Sasu feiert 50-jähriges Jubiläum

Jugendzentrum in Oberneuland

Aus dem Wunsch Oberneulander Jugendlicher nach einem Treffpunkt entwickelte sich mitten in einem Wohngebiet der Jugendtreff „Die Scheune“ am Modersohnweg/ Ecke Rockwinkeler Heerstraße.

Davon waren viele Bewohner nicht besonders erfreut. Einen Sommer lang fanden in der Scheune des alten Bauernhauses Discoabende, Bandproben und Konzerte statt, bis das Projekt von behördlicher Seite gestoppt wurde. Die Idee von einem Treffpunkt für die junge Generation wurde aber von vielen Eltern, der Schule Oberneuland und der Kirchengemeinde Oberneuland weiterhin unterstützt und mitgetragen. 1973 wurde der Verein Bürgerinitiative Jugendzentrum Oberneuland mit den Vorstandsmitgliedern Jules Napp, damaliger Schuldirektor der Schule Rockwinkel, und Pastor Abi Wagner gegründet, um in dem Gebäude der ehemaligen Oberneulander Grundschule ein Jugendzentrum ins Leben zu rufen. Das alte Schulgebäude an der Oberneulander Landstraße wurde in viel Eigenarbeit und -regie unbürokratisch renoviert und für die Zwecke der Jugendlichen umgestaltet.
Jan-Dieter Junge leitete zu der Zeit als Zivildienstleistender das Sasu und arbeitete danach ehrenamtlich in dem Oberneulander Jugendzentrum. Insgesamt sieben Jahre lang lenkte der Sozialpädagoge die Geschicke des Sasu. Zum 50-jährigen Jubiläum besuchte er seine alte Wirkungsstätte. Nach wie vor ist die Küche der zentrale Raum, in dem sich die Jugendlichen früher wie auch heute noch gerne und viel aufhalten. Auch der Disco-Raum hat sich wenig verändert, wird allerdings nicht mehr so stark frequentiert wie vor 50 Jahren. Damals fand jeden Freitag der weit über Oberneulands Grenzen hinaus bekannte Disco-Abend statt, mit dessen Eintrittsgeldern sich das Jugendzentrum größtenteils finanzierte, denn Fördergelder von der Stadt Bremen gab es damals nicht.
Derzeit gibt es in Oberneuland etwa 2.000 Kinder und Jugendliche, das Oberneulander Jugendzentrum aber besuchen lange nicht mehr so viele wie vor 50 Jahren. Als offenes Jugendzentrum bietet das Sasu in Oberneuland auf 300 Quadratmetern Angebote für Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 21 Jahren. Im Untergeschoss befinden sich Teeküche und Veranstaltungsraum, im Obergeschoss ein Spielraum (Billard, Airhockey und Kicker) und ein Computerraum bzw. Tonstudio. Eine mit Judomatten ausgelegte Sporthalle befindet sich im Neubau des Sasu. Hier gibt der japanische Karatetrainer Yoshihiko Nakahata des Daisho Karate Dojo im Sasu Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen viermal pro Woche Karateunterricht. Hinter dem Haus im großen Garten war der Pool geöffnet und Kinder in Begleitung Erwachsener durften dort planschen. Zum 50. Jubiläum stand vor dem alten Schulgebäude eine große Hüpfburg, Vorstandsmitglieder grillten für die Besucher und ehemalige „Stammis“, wie sich die Stammbesetzung nannte, boten Kinderschminken und den Bau von Seed-Bombs an. So auch Aliny, die vor Jahren zu den regelmäßigen Besuchern des Sasu gehörte und dann als Bufti arbeitete. Für sie war das Jugendzentrum zweites Zuhause. Sie bezeichnete das Sasu als familiären Jugendtreff, in dem nicht so viel „Rambazamba“ herrscht wie an anderen Jugendorten. Es sei auch Zufluchtsort gewesen, an dem sie die Möglichkeit für viele intensive Gespräche mit der Leitung hatte. „Es war immer Leben drin und nie langweilig“, fasste sie ihre Eindrücke zusammen.
Seit 37 Jahren gehört Karsten Lücke zum Sasu. Er löste Jules Napp ab und arbeitet mittlerweile seit 30 Jahren im Vorstand der Bürgerinitiative mit. Lücke stellt einen Wandel im Laufe der Jahrzehnte fest. Früher wurde alles selbergemacht und die Jugendlichen kümmerten sich um alles in Eigenregie. Das ist heutzutage anders. Auch für ihn war das Jugendzentrum ein zweites Zuhause. In seiner Jugendzeit standen die Freitagpartys im Mittelpunkt des Jugendzentrums, an denen unter Aufsicht gefeiert und Alkohol in Maßen konsumiert werden durfte. Er bedauert, dass das leider aufgrund der gesetzlichen Vorgaben nicht mehr genehmigt ist. Er findet es fragwürdig, dass Jugendliche stattdessen im dunklen Park von Höpkens Ruh oder am Deich Alkohol zu sich nehmen und geht davon aus, dass auch andere Eltern das ähnlich sehen.
Im Alter von 14 Jahren besuchte Dennis Lange das Sasu zum ersten Mal. Er sei als Sportler gekommen, zum regelmäßigen Besucher und dann zum Vorstandsmitglied geworden. Für ihn war das Sasu Sportstätte und Ort, an dem er seine Jugend und Wochenenden verbrachte. Weil das Jugendzentrum ihm so viel bedeutet habe, arbeitet er für dessen Erhalt gerne im Vorstand der Bürgerinitiative mit. Vieles hat sich verändert aufgrund der gesetzlichen Vorschriften und des Jugendschutzes, stellte auch Jan-Dieter Junge fest. Waren es früher Zivis und Ehrenamtliche, die die Arbeit leisteten, liegt die Verantwortung jetzt in den Händen der hauptamtlich angestellten Sozialpädagogen Insa Pape, die die Leitung des Sasu innehat, und Jana Witte. 

Text: Sabine von der Decken, Foto: Jana Witte

Zum Foto: Insa Pape und Jan-Dieter Junge, heutige und einstige Leiter des Jugendzentrums.