Oberneulander Storchen-Tagebuch
„Alles ist gut, es herrscht völlige Routine und die Entwicklung der jungen Störche ist im Rhythmus“, verkündet Landwirt Jürgen Drewes Mitte Juli zufrieden. In der letzten Juniwoche starteten die Jungstörche auf dem Nest am Hollerdeich ihre ersten Flugversuche. Dabei flogen sie steil in die Höhe und ließen sich dann wieder herunterfallen. Mal drehten sie sich schon etwas im Wind, mal ließen sie den Wind unter die Flügel wehen. Die Flugübungen dauerten fünf bis sechs Tage, dann ging es los und sie drehten im Segelflug anfangs ein paar Runden um den Hof von Monika und Jürgen Drewes, bevor sie auf die Wiesen am Deich flogen. Am schlimmsten seien die ersten Anflüge des heimischen Nests gewesen, so Drewes. Aber auch das wurde von Tag zu Tag besser, sodass Familie Drewes bald nicht mehr erkennen konnte, ob es sich um die Altstörche Adrian und Alina oder die beiden Jungtiere handelte, die das Nest anflogen. Mitte Juli übernachteten die jungen Störche noch jede Nacht im Nest, die beiden Alten auf dem Dachfirst von Hof Drewes. Jeden Abend gab es noch nach kläglichem Jammern ein „Abendbrot“ von Adrian und Alina. Auch auf der Wiese beobachtete der Oberneulander Landwirt immer mal wieder, dass die Alten den jungen Störchen Futter brachten.
In diesem Jahr gab es auf Hof Haltermann mit einem Storchenküken den ersten lebenden Nachwuchs. Der entwickelte sich prächtig und machte Mitte Juli bereits Vorbereitungen für erste Flugversuche. Das Storchenküken von Jakob und Adele stand zu dieser Zeit am Nestrand und schlug mit den Flügeln. „Altstörche und Küken sind fit“, berichtete Karen Haltermann.
Zweimal fiel auf Hof Sündermann das Storchenjunge aus dem Nest in ein Brennnesselfeld, zweimal setzte Stefan Sündermann mithilfe von der Firma Howald Dachdeckermeister, die innerhalb von 20 Minuten nach „Notruf“ mit dem Hubwagen kamen, das Junge von Clemens und Constanze wieder ins Nest zurück. Trotz aller Bemühungen aber überlebte das Storchenküken nicht. Es habe immer sehr dicht am Nestrand gesessen, beobachtete Michaela Sündermann. Bis der Steiger kam, kümmerte sich die Oberneulander Landwirtin und Tierheilpraktikerin um das Jungtier und setzte es zum Schutz in einen Eimer.
Auch das Storchenjunge von Hinni und Lisbeth überlebte leider nicht. Nach dem ersten Starkregen warfen die Altstörche auf Hof Sinning das Junge aus dem Nest. Möglicherweise ist es im Nest ertrunken, mutmaßte Lüder Sinning. Vielleicht aber hatte es auch eine Lungenentzündung, so Jürgen Drewes. Weil Hinni und Lisbeth in der Aufzucht noch nicht so erfahren waren, könnte es sein, dass sie das Junge vor Regen und Kälte nicht ausreichend mit ihren Flügelschwingen schützten.
Text: Sabine v.d. Decken, Fotos: Stefan Sündermann