Grill-Leidenschaft

Das große Sommer-Vergnügen

Der Sommer lässt sein verführerisch duftendes Band wieder flattern durch die Lüfte … keine Frage, die Grillsaison ist in vollem Gange. Das Feuer der Grill-Leidenschaft bringt Freunde und Familien zusammen. Tipps und Trends, Klassiker, Neuheiten und coole Kniffe vereint das große Sommer-Grill-Special im OBERNEULAND MAGAZIN. Und Rezepte sind natürlich ebenfalls dabei. In diesem
Sinne: Viel Spaß am Grill – und guten Appetit!

Es ist wie in der Küche oder wie in der Werkstatt – auf die Qualität der Ausrüstung kommt es an! Eine gute Ausstattung ist die Basis guter Arbeit und guter Ergebnisse. Welcher Grill aber ist der Richtige? Ein ganz heißes Thema! Für welche Art von Grill die Liebe schließlich entflammt, hängt aber auch von persönlichen Vorlieben ab.

Die Ausrüstung

Der Gasgrill
Der Gasgrill steht ganz oben auf der Liste der beliebtesten Grillgeräte. Üblicherweise wird bei ihm das Gas aus einem Behälter über ein Schlauchsystem in den Grill hineingeleitet, dort dann entzündet – und schließlich mit der Unterstützung eines Brenners abgebrannt. Kleine Flammen erhitzen den Rost und das Grillgut, und es kommt darauf an, dass die Grillfläche auf diese Weise schön gleichmäßig beheizt werden kann. Schnelles Grillen ohne langwierige Anheizprozedur, das ist das vielfach geschätzte große Plus des Gasgrills. Und hier weht keine Asche störend herum, eine saubere Sache. Ideal für Grill-Novizen: der Drei-Brenner-Gasgrill, praktisch eine Küche für den Outdoorbereich. Bleibt der mittlere der drei Brenner aus, kann schön indirekt gegrillt werden.
Der Hersteller Napoleon bietet eine zusätzliche Infrarotzone an, um das Fleisch nach dem Garen noch weiter zu veredeln – pures Profi-Vergnügen in der Grill-Runde: „Sizzle Zone“ heißt der Infrarotbrenner bei den Napoleon-Gasgrills. Er wird in kurzer Zeit 800 Grad heiß, so bekommt das Fleisch seine Röstaromen.

Der Holzkohlegrill
Der Holzkohlegrill verbreitet einen faszinierenden archaischen Zauber, denn die Zubereitung von Speisen über offenem Feuer begleitet die Menschheit seit der Steinzeit. Die pure, durch und durch klassische Art des Grillens ist ideal für jene, die sich Zeit lassen können und wollen – Zeit, bis die Idealtemperatur erreicht, das Feuer schön in Schwung ist. Entscheidend ist die Kunst des Anfeuerns, die perfekte Glut – und die braucht Luft. Und bitte das Fleisch und all die anderen Köstlichkeiten erst dann auf den Grill bringen, wenn der Grillanzünder an der Kohle sich verbraucht hat! Zu erkennen ist dieser Zeitpunkt daran, dass der helle Schein der Kohle verglüht und sich eine weiße Ascheschicht bildet. Nun immer fleißig Sauerstoff zuführen! Wie gesagt: Die Glut, sie braucht Luft.

Der Elektrogrill
Der Elektrogrill arbeitet ohne Rauchentwicklung und vergleichsweise schnell, er bietet die perfekte Variante für Balkon und Reihenhausterrasse. Mit der Heizspirale unterhalb des Rostes (oder der Grillplatte) kommt die Hitze hier von unten, bei Elektrogrillmodellen mit Deckel lässt sich zusätzlich auch von oben kommende Hitze nutzen. Etliche Modelle erlauben es zudem, auch im Haus zu grillen. Kann bei bremischen Witterungsverhältnissen ja durchaus einmal möglich sein, dass diese Option gezogen wird… Im Hinblick auf die CO2-Emissionen übrigens gelten Gas- und Elektrogrills im Vergleich mit Holzkohlegrills als klimafreundlichere Optionen.

Die Feuerplatte
Die Feuerplatte basiert auf einer in vielen Kulturen weit in die Vergangenheit reichende Tradition, geht es hier im Grunde doch einfach darum, auf einer durch Feuer erhitzten Platte zu kochen. In Spanien entwickelte sich die Plancha daraus, heutzutage als Plancha-Grill verbreitet. In Japan ist „Teppanyaki“ das entsprechende Zauberwort: „teppan“ steht für „Eisen“, „yaki“ für „gegrillt“. An zeitgenössischen Teppanyakigrills finden sich statt Eisen- allerdings eher Edelstahlplatten, die mit Gas oder auch elektrisch beheizt werden.

Der Kamadogrill
Der Kamadogrill führt uns ebenfalls grill-kulinarisch nach Japan. Er ist durch seine unverwechselbare Eiform ein absoluter Hingucker und zugleich ein gründlich durchdachtes Keramik-Kunstwerk, das voller Finessen steckt. Der Kamadogrill hat einen schweren und massiven Keramikdeckel, der luftdicht abschließt. Der Kamado hält die Temperaturen lange, er ist Grill, Smoker und Backofen in einem – wenn wir mögen, können wir auch eine Pizza in ihm backen. Da verbindet sich Japan mit Italien…
Die Modelle des Herstellers Monolith ermöglichen direktes Garen, indirektes Garen und Backen. Beim Modell „Icon“ lässt sich der Deckel abnehmen – so wird der „Icon“ quasi im Handumdrehen zum Tischgrill und die Feuerplatte zum Teppanyakigrill.
Grillen mit Pellets
Der Pellet-Smoker gilt als Top-Trend aus der Top-Grillnation USA, denn er eignet sich ausgesprochen gut für größere Fleischstücke. Was lange auf dem Grill liegen muss, das liegt auf dem Pellet-Smoker buchstäblich richtig! Die Pellets werden dabei aus einem Behälter über eine sogenannte Förderschnecke in den Brennraum transportiert. Das gewünschte Raucharoma variiert dann je nach Temperatureinstellung und Holzart. Der Pellet-Smoker ist ein absoluter Barbecue-Profi, denn seine ruhige und schonende Art der Zubereitung sorgt für wunderbar zartes, saftiges Grillgut.
Stichwort Pellet – der Holzpellet-Grill „SmokeFire“ des Herstellers Weber verbindet das Einfache des Gasgrills mit dem Archaischen des Holzkohlegrills. Grillen und Smoken, hier ist beides möglich; das Temperaturspektrum reicht von 95 Grad bis 315 Grad.
Der Klassiker unter den modernen Holzpellet-Grills stammt vom US-Hersteller Traeger. Ein Traeger wird per Controller gesteuert, der für eine präzise Temperatur sorgt. Bei einigen Modellen läuft das per App via Smartphone.

Der Holzbackofen
Der Holzbackofen, eine Spezialität des Herstellers Merklinger, handwerklich in Bayern hergestellt – unkompliziert, robust und vielfältig einsetzbar. Der Merklinger bietet alle Möglichkeiten der Speisenzubereitung im Freien: Backen, Kochen, Grillen, Garen, sanftes Schmoren, Räuchern, Smoken sind mit Holzfeuer und ohne viel Aufwand möglich. Und sogar gleichzeitig: Baguette backen und gleichzeitig Grillen – kein Problem. Einfach in der Brennkammer Feuer machen, nach 20 bis 30 Minuten Aufheizzeit geht es los. Der Merklinger besteht aus wetterbeständigem 6-Millimeter-Massivstahl, stabilen Industrierollen aus Hartgummi und kräftigen Lärchenholzbeinen. Dank langer Brenndauer und geringem Holzverbrauch gilt der Merklinger als besonders energieeffizient.

Die Trends
Ob Elektrogrill oder Holzkohle, Kamado oder Holzbackofen – alle Jahre wieder beschäftigen aktuelle Trends die Grill-Gemeinde und sorgen zuweilen für heiße Diskussionen.

Veggie-Trend:
Immer mehr Menschen ernähren sich vegetarisch oder vegan – und möchten auch beim Barbecue-Abend nicht auf Tofu und Gemüse verzichten. „Grundsätzlich lässt sich fast jedes Gemüse grillen, zu beachten sind jedoch die unterschiedlichen Garzeiten. Der klassische Maiskolben darf gerne bis zu 30 Minuten auf dem Rost liegen, Pilze oder grüner Spargel sind schon nach wenigen Minuten fertig“, so Corinna Vollmer, Produktmanagerin für Essig, Öl und Feinkost beim deutschen Franchiseunternehmen „vom Fass“. Aus dem Portfolio ihres Unternehmens empfiehlt sie zum Beispiel den Oriental Hummus Dip. „Die Gewürzmischung einfach mit Olivenöl, Wasser und etwas Zitronensaft verrühren und schon ist der perfekte Dip für vegane Grillfreunde fertig.“

Exotik-Trend:
Schon wieder Ketchup und Mayonnaise? Muss nicht sein! Viele Hersteller bieten sorgsam komponierte Barbecue-Gewürzmischungen für Dips, Saucen und Rubs an, die gleichsam zu einer kulinarischen Entdeckungsreise um die Welt einladen – und alles bei uns zu Haus am Grill im „grünen Wohnzimmer“! Barbecue-Rubs verleihen Fleisch, Fisch & Co. eine zusätzliche Geschmacksdimension und können ein Aromenspektakel entfachen. Rubs sollten vor dem Grillen gut einmassiert werden – so entsteht auf dem Grill eine köstliche Kruste. Mischungen wie das Ranch-Gewürz aus dem Haus Bremer Gewürzhandel bringen die aromatische Weite der Prärie ins Spiel.

Nachhaltigkeits-Trend:
Manches, was einst üblich war, gilt heute als No-Go. Absolut out zum Beispiel sind Grillschalen aus Alu und Alu-Folien. Sie sind schädlich für Umwelt und Gesundheit, denn durch das Erhitzen ist es möglich, dass Grillgut Metall aufnimmt. Deutlich praktischer, ästhetischer sowie eben nachhaltig und immer wieder verwendbar sind Grillkörbe, die Hersteller wie Gefu anbieten, gefertigt aus Edelstahl, geeignet für Gemüse, Fleisch und Fisch.

Design-Trend:
Vom puristischen Kamado bis zur stylishen Outdoor-Küchen-Station – das Auge isst (und grillt) mit. Design ist angesagt. Echte Hingucker zum Beispiel sind die Bowl-Grills des Herstellers Höfats – die formschönen Halbkugeln auf Drahtfuß und Dreibein setzen starke Design-Akzente und sind dabei auch höchst funktionell. Auf die Kugel kommen entweder Grillrost oder Plancha.
Die neuen Grill-Rezepte-Trends von den Experten
Was sagen die Grill-Experten zur neuen Saison? Wir haben sie gefragt.

Sie kennen die Geheimnisse des Grillens, denn sie haben von Berufs wegen damit zu tun – Tag für Tag: Warum also wird Grillen nie langweilig? „Grillen ist heute so vielfältig wie nie zuvor“, antwortet Andreas Ziegeler. „Immer neue Rezepte und Techniken halten das Hobby spannend.“

Alexandra Grünenwald:
„Alles, was man früher vielleicht auf dem Herd oder im Ofen in der Küche gemacht hat, kann man heute auch auf einem guten Grill zubereiten.“
Welche positiven Gefühle verbinden wir ganz allgemein mit dem Grillen? Nun, es habe „immer etwas von Freiheit“, antwortet Alexandra Grünenwald. Der Umgang mit Feuer verbinde den Menschen mit Ur-Instinkten. Und: „Dann ist man immer draußen, kann seine Kreativität ausleben, oft steht man im Kreise seiner Gäste und Freunde am Grill. Allein die Düfte, die entstehen, sorgen doch schon für Glückseligkeit, seien es Röstaromen von Fleisch oder Fisch oder nur der Knoblauch, der im warmen Olivenöl sein Aroma im ganzen Garten verteilt!“ Grillen ist „gesellig und immer wieder überraschend“, so formuliert es Ziegeler. „Ein Grund, sich zu treffen und Zeit miteinander zu verbringen. Gourmetgrillen geht ohne Stress.“
Kommen wir zu den aktuellen Grill-Rezept-Trends – wie sieht es eigentlich mit dem Thema „vegan“ aus? Alexandra Grünenwald: „In veganen Grillgerichten ist natürlich in der Regel viel Gemüse und Obst dabei – zum Beispiel Hülsenfrüchte wie Linsen, Nüsse oder Sojabohnen können im Zusammenspiel mit Kräutern, Gewürzen und Ölen richtig lecker zubereitet werden. Sogenannte Fleischersatz-Produkte sind da eigentlich gar nicht notwendig.“ Und welche Rezept- oder Zutaten-Trends stehen in dieser Saison allgemein ganz oben? Noch einmal Alexandra Grünenwald: „Wir beobachten, dass es generell eine ,Fleisch-Reduzierung‘ gibt. Zum einen den Trend von der Masse zur Klasse, das heißt: wenn überhaupt Fleisch, dann qualitativ hochwertiges Fleisch und ,moderne‘ Cuts. Immer öfter setzen sich die Griller auch mit der Herkunft und der Qualität des Fleisches auseinander und kaufen bewusster. Zum anderen sehen wir auch immer mehr Mut zu Fleisch-Alternativen, zum Experimentieren und kombinieren auf dem Grill: Lachs auf Orange, Kabeljau in der Zitrone gebacken, Pulpo mit grünem Spargel.“ Ziegeler nennt ein weiteres Trend-Thema: „Pizza vom eigenen Grill oder sogar Pizzaofen, passende Outdoorküchen oder Elemente, die das Grillen angenehmer machen.“
Grillen ist ja oft ein Familienvergnügen, rund um das gemütliche Feuer kommen die Generationen zusammen. Wie lassen sich Kinder besonders gut einbinden? „Mitmachen lassen und auf Wünsche eingehen. Pizza geht super zusammen“, sagt Andreas Ziegeler. „Es macht Spaß und Sinn, die Kinder auch schon bei der Vorbereitung, zum Beispiel beim Marinieren von Fisch, Fleisch und Gemüse, mit einzubeziehen, auch können sie unter Aufsicht und Anleitung Gemüse schnippeln, Dips anrühren oder einen Teig vorbereiten“, sagt Alexandra Grünenwald. „So bekommen die Kinder von Anfang an eine enge Bindung zu Lebensmitteln, dem eigentlichen Gericht, können am Tisch dann später genau erzählen, welche Zutaten eingesetzt wurden.“ Und: „Am Grill selbst empfiehlt sich zunächst eine lange Grillzange – für die meist noch kürzeren Arme. Spaß macht es den Kindern auch immer, mit einem Thermometer ausgestattet den Garpunkt zu überwachen und so vielleicht auch schon mal Verantwortung zu übernehmen.“
Neben der Familie gehören auch Freunde fest zum sommerlichen Grillspaß im „grünen Wohnzimmer“. Lassen sich die Gäste auch einbinden – und wie? Klar, meint Alexandra Grünenwald: „Spaß macht es immer, wenn man zusammen vorbereitet. Gemüse schneiden, Salat waschen und Fleisch marinieren, spießen, das geht gemeinsam – vielleicht auch mit einem Gläschen Wein – auch viel leichter von der Hand.“ Andreas Ziegeler sieht es ganz ähnlich: „Nicht alles fertig haben und Zeit mitbringen. Gemeinsam zubereiten und gerne auch mal was Neues ausprobieren“, antwortet er auf die Frage nach der gelungenen Gäste-Einbindung beim Gemeinschaftserlebnis am Grill.
Apropos – was sollte man in diesem Jahr auf jeden Fall einmal ausprobiert haben beim Grillen? Ziegeler: „Schmorgericht aus dem Dutchoven: Bäckchen vom Rind oder Schwein in Rotwein mit Wurzelgemüse, Lachs vom Zedernholzbrett, Pak Choi oder Romanasalat an Teriyaki-Sauce als Beilage.“ Alexandra Grünenwald: „Spannend sind die bei uns noch relativ unbekannten amerikanischen Klassiker, das Flanksteak oder das Skirtsteak vom Rind, ein toller Cut! Interessant ist auch das Secreto vom Schwein, das geheime Filet, das einfach zu grillen ist und ein nussiges Aroma hat.“ Und: „Salatgrillen ist gerade schwer angesagt.“  

Text: Claudia Kuzaj, Foto: F. Dick