs Wettkämpfen, die sie allesamt gewann. Die größten Erfolge bislang: zweifache „Norddeutsche Meisterin“ 2022/2023 und „Deutsche Meisterin“ bei der Offiziellen Deutschen Meisterschaft Street in Leipzig. Titel und Contestsieg sind für Lisa aber nur der Anfang. „Ich möchte mich sportlich weiterentwickeln“, so Lisa. Neben dem Abitur, das sie anstrebt, kann sie sich eine Skate-board-Karriere vorstellen. Unterstützt wird sie dabei von ihrer Familie, insbesondere ihrem Vater, der gleichzeitig ihr Trainer ist und dem Sponsor TITUS, ein Skateshop im Viertel. Internationale Wettbewerbe und die Teilnahme an größeren Skateboarding-Events sind ihre nächsten Ziele. „Olympia 2028”, ergänzt ihr Vater stolz.
Das Brett unter den Füßen – ein Freiheitsgefühl
Lisa Lomakin trainiert mittlerweile intensiv an fünf bis sechs Tagen die Woche, primär im Skatepark Oldenburg, ein regionaler Stützpunkt und Trainingstreff in der Skaterszene. Große Verletzungen hat sie sich bislang noch nicht zugezogen, aber es sind schon einige Boards zu Bruch gegangen, berichtet sie schmunzelnd. Sorgen oder Angst empfindet sie bei ihren Tricks und Sprüngen wiederum nicht: „Man muss nachdenken, was man macht und sich dabei konzentrieren. Respekt vor dem Skaten ist auch wichtig“, so Lisa. Ihr liebster Trick ist der Boardslide: Auf dem Board wird über eine Kante oder ein Geländer (Rail) gerutscht. Das Brett unter den Füßen zu haben, verleiht der Skaterin ein Gefühl von Freiheit. Nicht zu unterschätzen: Die Schnelligkeit, das Ausüben von Tricks und andere akrobatische Bewegungen erfordern viel Mut und Selbstvertrauen. „Wenn ich dann etwas Neues gelernt habe, bin ich einfach glücklich, weil ich an mich geglaubt und ein Ziel erreicht habe“, so Lisa. Die rasante Beschleunigung beim Skaten und der Wind, der einem ins Gesicht bläst, sorgen bei den Skatern für einen schnellen Adrenalinschub.
Individualität und Kreativität
Skateboarden ist ein vielseitiger Sport mit kreativen und technischen Aspekten. Um souverän auf den Rampen zu performen, braucht man nicht nur ein gutes Körpergefühl, sondern viel Übung. „Wichtig ist vor allem, sich täglich zu dehnen“, so Lisa Lomakin. Aber auch ein regelmäßiges Kraft- und Ausdauertraining stehen auf ihrem Plan. Da es bei der Sportart keine starren Regeln oder festgelegte Spielzüge gibt, können sich Skater frei entfalten und ihren eigenen, einzigartigen Stil entwickeln. Tricks können auf eigene Weise interpretiert und eigene Variationen und Kombinationen kreiert werden. Wer auch Lust zum Skaten hat, sich aber nicht traut, den ermutigt Lisa: „Skateboard in die Hand nehmen und einfach starten.“ Die Community im Skatepark sei sehr offen, freue sich über neue Gesichter und stehe auch unterstützend zur Seite. Wenn man dann Gefallen daran gefunden hat und sich ein eigenes Board zulegen möchte, sollten sich Anfänger unbedingt in einem Skateshop beraten lassen und nicht wahllos im Internet bestellen, empfiehlt Lisa Lomakin. Da auch ein gewisses Verletzungsrisiko vorhanden ist, darf die passende Schutzausrüstung nicht fehlen. Mit dem Skaten hat die junge Oberneulanderin eine erfüllende Sportart gefunden, die sie immer wieder aufs Neue begeistert. Ihr schönstes Erlebnis: ein eher untypischer und selten ausgeführter Trick, den sie im letzten Rennen bei einem Contest ausgeführt hat. „Das hat sich bei mir eingeprägt. Etwas zu schaffen, womit man gar nicht rechnet“, so Lisa.
Text: Doreen von Oesen, Foto: privat