Oberneulander Spargel 2020

Spargel ist das allererste heimische Frühlingsgemüse und wird daher umso sehnlicher nach einem langen Winter herbeigesehnt. „Anstich“ war am 27. März, da ging es langsam los.

Auf 4,5 Hektar baut Hajo Kaemena am Gustav-Brandes-Weg Spargel und Erdbeeren an und ist damit in Bremen der einzige Spargel-produzent. Mitte Februar deckte der Oberneulander Landwirt Folien über seine 186 Spargeldämme. Ende März war es dann so weit, der Spargel begann zu sprießen. Sobald die Spargeltriebe die Krone der Spargeldämme durchbrachen, begann der Spargelstich. Denn die gute Nachricht aus dem Bereich Spargel war, dass er auch in diesem Jahr bei Temperaturen von 12,5 Grad Celsius im Wurzelbereich zu wachsen begann. „Das ist auch in diesem Jahr so“, stellte Kaemena nüchtern fest. Und so kam es, dass Anfang April die Spargelernte startete. Aufgrund der damals ungeklärten Situation bezüglich der polnischen Saisonarbeiter hatte sich der Bremer Spargelbauer aber entschlossen, nur 50 Prozent seiner Spargelanbauflächen mithilfe von Folienmanagement zu verfrühen.

Bis in 1,50 Meter Tiefe dehnt sich das Wurzelgeflecht des Spargels aus. Bevorzugt verwendet Hajo Kaemena für die Düngung Pferdemist und arbeitet mit Gründüngung von Ölrettich und Tagetes. Schon im ersten Jahr nach der Pflanzung beginnt die Ernte, allerdings nur für zehn Tage, damit die Spargelpflanzen ausreichend Wurzelwerk aufbauen können. Erst im dritten Jahr nach der Pflanzung kann voll geerntet werden. Acht bis zehn Jahre lang bringen die Pflanzen einen guten Ertrag, dann werden die Stangen zusehends dünner. „So was habe ich noch nie erlebt“, sagte Hajo Kaemena angesichts der Spargel-saison 2020. Ende März war es noch un-gewiss, ob die für die Spargelernte eingeplanten polnischen Saisonarbeiter nach Deutschland einreisen dürfen. Zu Ernte-beginn waren dann drei polnische Saisonarbeiter statt der üblichen acht auf dem Hof Kaemena im Einsatz.

Pläne, die polnischen Saisonkräfte zu schützen, hatte Kaemena bereits getroffen. Abstand bei der Arbeit zwischen den Spargeldämmen liegt in der Natur der Sache. Bei der Unterbringung stellte Kaemena von Zweibett- auf Einbettzimmer um und plante, den Einkauf für ihre tägliche Verpflegung zu übernehmen, um Kontakt zur Bevölkerung zu verhindern. Ein großer Kanister mit Desinfektionsmittel stand auf Hof Kaemena bereit, um auch die Hygiene an den Verkaufsständen zu garantieren. Zur Vermeidung von Tröpfcheninfektionen installiert der Oberneulander Spargelbauer Plexiglasscheiben an den Ständen, arrangiert die Produkte so, um den gebotenen Abstand zu gewährleisten und stellt Möglichkeiten zur sofortigen Handreinigung bereit.

Mehr als 300 Hilfsangebote vom 13-jährigen Schüler bis zum 70-jährigen Rentner erreichten Hajo Kaemena. Auch aus dem Bereich Gartenbau, Gastronomie und Schaustellerei. Trotz alledem gab der Spargelbauer die Hoffnung nicht auf, dass die erfahrenen polnischen Hilfskräfte einreisen dürfen. Hajo Kaemena war optimistisch trotz der unklaren Situation. Das von Hof Kaemena und Karolina Lucht entwickelte Spargelevent „Vom Feld auf den Tisch“, bei dem Spargelfreunde unter Anleitung ihre Portion Spargel stechen und im Anschluss in der Bremer Kochschule „Koch mit Karo“ in der Humboldtstraße ein Menü kochten, musste unter diesen Vorzeichen erst einmal hinten angestellt werden. Auch für die traditionelle Feldführung gibt es noch keine abschließende Entscheidung. „Wir machen es von der aktuellen Situation abhängig“, sagte Hajo Kaemena.

Text: Sabine von der Decken, Foto: Hajo Kaemena