Rehkitzrettung in Oberneuland
Ehrenamtlich und mit viel Herzblut
Es gibt verschiedene Methoden, wie man Rehkitze vor dem Mähtod bewahren kann. Die zweifelsfrei sicherste Vorgehensweise ist die Suche in der Gruppe, unterstützt durch eine Drohne mit Wärmebildkamera.
Ein hoch motiviertes Team aus Copter-Piloten, Jägern, Landwirten und Helfern war im Mai und Juni wieder ehrenamtlich und mit viel Herzblut für die Rehkitzrettung in Oberneuland, Borgfeld und Fischerhude im Einsatz. Wenn die Mahd ansteht und gutes Wetter angesagt ist, melden sich die Land-wirte bei den Drohnenteams der „Rehkitzsuche Wümme“ bzw. „Rehkitzsuche Fischerhude“. Die fliegen dann ab ca. vier Uhr morgens die gemeldeten Flächen ab, auf denen Rehkitze vermutet werden. Je nach Wetterlage ist gegen acht Uhr Einsatzende. Die Sonne erwärmt dann nämlich sehr zügig die Flächen, sodass auf dem Wärmebild kein Unterschied mehr zwischen Wildtier und Umgebung auszumachen ist.
In den frühen Morgenstunden vor der Wiesenmahd werden meistens gleich mehrere Wiesen mit der Drohne abgeflogen. Parallel zum Piloten beobachtete der sogenannte „Spotter“ den Bildschirm, auf dem das Wärmebild angezeigt wird. Sobald Pilot und Spotter ein liegendes Kitz vermuten, lässt der Pilot die Drohne über der Fundstelle in der Luft stehen. Durch den Standort der Drohne werden die „Kitzretter“ dann zu dem liegenden Kitz geleitet. Die Retter sind zudem mit Funkgeräten ausgestattet und können so auch auf Distanz miteinander kommunizieren. „Die Kitzsicherung besteht im Wesentlichen darin, einen Korb vorsichtig und trotzdem zügig über das Kitz zu stülpen und am Boden zu sichern“, erklären Lina und Annette Gröne ihre Aufgabe bei der Rettung. Mutter und Tochter leben in Oberneuland und haben sich durch einen Aufruf von Karen Haltermann spontan als Helferinnen gemeldet. Abschließend wird die Sicherungsstelle durch eine ca. 1,6 Meter hohe Fahne gekennzeichnet, um dem Landwirt anzuzeigen, wo ein Kitz liegt, sodass er mit Abstand um die Fundstelle herum mähen kann. „Die bisherigen Erfahrungen mit der Rettung der Rehkitze per Drohne sind sehr positiv“, berichten Drohnenpilot Sven Sinning und Spotter Niklas Meier, „sodass auch in diesem Frühjahr wieder zahlreiche Rehkitze aufgespürt und gerettet werden konnten.“
„Diese Erlebnisse entschädigen jeden ‚Rehkitzretter‘ des Teams für den besonderen Aufwand sowie den reduzierten Schlaf und das frühe Aufstehen“, ergänzt Swantje Hartmann-Uhde, die in direkter Nachbarschaft zum Hof von Jürgen Bartes lebt und bereits mehrfach als freiwillige Helferin bei der Kitzrettung dabei war. Sobald die Wiesen abgesucht sind, werden die Land-wirte informiert und können mit der Mahd beginnen.
Sowohl die Bauern als auch die freiwilligen Helfer wissen um die Gefahr für die Kitze und sind dementsprechend vorsichtig – und sie wissen auch: Nur wenige Stunden darf das Kitz, wenn es gefunden ist, unter dem Korb bleiben, denn ca. alle vier bis fünf Stunden kommt die Geiß zum Säugen. Innerhalb dieser Zeitspanne muss die Wiese gemäht und das Kitz wieder freigelassen werden. Die Mutter holt es dort ab, denn sie hört den Fiepston, mit dem das Junge nach ihr ruft.
Text: Meike Müller, Fotos: Meike Müller (8), Wöltje Junge (2), Jana Mennemeyer (1)