„So kann es nicht weitergehen!“
Bauernproteste in Oberneuland
Anfang Januar fand in ganz Deutschland die Protestwoche der Landwirte statt. Es ging nicht nur um die Rücknahme der Subventionen (Stichwort: Agrardiesel und Kfz-Steuer). Die haben das Fass nur zum Überlaufen gebracht, so die Landwirte übereinstimmend.
Es geht vor allem um die Vielzahl an Vorschriften und Gesetzen der verschiedensten Regierungen der letzten Jahre, die die Landwirtschaft immer weiter einschränken. Gerade auch diese Vorschriftenflut führt zu einem Rückgang der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland und der Nachwuchs fehlt…
Um dem entgegenzuwirken und ein deutliches Zeichen zu setzen, gingen auch die Oberneulander Landwirte auf die Straße. Mit ihrem Protest wollen sie die Politik wachrütteln und auch mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen.
Los ging es am 8. Januar mit den Blockaden von Autobahnauffahrten sowie Protestzügen auf Ein- und Ausfallstraßen. Am Montagvormittag blockierten die Land-wirte beispielsweise mit ihren Treckern die Richard-Boljahn-Allee. Sie fuhren dann im Schritttempo die Franz-Schütte-Allee in Richtung Rockwinkeler Landstraße.
Auffällig war, dass die Mehrzahl der Autofahrer und Bürger zustimmende Gesten in Richtung der Landwirte machten und den Grund für den Protest durchaus verstanden.
Doch worum geht es genau? Es geht um die Vielzahl der permanent neuen bzw. sich ändernden Gesetze und Vorschriften. Die Bauern wollen die Bevölkerung mit gesunden, regional erzeugten Lebensmitteln zu höchsten Qualitätsstandards versorgen. Lange Zeit war es aber das erklärte Ziel der Politik, der Bevölkerung viel Nahrung für wenig Geld zur Verfügung zu stellen. In diese Richtung gingen die Gesetze und auch Förderungen.
Dann kamen die damit verbundenen Probleme, wie zum Beispiel Massentier-haltung und Bodenbelastungen. Durch Änderungen und Anpassungen der Regeln wird nun permanent versucht, diese Probleme zu beheben. Folge: Die landwirtschaftliche Produktion wird noch teurer, gleichzeitig sollen die Lebensmittel trotzdem billig bleiben und der Handel will auch noch seine Margen erreichen. Das Defizit bleibt oftmals ganz unten in der Kette hängen – bei den Produzenten. Die deutsche Landwirtschaft teilt trotzdem die Notwendigkeit der hohen Standards, sieht aber auch die daraus resultierenden Wettbewerbsnachteile. Für sie kann nicht nur Deutschland alleine Vorschriften für hohe Standards vorschreiben. Zumindest müsste dies auf europäischer Ebene beschlossen werden, damit die gleichen Voraussetzungen zu einem gerechteren Markt führen und nicht in jedem Supermarkt um die Ecke nur die billigst erzeugten Lebensmittel aus dem Ausland liegen, sondern auch die vom Verbraucher gewünschten regionalen Lebensmittel.
Ein weiteres Manko: Es fehlt der Landwirtschaft schlicht an Planungssicherheit. Durch ständig neue, teilweise wechselnde
Regeln und Gesetze ist bereits investiertes Kapital plötzlich falsch investiert worden und es muss neues Kapital aufgenommen bzw. genutzt werden, um den neuen Standards gerecht zu werden. Das macht eine rentablere Bewirtschaftung nahezu unmöglich und führt dazu, dass zuerst kleinere Betriebe aufgeben müssen. Dennoch ist den landwirtschaftlichen Betrieben durchaus bewusst, dass auch sie sich weiterentwickeln und an aktuelle Probleme anpassen müssen. Dazu gehört: weniger spritzen und düngen, dem Tierwohl im Kontext zu dem wirtschaftlichen Betrieb so gerecht wie möglich zu werden sowie auf den Boden zu achten, denn alles beinhaltet auch ihre Existenzgrundlage.
Selbst Insektenrettungen mit Blühwiesen, Streuobstwiesen und mehr (siehe auch nebenstehenden Artikel) gehört wie selbstverständlich zu ihren Aufgaben.
Mit diesem Protest ging es um ein deutliches Zeichen an die Politik, dass es so nicht weitergehen kann und gemeinsam nach Lösungen gesucht werden muss. Denn die Landwirtschaft will auch zukünftig hochwertige und gesunde Lebensmittel aus der Region für die Region anbieten und das zu fairen Preisen für alle Seiten.