Hundestube Bremen sittet seit fünf Jahren Vierbeiner

Sozialisierung durch Gruppenhaltung

Fünf Jahre ist es her, dass Kim Schimanski und Sarah Hennings ihr Angestelltenverhältnis zugunsten ihrer Selbstständigkeit aufgaben. Und fünf Jahre sind seitdem vergangen, in denen Hunde jeden Tag in ihrem unternehmerischen Konzept die erste Geige spielen. Denn mit Hundesitting in Bremen und umzu haben sie bei berufstätigen Hundebesitzern einen Nerv getroffen.

Mit ihrer beruflichen Ausbildung und ihrem speziellen Konzept der Hundehaltung haben sie in der Region ein Alleinstellungsmerkmal. Fünf Tage in der Woche betreuen sie von 7 bis 18 Uhr in ihrer in Lilienthal Seebergen gelegenen „Hundestube Bremen“ ganztägig oder stundenweise zehn Vierbeiner jeder Größe und jeden Alters in Gruppenhaltung.
„Wir sind absolute Hundemenschen“, betonen die beiden Tiermedizinischen Fachangestellten. Es war die lange Mittagspause in der tierärztlichen Praxis, die sie vor mehr als fünf Jahren veranlasste, einen Gassiservice für Hunde anzubieten. Die Anfragen berufstätiger Hundebesitzer aber häuften sich immer mehr und sie konnten den Bedarf nicht mehr decken. Während eines Fehmarnurlaubs wurde dann die Idee zum ganztägigen Hundesitten geboren. Ein dreiviertel Jahr kostete sie der Weg durch sämtliche amtliche Instanzen mit Erwerb des „Sachkundenachweis“, Vorlage eines polizeilichen Führungszeugnisses und Vorstellung ihres Businessplans beim Veterinäramt, bis sie 2018 endlich die Tore ihrer Hundetagesstätte in Seebergen öffnen durften.
Ursprünglich sollte die Huta in Borgfeld liegen, dann aber fanden sie bei Jürgen Lohmann in Seebergen ein 1.300 Quadratmeter großes Grundstück, auf dem sie seitdem die Hunde auf einer großen Freilauffläche mit gedämmten Hundehütten und -unterständen betreuen. Die bauten sie selber.
Ihre Hunde aber nutzen die Hütten und Unterstände kaum, denn sie suchen lieber die Nähe von Kim Schimanski und Sarah Hennings. Für den Winter haben die beiden jungen Frauen zudem noch eine beheizbare Hütte auf dem Gelände aufgebaut.
Ihr Konzept der Hundebetreuung ist ein besonderes, denn sie setzen auf Sozialisation in der Gruppe. Einzelhaltung geht für Kim Schimanski und Sarah Hennings gar nicht. „Hier lernen Hunde mit allen Altersklassen und Größen ein gutes Sozialverhalten“, sagt die 29-jährige Kim Schimanski.
Dass ihr Geschäftsmodell der Hundebetreuung in der Gruppe für die Region ziemlich einzigartig ist, war ihnen von Anfang an klar. Und deshalb haben sie auch eine lange Warteliste an Interessenten. Sollte doch mal ein Platz frei werden, ist der schnell wieder vergeben. Denn auch etliche ihrer Bestandskunden würden gerne mehr Betreuungszeit in Anspruch nehmen.
Um ihren Bestandskunden Übernachtungen und Urlaubsbetreuung anbieten zu können, steht demnächst ein Besuch des Veterinäramts auf dem Plan. Derzeit ist dieses Angebot aber noch nicht möglich. Schon länger sind die beiden jungen Frauen auf der Suche nach einem Resthof oder einem größeren Gelände, um dort Hundepension und Huta für mehr als zehn Hunde anzubieten. Dann, so der Plan, wollen sie mehrere Gruppen aufbauen. „Einzelhaltung finden wir nicht schön, Hunde sollen Sozialpartner haben“, sagen sie einstimmig.
Wie in einer Kita gibt es auch in der Hundestube Bremen eine Mittagspause, in der manche Hunde ihr Fressen bekommen, andere aber einfach nur eine Ruhezeit einlegen. Gassigehen mit einem Rudel von Hunden habe sich allerdings als nicht praktikabel erwiesen, sagt die 32-jährige Sarah Hennings. Und sei eigentlich auch nicht notwendig, denn durch die Gruppenhaltung haben die Hunde reichlich Eindrücke zu verarbeiten und sind nach dem Hutaaufenthalt „platt“ vom Spielen mit den Artgenossen.
In der Ferienzeit, wenn nicht so viele Vierbeiner in die Hundestube kommen, führen Kim Schimanski und Sarah Hennings die Hunde zum Baden an die Wümme. Ansonsten stehen auf dem weitläufigen Freigelände mehrere Hundepools zur Abkühlung zur Verfügung. Die landläufig verwendeten „Bestrafungsschellen“ oder ähnliche Maßnahmen in der Hundeerziehung sind für Hennings und Schimanski absolut indiskutabel.
Schon in der Kennenlernphase erkennen die beiden Tiermedizinischen Fachangestellten, die zudem Krallen- und Fellpflege wie auch das Ausdrücken der Analdrüsen anbieten, ob ein Hund sich in ihrer Hundegruppe wohlfühlt und einfügen kann. „Wir wollen hier keine Unruhe, sondern eine harmonische Gruppe“, auch darin sind sich die beiden Hundefreundinnen einig.
Meistens klappt es besser, wenn der Besitzer nicht mit dabei ist, so ihre Erfahrung. Denn schlechtes Benehmen von Hunden sei in
aller Regel ein Erziehungsfehler.
Hennings und Schimanski fiel bei Hundespaziergängen immer wieder auf, dass die wenigsten Vierbeiner sozialisiert und umgänglich sind. Aus diesem Grund macht Kim Schimanski derzeit ihren Hundetrainerschein, um eine Hundeschule aufbauen und Spielstunden am Wochenende anbieten zu können.


Text und Foto: Sabine von der Decken