„Mir ist immer wichtig zu versuchen, Dinge zu klären…”

Interview mit Matthias Kook

Was macht eigentlich ein Ortsamtsleiter? Matthias Kook, Ortsamtsleiter Oberneuland, erläutert seine Tätigkeit für die Bürger des Stadtteils.

Der hauptamtliche Ortsamtsleiter innerhalb Bremens hat eine besondere Rolle als Mittler zwischen Bürgern, dem Beirat und den zuständigen Behörden. In welcher Gewichtung finden die verschiedenen Aufgabenbereiche in Ihrer täglichen Arbeit statt?

Kook: Die Gewichtung ist sicher schwer zu differenzieren, da die Mittlerrolle in allen Belangen ein Großteil der Arbeit ist. Zudem sind es fließende Übergänge. Gibt es z.B. eine einzelne Fragestellung oder Beschwerde einer Bürgerin oder eines Bürgers, versuche ich dieses auf dem kurzen Dienstweg zu klären, die Informationen einzuholen oder Abhilfe zu schaffen. Ist dies dann ein generelles oder sich wiederholendes Problem im Stadtteil, geht es dann auch in den Beirat. Genauso bringt ja der Beirat Themen ein, die die Bürger bewegen oder leiten sie, wenn es Einzelfragen oder Anliegen sind, an das Ortsamt weiter. Mir ist dabei immer wichtig zu versuchen, Dinge zu klären oder eben die Informationen einzuholen, warum Angelegenheiten mal nicht zur Zufriedenheit der Bevölkerung zu regeln sind. Wichtig ist eben, dass man Sachverhalte oder auch existierende Vorschriften (auch wenn sie nicht immer logisch sind) erklären kann.
In eine andere Richtung ist es aber auch wichtig, die Beteiligungsrechte des Beirates zu wahren und Anfragen der Behörden zu Stellungnahmen sachgemäß weiterzuleiten und vorzubereiten. Genauso verhält es sich zu Beteiligungsrechten der Bürger, z.B. bei Anwohnerversammlungen im Rahmen von Bauleitplanungen.

Besonders wird im „Ortsgesetz Beiräte und Ortsämter“, das quasi als Jobbeschreibung dienen kann, Wert auf die Nachverfolgung der Anträge der Beiräte gelegt. Wie handhaben Sie dies?

Kook: Da kann man nur hartnäckig bleiben und ich glaube, das weiß der Beirat auch, dass ich das bin. Natürlich habe ich auch da eine Mittlerrolle, wissend um die sehr engen Kapazitäten in den einzelnen Behördenabteilungen. Dann kann der einzelne Mitarbeitende vielleicht manchmal nichts dafür, weil er Sachlagen nicht bearbeiten oder beantworten kann.
Aber genauso frustrierend ist es, wenn man dann ein Jahr lang keine Antworten bekommt, trotzt mehrerer Aufforderungen, wie z.B. bei der Hundeauslauffläche. Da war der letzte Weg dann auch mal an die Presse zu gehen, was dann wiederum in der senatorischen Behörde nicht gut ankam.

Was sind aus Ihrer Erfahrung die Besonderheiten für und mit Oberneuland?

Kook: In Oberneuland gibt es manchmal Fragestellungen oder Anliegen, die andere vielleicht als nicht so prioritär ansehen würden. Der Stadtteil erlebt einen stetigen Wandel, aber die Menschen möchten, dass dieser Wandel sensibel und angepasst vorangeht. Besonders Eingriffe in den Dorfcharakter und die Natur und das Grün werden dabei kritisch beobachtet. So ist z.B. eine große Einzäunung in einer naturnahen Randlage aus Sicht der Menschen ein großer Eingriff und es beschäftigt sie, und auch aus Sicht des Ortsamtes möglicherweise gegen geltendes Recht, aber an anderer Stelle wird das untergeordnet betrachtet. Dennoch ist es meine Aufgabe, da am Ball zu bleiben, weil es hier ein real existierendes Anliegen und Problem ist.

Wenn Sie Ihre Befugnisse erweitern könnten, was würden Sie sich wünschen?

Kook: Natürlich würde ich mir mehr Entscheidungsbefugnisse wünschen. Neben solchen Befugnissen müssten allerdings auch Verwaltungsvorschriften verschlankt werden. Diese bremsen nämlich oft wünschenswerte und sinn-volle Entscheidungen, wer immer sie auch trifft, aus. Auch der Beirat sollte aus meiner Sicht auch mehr wirkliche Entscheidungsbefugnisse haben. Schön wären auch mehr eigene Budgets im Ortsamt und für den Beirat.

Als Sie den Job antraten, hatten Sie sich das so vorgestellt?

Kook: Grundsätzlich ja. Etwas frustrierend ist es häufig, aus der Verwaltung und den senatorischen Dienststellen zu hören, was alles nicht geht, wegen Vorschriften, fehlendem Geld oder was auch immer, aber man ganz selten hört oder Vorschläge bekommt, was geht.

Danke für den Einblick in Ihre Arbeit! CB