Oberneulander Spargel

Ganz frisch & überhaupt nicht weit gereist

Gibt es in diesem Jahr zu Ostern Spargel? Das ist die Frage, die jedes Jahr aufs Neue alle bewegt. In diesem Jahr standen die Chancen auf dem Erdbeer- und Spargelhof Kaemena in Oberneuland 50/50. Der milde Winter und der herannahende Frühling hätten es möglich machen können, der Kälteeinbruch Anfang März aber stoppte die Entwicklung des Spargelaustriebs wieder.
Im vergangenen Jahr konnte Hajo Kaemena Mitte März schon besonders früh mit dem Spargelstich beginnen. Zu dem Zeitpunkt hatte die Temperatur an der Wurzel in 40 Zentimeter Tiefe bereits 15 Grad Celsius erreicht, sodass das Spargelwachstum gut in Gang kam. Denn erst bei Temperaturen von 12,5 Grad Celsius im Wurzelbereich beginnt das begehrte Frühlingsgemüse zu wachsen und steckt seine Köpfe durch das Erdreich. In diesem Jahr aber sah es anders aus. Es fehlte einfach die Sonne, um das Erdreich bis in die Tiefe zu erwärmen. Auch unter drei Folien kam die Temperatur im Wurzelbereich nicht über 11 Grad Celsius hinaus.

Klimaschutz und Nachhaltigkeit
Doch weder Kälteeinbrüche noch Konsumwünsche der Kunden bringen den Oberneulander Spargelbauern dazu, Bodenheizungen zu installieren. Denn Nachhaltigkeit und Klimaschutz ist Hajo Kaemenas großes. Nachhaltigkeit ist auch ein Grund, weshalb er immer noch die 50 Jahre alten Beregnungsrohre aus Metall verwendet, statt auf Tröpfchenbewässerung aus Einmalplastikschläuchen umzustellen. Durch Folienmanagement befinden sich zwar auch auf seinen Äckern Plastikfolien, die aber haben eine Lebensdauer von ca. zehn Jahren, also ähnlich lange wie eine Spargelpflanze. Nach der Ernte werden die Spargelfolien aufgerollt, über den Winter gelagert und nach zehn Jahren dann recycelt. Durch die Verwendung von Folien wird zudem nicht nur die Bodentemperatur erhöht, sondern auch die Verdunstung und das Unkrautwachstum verringert, sodass weniger bewässert werden muss und keine Herbizide zum Einsatz kommen.

Warum ist Kaemena teurer als Importware aus dem Supermarkt?
Jedes Jahr wird der Oberneulander Hof Kaemena im Februar aus dem Winterschlaf geweckt. Dann müssen Spargeldämme gezogen, neue Spargelpflanzen gesetzt sowie Erdbeerfelder und Spielplatz auf die neue Saison vorbereitet werden.
Aber der landwirtschaftliche Betrieb, der ausschließlich vom Spargel- und Erdbeeranbau lebt, hat auch zu kämpfen. Mindestarbeitslohn, gesetzliche Vorgaben für Pflanzenschutz und Düngung sowie erhöhte Energiekosten betreffen auch Hof Kaemena. „Mindestlohn ist ein echtes Problem“, sagt Hajo Kaemena ganz offen. Das heißt nicht, dass er den gesetzlichen Mindestlohn nicht gutheißt. Aber im Regal von Discounter und Lebensmitteleinzelhandel liegen deutscher Spargel und billige Importware, für deren Anbau diese Gesetzesvorgaben nicht gelten, direkt nebeneinander. Im Ausland werde Spargel zu Bedingungen produziert, die im deutschen Anbau nicht mehr zulässig sind. Herbizide, Fungizide und Insektizide, deren Verwendung in Deutschland streng reglementiert sind, dürfen dort noch eingesetzt werden. „Wir finden die gesetzlichen Standards gut“, sagt Hajo Kaemena, „sind aber der Meinung, dass sie nicht nur für den deutschen Anbau gelten dürfen.“ Unter Bedingungen wie in Spanien oder Marokko, so der Oberneulander Landwirt, könnte er genauso billig Spargel und Erdbeeren anbieten. Da es in Deutschland aber andere Richtlinien für die Landwirtschaft gibt, ist auch die Preisbildung eine andere. Weil Konsumenten überwiegend preisorientiert einkaufen, bestehe aber die Gefahr, dass deutsche Landwirte zukünftig nur schwer konkurrenzfähig bleiben können. Massiver Preisdruck und Qualität schließen sich aus. Mindestlohn, Sozial- und Umweltstandards, konkurrenzlose Frische sowie keine langen Transportwege sind aber sehr gute Argumente für die Region. Zum Bekenntnis für eine saisonale Ernährung gehört aber auch dazu, warten zu können, bis der Spargel in Norddeutschland so weit ist, dass er geerntet werden kann.
Hajo Kaemena zahlt seinen Saisonarbeitskräften einen Akkordlohn auf Basis des Mindestlohns, weil er weiß, welch harte Arbeit das Spargelstechen ist. Seit 2015 gab es konstante Lohnsteigerungen. „Wir verdienen deshalb nicht mehr“, macht der einzige Bremer Spargelanbauer unmissverständlich deutlich. Möglichkeiten für Einsparungen im Anbau gibt es auf Hof Kaemena in Form von Mechanisierung durch Feldroboter nicht. „Dafür sind wir zu klein.“ Den Preisanstieg bei Rohstoffen, Produktionsmitteln und Lohnkostensteigerungen kann so auch Hajo Kaemena wie alle anderen deutschen Spargelanbauer nur über den Preis auffangen.

Lieber frisch als weit gereist
Spargel aus der Region schmeckt nicht zuletzt deswegen so gut, weil es bei diesem empfindlichen Gemüse ganz besonders auf die Frische ankommt. Sobald Spargel gestochen ist, verliert er stündlich an Frische, Aroma, Zartheit und Geschmack. Am leckersten und frischesten ist daher der Spargel, der direkt nach dem Stechen gewaschen, gekühlt und sortiert wird, um einen Tag später verspeist werden zu können. Weitgereiste Importware ist oft eine Woche oder älter. Nicht zuletzt hat Spargel aus der Region im Gegensatz zum Weitgereisten aus Spanien, Griechenland oder sogar Mexiko eine gute Ökobilanz und schont damit die Umwelt. Regionale und saisonale Ernährung ist daher gerade beim Spargel machbar.

Qualität, Regionalität, Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit
Wie in den Vorjahren sind auch in diesem Jahr wieder Spargelfeldführungen im Mai geplant. Die genauen Daten gibt es auf der Website www.hof-kaemena.de und Facebook. Hajo Kaemena freut sich über eine telefonische Anmeldung.

Text: Sabine von der Decken, Foto: Hajo Kaemena

Verkaufsstände

An vier Ständen verkauft Hof Kaemena in diesem Jahr Spargel und Erdbeeren:

• bei Schlachter Becker an der Oberneulander Heerstraße

• an der Schwachhauser Heerstraße/Ecke Metzer Straße,

• in Borgfeld bei Heike Klattes Milchmanufaktur

• bei Edeka Maaß, hier findet auch sonntags und an allen Feiertagen von 8 bis 12.30 Uhr der Verkauf statt.

Gesucht werden für die Stände noch freundliche Verkäuferinnen.